- Trotz erheblicher Unterschiede: alle Fachsparten weisen Wachstum auf
- Rechtsrahmen und Baukonjunktur fordern Branche heraus, Digitalisierung bietet weiter Wachstumschancen
- Fachkräftemangel immer größeres Problem
2023 verzeichnete der Markt für elektronische Sicherheitstechnik in Deutschland ein Umsatzplus von 3,6 Prozent auf mehr als 5,3 Milliarden Euro. „In der Summe fiel das Wachstum 2023 etwas geringer aus als in den beiden Jahren zuvor. Zudem gibt es bei den einzelnen Gewerken erhebliche Unterschiede – aber wichtig ist: Alle konnten zulegen“, sagte Dirk Dingfelder, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Sicherheit. „Der Trend zur Integration elektronischer Sicherheitstechnik durch Digitalisierung und Vernetzung hat sich bestätigt. Der Markt entwickelt sich weiter hin zu vernetzten Produkten und Systemen, die Bedeutung des Software-Anteils und begleitender digitaler Dienste nimmt stetig zu“, so Axel Schmidt, Vorstandsvorsitzender des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V.
Dass der Gebäudesektor einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten kann und muss, steigert nicht nur die politische Relevanz, sondern trägt auch zur positiven Marktentwicklung bei elektronischer Sicherheitstechnik bei: „Überall dort, wo Sicherheitstechnik einen erkennbaren Beitrag zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden leisten kann, wird sie von der Politik unterstützt“, erläuterte Dingfelder. Die Förderung von Systemen der Aufzugsschachtentrauchung und -belüftung zur CO2-Einsparung sei dafür ein konkretes Beispiel.
Andererseits wird die Geschäftsentwicklung der Sicherheitstechnik stark von der Baukonjunktur bestimmt. „Die Zeichen für den Bau stehen aktuell nicht besonders gut“, so Schmidt. „Insbesondere die Zahl der neuen Baugenehmigungen, die zuletzt um rund 25 Prozent eingebrochen sind, gibt Anlass zur Sorge.“
Besondere Herausforderungen bietet zudem der Rechtsrahmen: „Die europäische Bauprodukte-Verordnung stellt uns in der Normung vor neue Prozesse. Die Folgen sind weitreichend und noch nicht in Gänze absehbar“, so Dingfelder. „Zunehmend problematisch wird auch die Personalsituation im Sicherheitsmarkt“, ergänzte Schmidt. Der Fachkräftemangel verschärfe die Belastungen für die Branche erheblich.
Einzelne Gewerke wachsen unterschiedlich
Der Umsatz mit Brandmeldetechnik – dem mit Abstand größten Gewerk der elektronischen Sicherheitstechnik, das zudem stark von der Baukonjunktur abhängig ist – stieg 2023 um 3,3 Prozent auf 2,51 Milliarden Euro. Die Sprachalarmanlagen legten um 2,3 Prozent auf einen Umsatz von 133 Millionen Euro zu.
Eine überdurchschnittliche Entwicklung verzeichneten erneut die Videosysteme mit einem Umsatzplus von 5,9 Prozent auf 790 Millionen Euro. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die Flexibilität der Videosicherheitstechniken in Kombination mit anderen Technologien sorgen für ein anhaltend hohes Wachstum. Auch Zutrittssteuerungssysteme haben sich im Markt mit einem Plus von 6,8 Prozent auf 485 Millionen Euro gut behauptet.
Das Wachstum bei den Überfall- und Einbruchmeldeanlagen fiel 2023 mit plus 1,0 Prozent auf 900 Millionen Euro wieder etwas schwächer aus. Hier zeige der Wegfall der KfW-Zuschüsse für den privaten Einbruchschutz Wirkung, obwohl die Anzahl der Wohnungseinbrüche zuletzt wieder deutlich angezogen habe.
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen inklusive der Natürlichen Lüftung (RWA/NL) verzeichneten einen knappen Anstieg auf 177 Millionen Euro. Hingegen haben die sonstigen Technologien wie Rufanlagen nach DIN VDE 0834, Fluchttürsysteme, Personenhilferuf sowie weitere Systeme und Komponenten mit insgesamt plus 5,8 Prozent deutlich zugelegt.
Auftragsrückgang in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie verlangsamt sich
Produktion und Umsatz zuletzt mit Zuwächsen
Mit minus 4,7 Prozent verzeichnete die deutschen Elektro- und Digitalindustrie im April 2024 einen deutlich moderateren Rückgang bei den Auftragseingängen als noch im ersten Quartal dieses Jahres (- 13,2 %). Während die Inlandsorders noch um 13,8 Prozent zurückfielen, konnten die Aufträge von ausländischen Kunden im April um 4,0 Prozent zulegen. Dabei gingen aus dem Euroraum 2,0 und aus Drittländern 5,3 Prozent mehr neue Bestellungen ein als ein Jahr zuvor.
In den zusammengenommenen ersten vier Monaten dieses Jahres lagen die Aufträge noch 11,3 Prozent unter Vorjahr. Hier nahmen die Bestellungen aus dem Inland um 14,5 Prozent ab. Der Wert der Auslandsaufträge fiel um 8,6 Prozent geringer aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (Eurozone: – 7,6 %, Nicht-Euroraum: – 9,2 %).
Die reale, d.h. um Preiseffekte bereinigte Produktion elektrotechnischer und elektronischer Güter in Deutschland konnte im April 2024 wieder um 3,0 Prozent gegenüber Vorjahr zulegen. „Dazu beigetragen hat hier sicher, dass der April in diesem Jahr ganze drei Arbeitstage mehr hatte als im gleichen Vorjahresmonat, nachdem es im März noch genau umgekehrt war“, sagte ZVEI-Chef-Volkswirt Dr. Andreas Gontermann. In den ersten vier Monaten dieses Jahres verfehlte der aggregierte Branchenoutput sein Vorjahreslevel noch um 8,0 Prozent.
Mit 18,7 Milliarden Euro fielen die nominalen Erlöse der deutschen Elektro- und Digitalindustrie im April 2024 insgesamt um 4,0 Prozent höher aus als im gleichen Monat des Vorjahres. Dabei wurden mit inländischen Kunden 9,1 Milliarden Euro umgesetzt (+ 5,0 %) und mit ausländischen 9,6 Milliarden Euro (+ 3,1 %). Während die Erlöse mit Geschäftspartnern aus der Eurozone im April um 2,3 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zunahmen, gab es beim Umsatz mit Kunden außerhalb des gemeinsamen Währungsraums einen Anstieg um 3,6 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro.
Von Januar bis April 2024 fielen die aggregierten Branchenerlöse noch um 5,8 Prozent gegenüber Vorjahr auf 74,1 Milliarden Euro. Im Inland wurden in den ersten vier Monaten Geschäfte im Wert von 35,7 Milliarden Euro gemacht (- 6,0 %), im Ausland von 38,4 Milliarden Euro (- 5,6 %). Dabei verlief die Entwicklung der Umsätze mit Partnern aus dem Euroraum (- 4,4 % auf 14,1 Mrd. €) weniger ungünstig als die mit Kunden aus Drittländern (- 6,3 % auf 24,3 Mrd. €).
Sowohl bei den Produktions- als auch den Beschäftigungsplänen gab es im Mai 2024 keine nennenswerten Veränderungen gegenüber dem Vormonat. Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie beschäftigte zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres 900.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon befinden sich aktuell 30.200 in Kurzarbeit.
„Das Geschäftsklima hat sich nach dem Rücksetzer im April zuletzt wieder aufgehellt“, sagte Gontermann. „Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die allgemeinen Geschäftserwartungen fielen besser aus als im Vormonat.“ Auch die Exporterwartungen zogen im Mai an.