14-Tage Rückblick: Europas Sicherheitslandschaft im Wandel

Juni 16, 2025

Hightech-Drohnen, Chemie-Scanner & Schlag gegen Drogenkartell

Vom Schutz der Grenzen mit Drohnen, über chemische Bedrohungsanalyse bis hin zur Zerschlagung eines Drogenkartells – Europas Sicherheitsbehörden und Technologiepartner verstärken 2025 ihre Maßnahmen gegen Kriminalität, Terror und Grenzbedrohungen.

Europol geht gegen Online-Terrorpropaganda vor

Am 27. Mai koordinierte Europol einen großangelegten Referral Action Day, um gegen terroristische Propaganda im Netz vorzugehen, die gezielt Minderjährige anspricht. Mehr als 2.000 Links mit dschihadistischen und rechtsextremen Inhalten wurden identifiziert und zur Löschung gemeldet. Besonders besorgniserregend: Terrorgruppen nutzen zunehmend künstliche Intelligenz, um visuelle Inhalte, Memes und sogar Spiel-Elemente so zu gestalten, dass sie auf Jugendliche besonders manipulativ wirken.

Die Aktion ist Teil einer neuen Europol-Taskforce, die sich mit der zunehmenden Rekrutierung Jugendlicher für organisierte Kriminalität beschäftigt – ein Trend, der bereits über 70 % der kriminellen Märkte betrifft. Ziel: Schutz junger Menschen vor digitaler Radikalisierung und Missbrauch durch Extremisten.

Frontex und Bulgarien starten Drohnenprojekt für den Grenzschutz

Wenige Tage später, am 26. Mai, startete Frontex gemeinsam mit der bulgarischen Grenzpolizei ein Pilotprojekt zur Nutzung taktischer Langstrecken-Drohnen. Die unbemannten Luftfahrzeuge sind mit hochmodernen Sensoren und Kommunikationssystemen ausgestattet, die eine präzise Echtzeitüberwachung ermöglichen und so helfen sollen, grenzüberschreitende Kriminalität frühzeitig zu erkennen.

Frontex-Direktor Hans Leijtens betonte: „Mit Hightech-Drohnen sehen wir nicht nur mehr – wir sehen intelligenter.“ Ziel ist es, die Technologie für den europaweiten Einsatz vorzubereiten. Drei Industriepartner – Global SAT, Shield AI und DAT CON – liefern die Drohnen im „Company-owned, Company-operated“-Modell. Am 4. und 5. Juni findet dazu eine Live-Demo in Burgas, Bulgarien statt, bei der Vertreter aus EU und Drittstaaten die Systeme in Aktion erleben.

Frontex-Demonstration in Bulgarien

In Burgas wurden die neuen Drohnensysteme am 4. und 5. Juni live vorgestellt. Regierungsvertreter, Sicherheitsbehörden und EU-Institutionen konnten sich von der operativen Leistungsfähigkeit überzeugen. Ziel ist es, neben der Überwachung auch die Kosten-Effizienz und Einsatzreife dieser Technologien zu testen und Prozesse für zukünftige Frontex-Missionen zu standardisieren.

Rigaku stellt neue Generation mobiler Raman-Analyser vor

Am 13. Juni präsentierte Rigaku Analytical Devices mit dem „Icon-X“ die neueste Generation ihrer tragbaren 1064-nm-Raman-Analysatoren, die speziell für den Einsatz in der Gefahrenstofferkennung entwickelt wurden. Erstmals erlaubt das Gerät eine berührungslose Fernanalyse, was den Schutz von Einsatzkräften bei potenziell explosiven oder toxischen Substanzen deutlich erhöht.

Besonders für Militär, Polizei, EOD-Teams und Grenzschutz ist diese Innovation ein Sicherheitsgewinn: Die Icon-Serie enthält eine umfangreiche Bibliothek chemischer Kampfstoffe, Sprengstoffe, Drogen und toxischer Industriechemikalien. Sie ist robust, wasserdicht (IP68), stoßfest (MIL-STD-810H) und mit einem hochauflösenden Display sowie GPS-Funktionalität ausgestattet. Laut Dr. Michael Hargreaves wurde das neue System auf Basis globaler Nutzererfahrungen entwickelt, um Einsatzkräften weltweit präzise und sichere Analysen zu ermöglichen.

Spanische Polizei zerschlägt Großkartell auf den Kanaren

Den vorläufigen Höhepunkt dieser sicherheitspolitischen Entwicklungen markierte der 16. Juni, als die spanische Polizei in einer koordinierten Großaktion ein weitreichendes Drogenkartell zerschlug. Die Organisation hatte tonnenweise Kokain über den Atlantik nach Lanzarote, Gran Canaria und Fuerteventura geschleust – mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitsbooten (Go-Fast-Methode), die von sogenannten Mutterschiffen auf hoher See betankt wurden.

Im Rahmen von 29 Hausdurchsuchungen wurden 48 Personen verhaftet, darunter zentrale Koordinatoren des Netzwerks. Sichergestellt wurden 3.800 Kilo Kokain, 69 Fahrzeuge (darunter 19 Boote und Jetskis), sechs Immobilien, Waffen, Bankkonten und Kommunikationsausrüstung. Die Gruppe nutzte verschlüsselte Kommunikation, Satellitentelefone und sogar ein gesunkenes Wrack als Tankstation.

Die Operation war ein Gemeinschaftsprojekt von Europol, DEA, NCA, MAOC-N sowie Behörden aus Frankreich, Portugal, Kolumbien, Kap Verde und Polen. Finanziert wurde sie über den Inneren Sicherheitsfonds (ISF) der EU, im Rahmen der Strategie zur Bekämpfung organisierter Kriminalität und zum Schutz der europäischen Bürger.

Die vergangenen Wochen zeigen deutlich: Die Sicherheitsbehörden Europas setzen auf eine Kombination aus Hightech, internationaler Zusammenarbeit und präventiven Maßnahmen, um kriminelle Strukturen zu zerschlagen, Grenzschutz zu modernisieren und Radikalisierung zu verhindern. Ob mit Drohnen, chemischen Analysatoren oder digitalen Eingriffen – Europas Sicherheitsarchitektur ist 2025 im Umbruch.

Related Articles

„Mehr Mindestlohn, weniger Sicherheit?“

Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) trifft mit seiner Kritik an der geplanten Mindestlohnerhöhung einen wunden Punkt der aktuellen Arbeitsmarktpolitik: Statt realwirtschaftliche Rahmenbedingungen ernsthaft in den Blick zu nehmen, wird der gesetzliche...

Share This