Genutzt, aber nicht geglaubt: Deutschlands gespaltenes Verhältnis zur KI

Juni 19, 2025

Zwischen Nutzen und Misstrauen: Deutsche nutzen KI zunehmend – doch das Vertrauen bleibt gering

Künstliche Intelligenz ist längst im Alltag vieler Menschen in Deutschland angekommen – sei es im privaten Umfeld, im Berufsleben oder im Studium. Rund zwei Drittel der Bevölkerung nutzen entsprechende Anwendungen bereits. Doch trotz dieser Verbreitung bleibt das Vertrauen in die Technologie gering: Nur etwa ein Drittel der Befragten vertraut den Ergebnissen von KI-Systemen. Die Erfahrungen sind dabei ambivalent – positive und negative Erlebnisse halten sich in etwa die Waage. Besonders im beruflichen Kontext sorgt ein Mangel an Kompetenzen sowie das Fehlen klarer Richtlinien für Unsicherheit im Umgang mit der Technologie.

Künstliche Intelligenz ist im Alltag vieler Menschen in Deutschland angekommen: 66 Prozent der Bevölkerung nutzen KI-basierte Technologien entweder privat, beruflich oder im Studium. Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Vertrauenslücke – nur 32 Prozent geben an, den von KI erzeugten Informationen Glauben zu schenken. Die geringe Akzeptanz wird durch mangelndes Wissen und unklare Rahmenbedingungen zusätzlich verstärkt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland damit schlechter ab. Zu diesem Ergebnis kommt der Länderbericht Deutschland einer weltweiten KPMG-Studie, die gemeinsam mit der University of Melbourne erstellt wurde. Weltweit nahmen über 48.000 Personen aus 47 Ländern teil – darunter mehr als 1.000 aus Deutschland.

KI-Wissen: Schulungsbedarf deutlich erkennbar

Trotz der steigenden Verbreitung von KI fühlen sich viele Deutsche nicht ausreichend geschult. Lediglich 20 Prozent haben bislang an Weiterbildungen oder Schulungen zum Thema teilgenommen – weltweit liegt dieser Anteil mit 39 Prozent deutlich höher. Auch die Fähigkeit, KI-Werkzeuge kritisch zu hinterfragen oder korrekt einzuschätzen, ist bei vielen gering ausgeprägt. Nur 45 Prozent der Befragten in Deutschland sehen sich in der Lage, KI-Anwendungen sinnvoll zu bewerten oder korrekt zu nutzen. Rund 43 Prozent setzen entsprechende Tools ein, ohne die Ergebnisse zu prüfen. Beim Thema „KI-Kompetenz“ landet Deutschland im internationalen Vergleich nur auf dem vorletzten Platz – ein deutliches Signal für dringenden Handlungsbedarf.

Ambivalente Haltung: Chancen und Risiken gleichermaßen präsent

Die Studie zeigt eine gespaltene Wahrnehmung in Bezug auf die Auswirkungen von KI: Etwa ein Drittel der Befragten sieht aktuell mehr Vorteile (37 Prozent), ein weiteres Drittel hingegen mehr Risiken (39 Prozent). Rund 59 Prozent der Nutzer berichten von positiven Erfahrungen – beispielsweise durch Effizienzsteigerung oder Zeitersparnis bei Routineaufgaben. Zugleich haben 31 Prozent negative Auswirkungen erlebt, etwa durch fehlerhafte Informationen, den Verlust von Kontrolle oder das Fehlen menschlicher Interaktion.

Fehlende Leitlinien: Unsicherheit im beruflichen Einsatz von KI

Auch im Arbeitsumfeld ist Künstliche Intelligenz zunehmend präsent. 62 Prozent der Befragten berichten, dass ihr Arbeitgeber bereits KI-Technologien einsetzt. 55 Prozent verwenden entsprechende Tools auch selbst. Doch vielerorts geschieht dies ohne klare rechtliche Vorgaben oder interne Richtlinien. Nur 46 Prozent der Unternehmen haben bisher verbindliche Regeln zum Umgang mit generativer KI formuliert. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, Inhalte aus KI-Systemen als eigene auszugeben oder bewusst interne Vorschriften zu missachten. Die Risiken solcher Praktiken sind erheblich – von Datenverlusten bis hin zu Fehlentscheidungen. Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung, ihre Mitarbeitenden besser zu befähigen und gleichzeitig klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Dennoch verfügt bislang weniger als die Hälfte (46 Prozent) über eine übergreifende KI-Strategie.

Wunsch nach klaren Regeln: Regulierung gefordert

Ein großer Teil der Befragten fordert mehr Orientierung und verbindliche Vorgaben im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. 75 Prozent wünschen sich international abgestimmte Standards, 71 Prozent fordern eine Regulierung durch Staat und Wirtschaft gemeinsam. Nur rund ein Drittel empfindet die bisherigen Regelungen als ausreichend, um KI verantwortungsvoll und sicher zu nutzen. Zugleich gaben 91 Prozent an, keine konkreten gesetzlichen Vorschriften in Deutschland zu kennen – ein Hinweis auf große Informationsdefizite in der Bevölkerung.

Die vollständigen Studienergebnisse finden Sie unter dem Titel: Trust, attitudes and use of artificial intelligence: A global study 2025.

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