Kontinuierliche Fortschritte in der Ausstattung – Stillstand im Bewegungsverhalten
Sedentary Behaviour gilt als einer der größten Risikofaktoren für die Gesundheit in modernen Büroumgebungen. Die Initiative „Bewegung im Büro“ führt seit 2021 jährlich eine Leserbefragung unter OFFICE-ROXX-Lesern durch, um Trends und Entwicklungen im Bewegungsverhalten von Office-Workern zu dokumentieren. Die fünfte Erhebung, die zwischen dem 10. und 23. März 2025 stattfand, bietet wertvolle Einblicke in Bewegungsgewohnheiten, ergonomische Ausstattung und Gesundheitsbeschwerden von mehr als 1.100 Teilnehmenden in deutschen Unternehmen
Methodik der Erhebung
Im Beobachtungszeitraum vom 10. bis zum 23. März 2025 beantworteten insgesamt 1.180 Bürobeschäftigte aus Deutschland den Online-Fragebogen auf OFFICE-ROXX. Darunter befanden sich 88,5 Prozent Angestellte, 6,5 Prozent Selbstständige und 7,5 Prozent Personen in Führungspositionen. Das Durchschnittsalter lag bei 39,5 Jahren; 51 Prozent der Teilnehmenden gaben an, männlich zu sein, 48 Prozent weiblich und ein Prozent divers. Da Mehrfachnennungen möglich waren, überschreiten manche Prozentwerte die 100-Prozent-Marke. Die wiederholte jährliche Befragung ermöglicht einen direkten Vergleich der Entwicklungen seit 2021.
Zentrale Ergebnisse
Im Jahr 2025 bewerteten die Befragten ihre eigene Bewegungsmenge im Alltag im Durchschnitt mit der Schulnote 3,4 – dies stellt eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr (2024: 3,2) dar und entspricht wieder dem Niveau der Jahre 2023 und 2022, während 2021 mit 3,5 noch minimal schlechter bewertet wurde. Die Zufriedenheit mit dem Anteil der Bewegung im Alltag wurde mit 3,5 benotet, ebenfalls ein Rückschritt gegenüber dem Vorjahr (3,3) und gleichauf mit 2022 und 2021, wobei 2023 mit 3,4 etwas günstiger ausfiel. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass der kurze Aufwärtstrend von 2024 nicht nachhaltig war und das eigene Bewegungsverhalten wieder als nur „befriedigend“ wahrgenommen wird.
Auch bei den Bewegungspausen während des Arbeitstags hat sich kaum etwas bewegt: Lediglich 37 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig außer der Mittagspause mindestens zehn Minuten für aktive Bewegung zu nutzen. Dieser Wert liegt zwar minimal über den 36 Prozent von 2024, bewegt sich aber nahe am Niveau von 2023 (38 Prozent) und 2022 (40 Prozent). Die Sensibilisierung für Bewegungsunterbrechungen scheint nach wie vor unzureichend, und nur ein Drittel der Büroarbeitenden nimmt sich tatsächlich die Zeit für kurze Bewegungsauszeiten.
Beim Haltungsmix am Arbeitsplatz zeigt sich hingegen ein positiver Trend: Im Mittel verbringen die Befragten 64 Prozent ihrer Arbeitszeit im Sitzen, 27 Prozent im Stehen und neun Prozent im Gehen. Damit rückt das Verhältnis langsam näher an die Empfehlungen von Gesundheitsexperten heran, die 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen vorschlagen. Der leichte Anstieg beim Stehen und die stabile Gehquote lassen sich vor allem auf die zunehmende Verbreitung von höhenverstellbaren Schreibtischen zurückführen.
Diese Einschätzung spiegelt sich auch in der Verfügbarkeit ergonomischer Büromöbel wider: 28,8 Prozent der Teilnehmenden nutzen mittlerweile eine Sitz-Steh-Lösung (2024: 27,5 Prozent; 2021: 22,8 Prozent), während 54,1 Prozent auf einem ergonomischen, bewegungsfördernden Stuhl Platz nehmen (2024: 48,7 Prozent; 2021: 39,8 Prozent). Darüber hinaus haben 11,2 Prozent Zugang zu weiteren bewegungsfördernden Lösungen wie Balance-Boards oder Stehpulten (2024: 9,8 Prozent). Trotz dieses Investitionstrends bewerten die Befragten die Ausstattung ihres Arbeitsplatzes im Schnitt nur mit der Note 3,0, was eine leichte Verschlechterung gegenüber der 2,8 im Vorjahr darstellt. Diese ambivalente Bewertung könnte darauf hindeuten, dass mit der steigenden Verfügbarkeit auch die Erwartungen an Qualität und Nutzerfreundlichkeit wachsen.
Die gesundheitlichen Beschwerden bleiben auf hohem Niveau: Drei Viertel der Befragten klagen über Rückenschmerzen – und damit mehr als in 2024 (71 Prozent) und auf dem höchsten Stand seit Beginn der Befragung. Kopfschmerzen milliegten bei 42 Prozent, Muskelverspannungen bei 34 Prozent und Nackenschmerzen bei 32 Prozent der Teilnehmenden. Nur zehn Prozent geben an, beschwerdefrei zu sein, was im Vergleich zu den elf Prozent von 2024 nur eine geringe Verbesserung bedeutet. Dieses Beschwerdebild unterstreicht, dass selbst moderne Büromöblierung allein nicht ausreicht, um chronischen Schmerzpartien effektiv vorzubeugen.
Erfreulich ist hingegen die steigende Investitionsbereitschaft in gesundheitsfördernde Maßnahmen: 27,9 Prozent der Befragten planen in Kürze Ausgaben für ergonomische Hilfsmittel, nach 22,2 Prozent im Jahr 2024 und lediglich 13,3 Prozent im Jahr 2023. Hiervon entfallen 16,3 Prozent auf Budgets bis 500 Euro, 8,5 Prozent bis 1.000 Euro und 3,1 Prozent auf Ausgaben über 1.000 Euro. Gleichzeitig geben 72,1 Prozent an, derzeit nicht investieren zu wollen oder zu können, was möglicherweise durch bereits getätigte Anschaffungen oder Budgetrestriktionen begründet ist.
Diskussion und Handlungsempfehlungen
Die Ergebnisse der Leserumfrage 2025 machen deutlich, dass die reine Verfügbarkeit ergonomischer Möbel – ob Sitz-Steh-Tische, bewegungsfördernde Stühle oder ergänzende Hilfsgeräte – nicht automatisch zu einem aktiveren Bewegungsverhalten führt. Eine nachhaltige Veränderung erfordert eine ganzheitliche Strategie, bei der materielle Investitionen durch organisatorische und kulturelle Maßnahmen flankiert werden. Führungskräfte sollten dabei selbst als Vorbilder agieren, indem sie feste Pausenzeiten für Bewegungsunterbrechungen initiieren und aktiv mitgestalten. Digitale Erinnerungs-Tools und gamifizierte Anreize, etwa Schrittwettbewerbe in Teams, können zusätzlich das Bewusstsein für regelmäßige Bewegung stärken. Rückenschulungen, Workshops zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und regelmäßige Gesundheitschecks sollten in ein integriertes Betriebliches Gesundheitsmanagement eingebettet werden. Auch im Home Office dürfen ergonomische Standards nicht vernachlässigt werden: Unternehmen sollten ihren Mitarbeitenden mobile Equipment-Pakete zur Verfügung stellen und Schulungen anbieten, um Fehlhaltungen in den eigenen vier Wänden zu vermeiden.
Zudem ist eine langfristige Budgetplanung unumgänglich, damit Investitionsentscheidungen nicht lediglich episodisch getroffen werden, sondern Teil einer fortlaufenden Kultur der Gesundheitsförderung werden. Nur so lässt sich der Korridor zwischen materieller Ausstattung und tatsächlichem Verhalten schließen.
Fazit
Die OFFICE-ROXX-Leserumfrage 2025 zeichnet ein klares Bild: Während Unternehmen ihre Büros immer besser ausstatten und die Investitionsbereitschaft steigt, bleibt das eigentliche Bewegungsverhalten der Büroarbeitenden weitgehend unverändert. Rückenschmerzen und andere Beschwerden verharren auf einem hohen Niveau. Der nächste Schritt muss daher sein, aus statischen Investitionen eine lebendige Bewegungskultur zu entwickeln – mit Vorbildern, festen Routinen, digitalen Anreizen und transparenter Budgetplanung. Nur so kann der Weg von der Ausstattung hin zu einem nachhaltig aktiven Arbeitsalltag erfolgreich beschritten werden.