Neuer Bericht: Terroristen profitieren von globalen Spannungen

Dezember 16, 2024

Terroristen passen ihre Methoden und Narrative weiterhin an, um globale Ereignisse, digitale Technologien und gesellschaftliche Schwachstellen auszunutzen. Der heute von Europol veröffentlichte EU-Terrorismus Lage- und Trendbericht (EU TE-SAT) 2024 bietet einen detaillierten Überblick über die sich entwickelnde Terrorismuslandschaft in der Europäischen Union im Jahr 2023.

Catherine De Bolle, Exekutivdirektorin von Europol, sagte dazu: In der sich ständig verändernden Welt von heute passen terroristische Akteure ihre Botschaften, ihre Öffentlichkeitsarbeit und ihre Aktivitäten ständig an die neuesten geopolitischen und sozioökonomischen Entwicklungen an. Die gezielte Ansprache und Einbeziehung junger Menschen durch terroristische Gruppen, einschließlich ihrer aktiven Rolle bei der Produktion von Online-Propaganda und der Planung von Anschlägen, gibt zunehmend Anlass zur Sorge. Ebenso beunruhigend ist der Einsatz von KI und anderen Technologien durch terroristische Gruppen, um ihre Botschaften zu verstärken und ihre Operationen zu erleichtern. Europol und seine Partner sind entschlossen, diesen neuen Entwicklungen mit starken Partnerschaften und innovativen Lösungen zu begegnen.

EU TE-SAT 2024 unterstreicht die Anpassungsfähigkeit terroristischer Bedrohungen. Nur durch die Nutzung von Echtzeitinformationen, die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und den Einsatz fortschrittlicher Technologien können wir diesen sich entwickelnden Herausforderungen begegnen und unsere Gemeinschaften schützen.

Geopolitische Spannungen stärken terroristische Narrative

Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und die darauf folgende militärische Reaktion im Gazastreifen haben weltweit Reaktionen ausgelöst. Seit dem ersten Angriff verbreitete die Hamas Propaganda, um dschihadistische Gruppen weltweit zu mobilisieren. Terroristische Gruppen nutzten die hohe Zahl ziviler Opfer, um ihre Propaganda auszubauen, Einzelpersonen zu radikalisieren und verstärkt zur Gewalt aufzurufen. Die Hamas nutzte die Krise, um sich über Geldüberweisungen, Kryptowährungen und Hawala-Netzwerke finanzielle Mittel zu beschaffen. Einige dieser Überweisungen stammten möglicherweise aus der EU.

Der Konflikt und die daraus resultierende Propaganda haben extremistische Narrative von dschihadistischen, rechten, linken und anarchistischen Gruppen zusammengeführt und zu Online-Aufrufen zur Gewalt geführt, die sich insbesondere gegen jüdische und israelische Interessen weltweit richteten. Dies hat antisemitische und antimuslimische Spannungen innerhalb der EU verstärkt. Auf regionaler Ebene geben die Konfrontationen zwischen der Hisbollah und Israel Anlass zu Sicherheitsbedenken in der EU.

Jugend und Technologie nutzen

Die Beteiligung junger Menschen an terroristischen Aktivitäten nimmt zu. Terroristische Gruppen nutzen zunehmend Online-Plattformen und Spielumgebungen, um ein jüngeres Publikum zu erreichen. Durch die Verbreitung von Inhalten wie Videos, Musik und Memes radikalisieren diese Gruppen Einzelpersonen und mobilisieren sie für Propaganda, Anwerbung und sogar Anschläge. Darüber hinaus hat sich der Radikalisierungsprozess beschleunigt; die Zeit zwischen der ersten Konfrontation mit extremistischen Inhalten und gewalttätigen Handlungen hat sich deutlich verkürzt.

Die zunehmende antisemitische und antimuslimische Rhetorik hat die gesellschaftlichen Spannungen verschärft und zu einer starken Polarisierung bestimmter Gruppen geführt. Inzwischen haben sowohl Dschihadisten als auch Rechtsextremisten den Konflikt zwischen Israel und der Hamas genutzt, um ihre Narrative zu verbreiten und zu Aktionen aufzurufen.

Die Doppelnatur der Technologie zeigt sich, wenn sie von terroristischen Gruppen ausgenutzt wird, die Fortschritte in der KI und in verschlüsselten Kommunikationstechnologien für ihre Operationen nutzen. KI-generierte Deepfakes werden für Propaganda und Desinformation eingesetzt, während verschlüsselte Messaging-Anwendungen sichere Kommunikationskanäle für Planung und Rekrutierung bieten. Innovationen werden für Waffen genutzt, wobei 3D-gedruckte Schusswaffen insbesondere bei Rechtsextremisten immer beliebter werden.

EU TE-SAT 2023:

  • 120 terroristische Vorfälle in sieben EU-Mitgliedstaaten, darunter 98 vollendete Anschläge, 9 fehlgeschlagene Versuche und 13 vereitelte Anschläge, was einen deutlichen Anstieg gegenüber 2022 darstellt.
  • 6 Tote und 12 Verletzte durch dschihadistische Anschläge, die tödlichste Form des Terrorismus in der EU.
  • 426 Festnahmen in 22 Mitgliedstaaten im Zusammenhang mit terroristischen Straftaten, davon 78 % im Zusammenhang mit dschihadistischen Straftaten.

Dschihadistischer Terrorismus: eine anhaltende und tödliche Bedrohung

Der dschihadistische Terrorismus stellt nach wie vor die größte Bedrohung für die Sicherheit in der EU dar. Im Jahr 2023 waren 5 der 14 versuchten dschihadistischen Anschläge erfolgreich. Alle diese Anschläge wurden von Einzeltätern verübt, was die Herausforderungen bei der Verhinderung von Anschlägen durch Einzeltäter verdeutlicht. Hinzu kommt, dass diese sogenannten Einzeltäter über Online-Communities gut vernetzt sind. Bei den meisten Anschlägen wurden Waffen wie Messer und Schusswaffen eingesetzt, wobei die Täter häufig online radikalisiert wurden. Die dschihadistische Propaganda nutzte weiterhin gesellschaftliche Spaltungen und geopolitische Ereignisse wie den Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, um Personen zu rekrutieren und zu radikalisieren.

Terroristische Gruppen nutzen auch verschlüsselte Kommunikation und soziale Medien, um unentdeckt zu bleiben, während sie weiterhin Propaganda verbreiten, die auf gefährdete Personen abzielt. Junge Menschen beteiligen sich zunehmend an der Produktion und Verbreitung von Propaganda in Online-Netzwerken. 334 Personen wurden wegen dschihadistischer Straftaten festgenommen, wobei der Anteil junger Menschen an den Festnahmen insgesamt zunimmt. Haftanstalten sind nach wie vor Brutstätten der Radikalisierung, da einige Häftlinge versuchen, andere zu rekrutieren. Entlassene Häftlinge stellen weiterhin ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar.

Rechtsterrorismus: Einsatz digitaler Werkzeuge

Obwohl im Jahr 2023 nur zwei rechtsterroristische Anschläge verübt wurden, die beide vereitelt werden konnten, bleibt die ideologische und operative Bedrohung hoch. Vor allem jüngere Rechtsextremisten sind zunehmend in Online-Communities aktiv, verbreiten Propaganda, schüren Gewalt und experimentieren mit Technologien wie dem 3D-Druck zur Herstellung von Waffen.

Online-Plattformen werden zur Verbreitung von Propaganda, zur Anwerbung und zum Austausch von Anleitungen für die Herstellung von Waffen genutzt, wobei das Interesse an 3D-gedruckten Schusswaffen besonders groß ist. Unter den Festgenommenen waren auch Jugendliche, die sich online radikalisiert hatten und an der Anstiftung und Planung von Anschlägen beteiligt waren. Narrative wie Ökofaschismus und Anti-System-Rhetorik gewannen an Bedeutung und verbanden Umweltbelange mit extremistischer Ideologie.

Linker und separatistischer Terrorismus: anhaltende Aktivitäten

Linker und anarchistischer Terrorismus war 2023 für 32 Anschläge verantwortlich, die sich hauptsächlich gegen Eigentum und kritische Infrastruktur richteten. Separatistische Gruppen waren für die Mehrzahl der vollendeten Anschläge verantwortlich. Diese Gruppen richten ihre Aktivitäten häufig gegen gesellschaftspolitische Missstände, wie antikapitalistische und Umweltbewegungen.

Linke Akteure griffen Regierungsgebäude, Finanzinstitutionen und Unternehmen an. Die Unterstützung inhaftierter Anarchisten blieb ein Katalysator für Gewalttaten, ebenso wie eine allgemeine antistaatliche Stimmung. Ethnisch-nationalistische Gruppen blieben aktiv und konzentrierten sich häufig auf regionale Unabhängigkeit.

Die Europäische multidisziplinäre Plattform gegen kriminelle Bedrohungen (EMPACT) befasst sich mit den wichtigsten Bedrohungen, die von der organisierten und schweren internationalen Kriminalität ausgehen und die EU betreffen. EMPACT stärkt die nachrichtendienstliche, strategische und operative Zusammenarbeit zwischen nationalen Behörden, EU-Institutionen und -Organen sowie internationalen Partnern. EMPACT wird alle vier Jahre durchgeführt und konzentriert sich auf die gemeinsamen Prioritäten der EU im Bereich der Kriminalität.

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