Betrüger haben in den vergangenen zwölf Monaten schätzungsweise 10,9 Milliarden Euro von britischen Verbraucherinnen und Verbrauchern erbeutet. Das geht aus dem aktuellen State of Scams in the UK-Report hervor, der von der Global Anti-Scam Alliance in Zusammenarbeit mit dem britischen Betrugspräventionsdienst Cifas und Tietoevry Banking veröffentlicht wurde.
Demnach war jeder fünfte Erwachsene (20 %) im Vereinigten Königreich Ziel eines Betrugs und verlor dabei Geld. Der durchschnittliche Schaden pro Opfer beträgt rund 1.019 Euro.
Junge Zielgruppen besonders betroffen
Der Bericht zeigt eine alarmierende Entwicklung: Jüngere Erwachsene und sogar Kinder geraten zunehmend in den Fokus von Betrügern. Besonders betroffen sind Millennials (29 bis 44 Jahre), die im Schnitt 1.690 Euro verloren – mehr als das Dreifache der Verluste der Generation X (45 bis 60 Jahre), bei der der Durchschnitt bei 515 Euro liegt.
Erschreckend ist zudem, dass 16 % der Eltern mit Kindern zwischen 7 und 17 Jahren angeben, dass mindestens eines ihrer Kinder bereits Opfer eines Betrugs geworden ist.
Einkaufstricks dominieren – Selbstüberschätzung als Risiko
Einkaufs- oder Bestellbetrug ist mit einem Anteil von 45 % die häufigste Betrugsform. Viele Menschen glauben, sie könnten Betrugsversuche problemlos erkennen. Doch paradoxerweise erlitten ausgerechnet jene, die behaupteten, „immer einen Betrug zu erkennen“, die höchsten Verluste – durchschnittlich 1.846 Euro pro Opfer.
Mehr Meldungen, aber weiterhin hohe Verluste
Trotz der enormen Schäden zeigt der Bericht auch positive Tendenzen:
- 77 % der Opfer meldeten den Betrug ihrem Zahlungsdienstleister.
- 47 % konnten zumindest einen Teil ihres Geldes zurückerhalten.
- 91 % der Erwachsenen geben an, aktiv zu prüfen, ob ein Angebot echt ist.
Mit Blick auf Black Friday und die bevorstehende Weihnachtssaison warnen die Studienautoren, dass Betrüger die erhöhte Online-Aktivität gezielt ausnutzen – insbesondere über Plattformen mit Direktnachrichtenfunktionen.
Datengetriebene Bedrohung
Jorij Abraham, Geschäftsführer der Global Anti-Scam Alliance, bezeichnet Betrug als „eine systemische, datengetriebene Bedrohung für die digitale Wirtschaft des Vereinigten Königreichs“. „Betrugsfälle sind längst keine Einzelfälle mehr“, so Abraham. „Dieser Bericht liefert die Fakten, die politische Entscheidungsträger und Unternehmen benötigen, um schneller zu handeln, Daten auszutauschen und Prävention effektiv zu koordinieren. Nur durch sektorübergreifende Zusammenarbeit lässt sich jedes einzelne Haushalt schützen.“
Auch Mike Haley, CEO von Cifas, spricht von einer „nationalen Notlage“. „Betrug kostet das Vereinigte Königreich jedes Jahr Milliarden und betrifft Millionen von Menschen. Besonders besorgniserregend ist die wachsende Zahl junger Opfer – einschließlich Kinder – die zunehmend ausgefeilten Betrugsmaschen ausgesetzt sind.“
Haley fordert erhöhte Wachsamkeit während der Einkaufssaison: „Konsumenten sollten stets prüfen, bevor sie kaufen. Cifas setzt sich dafür ein, Privatpersonen und Organisationen mit Werkzeugen auszustatten, um Betrug frühzeitig zu erkennen und zu stoppen – auch in Schulen und Familien.“
Professionalisierte Betrugsökonomie
Gunnar Koren, Leiter der Finanzkriminalitätsprävention bei Tietoevry Banking, verweist auf den Wandel hin zu einer global agierenden, professionellen Betrugsindustrie. „Zwar geben 80 % der Menschen an, sie könnten Betrugsversuche erkennen, doch professionelle Kriminelle sind den meisten Verbrauchern weit voraus. Mit Crime-as-a-Service-Strukturen und KI-gestützten Angriffsmethoden agieren sie international, präzise und täuschend echt.“
Koren betont, dass Betrug längst nicht nur finanzielle, sondern auch psychologische Folgen habe: Mit 76 % der Befragten, die bereits mit Betrugsversuchen konfrontiert wurden, und einem Drittel der Opfer, die über mentale Belastung berichten, ist klar: Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um Vertrauen, Sicherheit und seelisches Wohlbefinden. Banken, Zahlungsdienstleister und Tech-Plattformen müssen enger kooperieren, um Erkennung und Prävention zu stärken.“
Der State of Scams in the UK 2025 zeigt, wie rasant sich Online-Betrug professionalisiert und digitalisiert. Die Kombination aus technologischem Fortschritt, sozialen Medien und unzureichender Nutzeraufklärung schafft ein Umfeld, in dem Kriminelle mit immer ausgefeilteren Methoden operieren.
Mit einem Gesamtschaden von über 10 Milliarden Euro wird deutlich: Betrug ist längst nicht mehr nur ein Randphänomen, sondern ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Risiko erster Ordnung. Nur durch Daten- und Informationsaustausch, sektorübergreifende Kooperation und eine konsequente Sensibilisierung der Verbraucher lässt sich dieser Trend nachhaltig eindämmen.

