Airport Security: Sicherheit in Sekunden

Juli 1, 2025

Wie intelligente Akustiküberwachung am Prager Flughafen Leben rettet

In Krisensituationen entscheiden oft Sekunden über Leben und Tod. Genau hier setzt ein innovatives Sicherheitssystem an, das kürzlich am Václav-Havel-Flughafen in Prag unter realitätsnahen Bedingungen getestet wurde: der Sound Event Detector (SED) des tschechischen Unternehmens JALUD Embedded s.r.o.. Eine umfangreiche Übung unter Einbindung von Polizei, Sicherheitsexperten und Wissenschaftlern zeigte, wie akustische Ereigniserkennung in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz bestehende Reaktionszeiten radikal verkürzen kann – und damit einen Paradigmenwechsel in der Sicherheitsarchitektur öffentlicher Räume einleitet.

Im Rahmen des Notfalltrainings „STČ-14/IZS AMOK“ wurden verschiedene Gefahrenszenarien durchgespielt: verbale Aggression, unerlaubtes Eindringen sowie ein aktives Bedrohungsszenario mit Schusswaffeneinsatz. In allen Fällen kam der SED zum Einsatz, ein System, das speziell darauf trainiert ist, relevante akustische Signale wie Schreie, Schüsse oder zerbrechendes Glas innerhalb von Sekunden zu identifizieren – und automatisch eine Meldung an die zentrale Sicherheitsleitstelle weiterzuleiten.

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll. Während in einem simulierten Schusswaffenvorfall ohne SED durchschnittlich 6 Minuten und 50 Sekunden bis zur ersten Reaktion vergingen, konnte das System mit automatischer Detektion die Reaktionszeit auf gerade einmal 5 Sekunden senken – eine Zeitersparnis von über 97 %. Auch in anderen Szenarien reduzierte sich die Reaktionszeit auf ein Minimum: Bei verbaler Eskalation beispielsweise sank die Alarmierungszeit von 30 auf 5 Sekunden. Dabei wurden im gesamten Test keine Fehlalarme ausgelöst – ein entscheidendes Qualitätsmerkmal in der Echtzeitüberwachung, in der jede unnötige Eskalation zu Ressourcenbindung oder Panik führen kann.

Technisch basiert das System auf einem Netz aus akustischen Sensoren, die mit Kameras von Axis Communications verknüpft und über eine zentrale Steuerungseinheit koordiniert werden. Die Sensoren sind auf mobilen Stativen montiert und vollständig in die bestehende Flughafeninfrastruktur integriert. Mit Hilfe fortgeschrittener Machine-Learning-Algorithmen – darunter neuronale Netze – analysiert der SED eingehende Signale in Echtzeit und klassifiziert sie mit über 95 % Genauigkeit. Dabei unterscheidet er zuverlässig zwischen harmlosen Umgebungsgeräuschen und tatsächlichen Bedrohungen.

Auch wenn der SED in allen Testszenarien eine hervorragende Leistung zeigte, gibt es klare Grenzen: Bei stummen oder lautlosen Vorfällen – etwa verdecktem Diebstahl oder unauffälligen Angriffen – stößt die rein akustische Erkennung an ihre natürlichen Grenzen. Die Studienautoren empfehlen daher den kombinierten Einsatz von Audio-, Video- und Bewegungssensorik, um ein umfassendes Sicherheitsnetz zu schaffen. Ergänzend sei auch die Weiterentwicklung der Algorithmen notwendig, insbesondere in sehr lauten Umgebungen, in denen Hintergrundlärm potenziell zu Fehldeutungen führen könnte.

Trotzdem ist das Fazit eindeutig: Der Sound Event Detector von JALUD hat sich in der Praxis als leistungsfähige, zuverlässige Ergänzung zu bestehenden Sicherheitssystemen erwiesen. Der unmittelbare Nutzen – etwa im Flughafenumfeld, an Bahnhöfen, in Einkaufszentren oder Bildungseinrichtungen – liegt auf der Hand: automatische, sekundenschnelle Reaktion ohne menschliche Verzögerung. Damit reduziert sich nicht nur die Zeit bis zum Eingreifen der Sicherheitskräfte, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorfall eskaliert.

In einer Welt, in der Sicherheit zunehmend von Geschwindigkeit abhängt, zeigt dieses Beispiel eindrucksvoll, wie moderne Technologie und intelligente Systeme konkret zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit beitragen können. Wer heute präventiv denkt, wird morgen schneller handeln – und Leben retten.

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