Die Warnung des Fachverbandes Seile und Anschlagmittel e.V. (FSA) über gravierende Sicherheitsmängel bei über Temu verkauften Zurrgurten und Schlaufenbändern ist alarmierend. Die Ergebnisse der Testkäufe zeigen, dass einige dieser Produkte fundamentale Sicherheitsanforderungen nicht erfüllen und somit ein erhebliches Risiko für Anwender darstellen.
Gefährliche Schwachstellen in sicherheitskritischen Produkten
Die durchgeführten Prüfungen offenbaren beunruhigende Defizite. Unter anderem sind Zurrgurte mit deutlich zu geringer Festigkeit ausgestattet, sodass sie unter Belastung brechen oder versagen können. Besonders problematisch ist die Verformung von Bauteilen wie Profilhaken oder Sperrschiebern, die sich bereits vor Erreichen der angegebenen Belastungsgrenzen lösen. Dies kann in der Praxis verheerende Folgen haben – sei es beim Transport von Ladungen auf der Straße oder bei anderen sicherheitsrelevanten Anwendungen.
Noch dramatischer sind die Mängel bei den geprüften Schlaufenbändern. Hier zeigte sich, dass die Bruchkraft der Bänder um bis zu 75 % unter der geforderten Norm lag. Ein solcher Qualitätsmangel kann im Ernstfall zu Unfällen mit tödlichem Ausgang führen. Hinzu kommt, dass essenzielle Kennzeichnungen, wie die maximal zulässige Arbeitslast (WLL) oder normgerechte Farbcodierungen, fehlen oder fehlerhaft angegeben sind. Dies stellt nicht nur eine Täuschung des Käufers dar, sondern macht den sicheren Einsatz dieser Produkte nahezu unmöglich.
Mangelhafte Qualitätskontrolle und fehlende Haftung
Der Fall zeigt exemplarisch, wie Onlineplattformen wie Temu mit aggressiven Preismodellen europäische Sicherheitsstandards untergraben. Während Hersteller innerhalb der EU strengen Normen unterliegen, werden auf Online-Marktplätzen immer wieder Produkte angeboten, die nicht den grundlegenden Sicherheitsanforderungen entsprechen. Problematisch ist hierbei insbesondere das fehlende Verantwortungsbewusstsein seitens der Plattformen. Zwar profitieren sie wirtschaftlich vom Verkauf dieser Produkte, doch in vielen Fällen ist unklar, wer letztlich für mangelhafte oder gefährliche Ware haftet.
Ein weiteres Problem ist die unzulässige CE-Kennzeichnung. Die Prüfungen des FSA zeigen, dass einige der beanstandeten Produkte mit einem CE-Zeichen versehen sind, das offenbar unrechtmäßig angebracht wurde. Dies führt Verbraucher in die Irre und suggeriert eine Sicherheit, die tatsächlich nicht gegeben ist.
Handlungsbedarf für Politik und Marktaufsicht
Die Marktüberwachungsbehörde der Bezirksregierung Düsseldorf ist nun involviert, doch die Herausforderung geht über Einzelfälle hinaus. Der Fachverband fordert zu Recht strengere Importkontrollen sowie eine stärkere Haftungspflicht für Onlineplattformen, die den Vertrieb unsicherer Produkte ermöglichen.
Es reicht nicht aus, sich auf stichprobenartige Prüfungen und Meldungen an Behörden zu verlassen. Vielmehr müssen Onlinehändler aktiv dazu verpflichtet werden, den Verkauf sicherheitskritischer Produkte an die Einhaltung geltender Normen zu knüpfen. Hier ist auch die Politik gefragt: Eine strengere Regulierung von Importen sowie ein konsequenteres Vorgehen gegen Anbieter, die wiederholt unsichere Waren in Umlauf bringen, sind unerlässlich.
Fazit: Günstig darf nicht gefährlich sein
Der Fall zeigt eindrucksvoll, dass extreme Preisdumping-Modelle nicht ohne Risiko sind – insbesondere, wenn sicherheitsrelevante Produkte betroffen sind. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass Qualität und Sicherheit ihren Preis haben. Gleichzeitig müssen Behörden und Gesetzgeber schneller und konsequenter handeln, um den Markt für unsichere Billigprodukte einzuschränken. Andernfalls drohen nicht nur finanzielle Verluste für Käufer, sondern auch ernsthafte Gefahren für Leib und Leben.