Laut dem Baurechtsreport des TÜV-Verbandes für 2023 weisen über 70 % der sicherheitstechnischen Einrichtungen in Gebäuden Mängel auf. Besonders alarmierend sind die Ergebnisse im Bereich des technischen Brandschutzes, die von TÜV Süd näher analysiert wurden. Durch planungs- und baubegleitende Prüfungen sowie eine fachgerechte Wartung könnten diese Mängel signifikant reduziert werden.
Der Baurechtsreport erfasst gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen sicherheitsrelevanter Anlagen in Sonderbauten, wie Hochhäusern, Schulen, Krankenhäusern und Hotels. Im Jahr 2023 wiesen 27,1 % der geprüften Brandschutzanlagen „wesentliche Mängel“ auf, während 43,9 % „geringfügige Mängel“ zeigten. Lediglich 29 % der Anlagen waren mängelfrei. „Diese Ergebnisse sind besorgniserregend“, erklärt Stefan Veit, Experte für anlagentechnischen Brandschutz bei TÜV Süd. Die konstant hohe Zahl wesentlicher Mängel trotz wiederkehrender Prüfungen gefährdet sowohl die Betriebssicherheit als auch die Sicherheit der Gebäude und deren Nutzer.
Um die Ursachen der Mängel zu ermitteln, analysierte Veit über 600 Prüfberichte von Brandmelde- und Alarmierungsanlagen, die zwischen 2019 und 2022 erstellt wurden. Dabei zeigte sich, dass die häufigsten Mängel nicht technische Defekte, sondern organisatorische Probleme wie fehlende Dokumentationen oder Anpassungen an bauliche Veränderungen waren. Mängel in der technischen Dokumentation und fehlende Anpassungen an bauliche Veränderungen waren hierbei besonders auffällig.
Technische Defekte traten ebenfalls auf, jedoch nur in geringer Häufigkeit. Die Berichte wiesen viele Mängel bei Brandfallsteuerungen, Kabel- und Leitungsanlagen sowie der Spannungsversorgung aus. Diese Mängel resultieren häufig aus Fehlern bei Planung und Errichtung sowie unzureichenden Wartungsmaßnahmen. Der TÜV Süd-Experte führt die geringe Anzahl technischer Defekte auf die Wirksamkeit moderner Prüfeinrichtungen zurück, die solche Mängel frühzeitig erkennen und beheben können.
Eine wachsende Herausforderung sind laut Veit die Planung und Inbetriebnahme von Brandfallsteuerungen. Mit der Anzahl vernetzter Gewerke und Steuerszenarien steigt der Aufwand exponentiell. Die Anforderungsanalyse wird komplex, da Vorgaben aus verschiedenen Rechtsgebieten berücksichtigt werden müssen.
Um das ordnungsgemäße Zusammenwirken der technischen Systeme zu gewährleisten, empfiehlt Veit ein koordiniertes Inbetriebnahme-Management und umfassende Prüfungen, die auch sicherheitsrelevante Funktionen abdecken.
Ein Vergleich der Mängelhäufigkeit zeigt, dass durch frühzeitige Einbindung unabhängiger Sachverständiger in die Planung und Errichtung der Systeme Mängel signifikant reduziert werden können. Im laufenden Betrieb ist ein professionelles Wartungsmanagement erforderlich, um die Effizienz der Anlagen zu sichern. „Die anhaltend hohe Zahl an Mängeln erfordert ein Umdenken im Betrieb der Anlagen“, so Veit. Wesentlich sind neben moderner Technik auch risikoorientierte Instandhaltungspläne und die Berücksichtigung erforderlicher Personalqualifikationen.