Der Cifas Workplace Fraud Trends Report 2025
Die Dynamik am modernen Arbeitsplatz verändert sich – nicht nur in Bezug auf Arbeitsmodelle, sondern auch im Hinblick auf ethisches Verhalten und Betrugsprävention. Der Workplace Fraud Trends Report 2025, veröffentlicht von Cifas, bietet dafür neue, alarmierende Einblicke. Basierend auf einer Umfrage unter 2.000 Mitarbeitenden verschiedener Branchen und Hierarchieebenen zeigt der Bericht, dass betrügerische Handlungen zunehmend toleriert werden – und dass dies längst nicht mehr nur Einzelfälle betrifft.
Zunehmende Toleranz für fragwürdige Verhaltensweisen
Die Studie deckt eine Reihe von Verhaltensweisen auf, die früher als unvorstellbar galten. Besonders auffällig ist die Akzeptanz von gefälschten Arbeitszeugnissen: 30 Prozent der Befragten halten die Nutzung sogenannter Referenzhäuser, um falsche Qualifikationen zu erstellen, für „gerechtfertigt“. Ebenso zeigen die Ergebnisse, dass Spesenbetrug, beispielsweise das Einreichen privater Ausgaben als Geschäftskosten, mit 24 Prozent die am häufigsten auftretende Betrugsform ist.
Ein weiteres Phänomen ist das sogenannte polygame Arbeiten – die gleichzeitige Beschäftigung bei konkurrierenden Unternehmen. Hier geben 19 Prozent der Befragten zu, zwei Jobs gleichzeitig auszuüben, während fast ein Viertel (24 Prozent) dies für akzeptabel hält. Auch der Verkauf von Unternehmenszugängen ist keine Seltenheit: 13 Prozent der Befragten haben ihre Login-Daten gegen Geld weitergegeben, oft im Glauben, dies sei harmlos.
Neben diesen klassischen Betrugsformen rückt ein weiteres Risiko in den Vordergrund: Insider-Bedrohungen durch Glücksspiel. Laut Umfrage kennen 13 Prozent der Befragten jemanden, der Unternehmensmittel für Wetten eingesetzt hat.
Führungskräfte zeigen besorgniserregende Einstellung
Besonders alarmierend ist, dass 88 Prozent der Unternehmensinhaber und 70 Prozent der C-Level-Führungskräfte bestimmte illegale Handlungen für gerechtfertigt halten. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Verantwortung für Betrugsprävention nicht allein bei den Mitarbeitenden liegt, sondern dass die Unternehmenskultur selbst systemische Risiken birgt.
Mike Haley, CEO von Cifas, erklärt: „Unsere Forschung zeigt nicht nur individuelle Entscheidungen, sondern systemische Schwachstellen, die von polygamem Arbeiten bis hin zu gefälschten Arbeitszeugnissen reichen. Dies wirft dringende Fragen zu Organisationskultur, Risikomanagement und Verantwortlichkeit auf.“
Keith Rosser, Vorsitzender des Better Hiring Institute und Direktor von Reed Screening, betont die wachsende Herausforderung durch Betrug im Einstellungsprozess, verstärkt durch moderne Arbeitsformen und KI-Technologien. Seiner Ansicht nach zählen polygames Arbeiten, der Einsatz von Referenzhäusern, gefälschte IT-Mitarbeiter und KI-gestützter Betrug zu den größten Bedrohungen für britische Unternehmen.
Präventive Maßnahmen: Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Angesichts dieser Ergebnisse empfiehlt Cifas Unternehmen eine Reihe proaktiver Maßnahmen zur Stärkung der Betrugsprävention:
- Vulnerabilitäten analysieren: Regelmäßige Risikoanalysen helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
- Beyond CV prüfen: Qualifikationen und berufliche Erfahrungen sollten gründlich überprüft werden, idealerweise mithilfe spezialisierter Vetting-Dienste.
- Kontinuierliche Hintergrundchecks: Über das Onboarding hinaus sollten Mitarbeitende regelmäßig überprüft werden.
- Schulung und Sensibilisierung: Mitarbeitende sollten kontinuierlich in Betrugserkennung und Prävention geschult werden.
- Gezieltes Monitoring: Auffälliges Verhalten sollte beobachtet werden, nicht zur Kontrolle, sondern zur verantwortungsvollen Führung.
- Kultur der Verantwortlichkeit schaffen: Klare Verhaltenskodizes und vertrauliche Meldekanäle, inklusive anonymem Whistleblowing, sind essenziell.
- Mitarbeitende unterstützen: Angebote zur Förderung des Wohlbefindens können den Druck reduzieren, der zu unehrlichem Verhalten führt.
Methodik der Untersuchung
Die Umfrage wurde von Opinion Matters zwischen dem 14. und 21. Juli 2025 durchgeführt. Teilnehmer waren 2.000 Mitarbeitende aus Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten, wobei mindestens 500 Personen teilweise oder vollständig im Homeoffice tätig sind. Ziel war es, eine repräsentative Stichprobe zu erhalten und die aktuellen Betrugstrends am Arbeitsplatz in Großbritannien abzubilden.
Handlungsbedarf für Unternehmen
Der Workplace Fraud Trends Report 2025 macht deutlich, dass Betrug am Arbeitsplatz kein Einzelfall, sondern ein wachsendes systemisches Problem ist. Gefälschte Referenzen, polygames Arbeiten und die Weitergabe von Unternehmenszugängen stellen Unternehmen vor erhebliche Risiken.
Die Verantwortung für eine vertrauensvolle und sichere Arbeitsumgebung liegt dabei nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern in besonderem Maße bei der Führungsebene. Nur durch präventive Maßnahmen, Schulungen, kontinuierliche Kontrolle und die Förderung einer transparenten Unternehmenskultur können Unternehmen Risiken minimieren, Betrug vorbeugen und langfristig Integrität und Vertrauen sichern.