Die 18. Sicherheitstagung von BfV und ASW Bundesverband stand ganz im Zeichen der strategischen Verbindung von Wirtschaft und Sicherheit. In Berlin trafen sich heute Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Sicherheitsbehörden und Wissenschaft, um den Herausforderungen einer sich wandelnden Weltordnung zu begegnen. Im Fokus stand dabei ein präventiver, defensiver Ansatz, der sich klar von offensiven Angriffskriegsstrategien abgrenzt – und damit auch die Position des ASW unterstreicht, dass wirtschaftliche Stärke und Sicherheit untrennbar miteinander verknüpft sind.
Die neue Vermessung der Welt: Zwischen Wirtschaft und Geopolitik
Unter dem Leitmotiv „Die Neue Vermessung der Welt – Deutschlands Wirtschaft & die Rückkehr der Geopolitik“ wurde deutlich, dass wirtschaftliche Verflechtungen zunehmend als geopolitisches Instrument genutzt werden. Dabei zeigt sich, dass globale Lieferketten und Investitionsströme nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bergen. In diesem Kontext fordert der ASW eine strategische Neuorientierung, die darauf abzielt, wirtschaftliche Offenheit nicht zur Verwundbarkeit werden zu lassen. Insbesondere der Einsatz modernster Cyber- und Überwachungstechnologien soll dazu beitragen, kritische Infrastrukturen und unternehmerische Netzwerke vor staatlich geförderten Angriffen und wirtschaftlicher Erpressung zu schützen.
Deutschland und Europa am Wendepunkt
Die Tagung stellte grundlegende Fragen in den Mittelpunkt:
- Wie kann Deutschland wirtschaftliche Offenheit und Sicherheit in Einklang bringen?
Hier wird betont, dass eine digitale Souveränität und die Entwicklung eigener Schlüsseltechnologien essenziell sind, um externe Abhängigkeiten zu reduzieren. - Welche Maßnahmen sind notwendig, um strategische Abhängigkeiten zu vermeiden?
Experten plädieren für eine Diversifizierung von Lieferketten und den Ausbau nationaler Produktionskapazitäten, etwa in Bereichen wie Halbleiterfertigung und kritischer IT-Infrastruktur. - Wie kann die EU geschlossen auf Bedrohungen durch Drittstaaten reagieren?
Eine enge Kooperation auf europäischer Ebene wird als zentral angesehen, um gemeinsame Standards zu etablieren und den technologischen Wettbewerb zu stärken.
Diese Fragen unterstreichen, dass die Zukunft Europas und Deutschlands von einem koordinierten Vorgehen abhängt. Der ASW vertritt die Auffassung, dass ein partnerschaftlicher Austausch zwischen Staat und Wirtschaft nicht nur eine Reaktion auf akute Krisen darstellt, sondern eine nachhaltige strategische Weichenstellung für die kommenden Jahrzehnte ist.
Sicherheitspolitik und Wirtschaftssicherheit als Chefsache
BfV-Vizepräsident Sinan Selen warnte eindringlich vor den Folgen einer sich rasant wandelnden Weltordnung. Geopolitische Umwälzungen, verstärkt durch technologische Disruptionen, führen zu einer immer komplexeren Bedrohungslage. Cyberangriffe, Desinformation und Sabotage – in Kombination mit der ökonomischen Instrumentalisierung von Handelsbeziehungen – schaffen ein Szenario, in dem traditionelle und neue Bedrohungen Hand in Hand gehen. Der ASW sieht hierin einen Weckruf: Sicherheitspolitik und Wirtschaftssicherheit sind nicht länger Randthemen, sondern zentrale Aufgaben, die konsequent und vorausschauend angegangen werden müssen. Nur durch präventive Maßnahmen und die Modernisierung der Sicherheitsarchitekturen können wirtschaftliche Erfolge und nationale Souveränität langfristig gesichert werden.
Geoökonomie als Schlüsselfaktor
ASW-Vorstandsvorsitzender Alexander Borgschulze betonte, dass Handels- und Investitionsflüsse längst nicht mehr rein wirtschaftlich motiviert sind – sie haben sich zu einem wesentlichen geopolitischen Faktor entwickelt. Beispielsweise können wirtschaftliche Sanktionen, gezielte Exportkontrollen und der Zugriff auf strategische Rohstoffe zu einem politischen Druckmittel werden. Der ASW fordert daher eine strategische Neuorientierung in der Geoökonomie. Dies beinhaltet unter anderem:
- Förderung von Forschung und Entwicklung in Schlüsselindustrien, um technologische Unabhängigkeit zu erreichen.
- Ausbau von Resilienzstrategien in der Wirtschaft, etwa durch flexible Produktionsnetzwerke und verstärkte Partnerschaften im europäischen Raum.
- Gezielte Investitionen in kritische Infrastrukturen, um das wirtschaftliche Rückgrat Deutschlands zu stärken und Angriffsflächen zu minimieren.
Diese Perspektive unterstreicht, wie essenziell es ist, ökonomische und sicherheitspolitische Maßnahmen eng miteinander zu verzahnen, um zukünftigen Herausforderungen wirksam zu begegnen.
Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft – Der Weg zur Zukunftssicherung
Die Tagung machte deutlich, dass die enge Kooperation zwischen staatlichen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft der Schlüssel zur Bewältigung komplexer Bedrohungen ist. Neben der Intensivierung des Informationsaustauschs und der gemeinsamen Entwicklung von Abwehrstrategien, sieht der ASW auch in der Förderung von Public-Private-Partnerships einen wichtigen Baustein. Solche Partnerschaften ermöglichen es, in einem dynamischen Umfeld schnell auf neue Herausforderungen zu reagieren – sei es durch den Ausbau von Cyber-Abwehrmaßnahmen, die Etablierung eines europäischen Krisenmanagements oder die Implementierung moderner Technologien in der Verteidigung kritischer Infrastrukturen.
Fazit
Die 18. Sicherheitstagung verdeutlicht, dass ein defensiver Ansatz, der auf Kooperation, strategischer Weitsicht und der konsequenten Verzahnung von Wirtschaft und Sicherheit basiert, der richtige Weg ist, um den Herausforderungen einer neuen, von Unsicherheiten und hybriden Bedrohungen geprägten Weltordnung zu begegnen. Deutschlands Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität hängen maßgeblich von einer Politik ab, die Verteidigung und wirtschaftliche Offenheit nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende Säulen einer zukunftsfähigen Strategie versteht – eine Position, die der ASW energisch vertritt.