In der Sicherheitsbranche steht ein tiefgreifender Wandel bevor – das ist keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür, wie dieser Wandel aktiv gestaltet werden kann, liefert „The Circle“, ein Netzwerk für Sicherheitsfacherrichter, das sich als Plattform für Austausch, Weiterentwicklung und gegenseitige Unterstützung versteht. Initiator und Gründer Bastian Fricke kennt die Branche aus dem Effeff – mit über 20 Jahren Erfahrung als Geschäftsführer eines Errichterbetriebs hat er den Umbruch am eigenen Leib erlebt und erkannt: Die klassischen Strukturen und Rollenmodelle der Branche reichen nicht mehr aus, um den Anforderungen der Zukunft zu begegnen.
Vom Techniker zum Strategen
Fricke selbst hat einen eher ungewöhnlichen Einstieg in die Branche hinter sich. Noch während der Schulzeit gründete er gemeinsam mit einem Freund ein Unternehmen – ursprünglich mit dem Ziel, Webseiten zu gestalten. Der Zufall führte sie zu einem Kunden aus dem Sicherheitsbereich. Die Erkenntnis, dass analoges Videomaterial nicht mehr zeitgemäß archiviert werden kann, brachte den entscheidenden Impuls: Sie entwickelten einen digitalen Videorekorder – ein Schritt, der den Grundstein für Frickes Karriere im Sicherheitsgewerbe legte. Über zwei Jahrzehnte leitete er seinen eigenen Betrieb, durchlebte alle unternehmerischen Entwicklungsstufen – von der Montage einzelner Kameras bis zur Führung eines mittelständischen Unternehmens mit knapp 50 Mitarbeitenden.
Doch irgendwann war der Punkt erreicht, an dem Fricke Abstand suchte. Nach einem bewussten Rückzug aus dem operativen Geschäft entwickelte er die Idee für „The Circle“ – ein Netzwerk, das anders funktionieren sollte als klassische Verbände oder Interessengemeinschaften.
Offener Austausch statt Show and Shine
Fricke kritisiert, dass echte Offenheit und kollegialer Austausch in der Branche oft zu kurz kommen. Zwar gebe es viele Begegnungen auf Messen oder Branchentreffs, doch selten auf Augenhöhe – häufig dominiere Selbstdarstellung statt ehrlichem Dialog. Mit „The Circle“ wollte er genau das ändern: eine Plattform schaffen, in der sich Inhaberinnen und Inhaber von Errichterbetrieben authentisch austauschen, voneinander lernen und gemeinsam Lösungen entwickeln können.
Der Zugang ist bewusst limitiert: Maximal 60 Teilnehmer umfasst das Netzwerk. Diese Begrenzung sei kein Selbstzweck, sondern Grundlage für Vertrauen und Verbindlichkeit. Denn nur wer sich kennt, kann sich gegenseitig unterstützen. Die Auswahl der Mitgliedsbetriebe erfolgt nach klaren Kriterien: Inhabergeführt, zwischen acht und 80 Mitarbeitende stark, mit vergleichbaren Herausforderungen und unternehmerischer Denke.
Spezialisierung als Überlebensstrategie
Fricke ist überzeugt: Kleine und mittelständische Betriebe müssen ihr Profil schärfen, wenn sie im Markt bestehen wollen. Die Zeiten, in denen man als Allrounder mit „Bauchladen-Mentalität“ punkten konnte, sind vorbei. Stattdessen brauche es klare Spezialisierungen – sei es auf bestimmte Kundensegmente oder Technologien. Nur so ließen sich Qualität, Effizienz und Mitarbeiterbindung unter einen Hut bringen. Denn insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, dass Aufgaben im Betrieb gezielt verteilt und Prozesse klar strukturiert sind.
Der technologische Wandel tut sein Übriges: Moderne Sicherheitslösungen sind hochkomplex und erfordern tiefes Know-how. Was früher analoge Kameras und einfache Bewegungsmelder waren, ist heute ein digitales System mit KI-Unterstützung, App-Anbindung und Cloud-Infrastruktur. Wer mit dieser Entwicklung mithalten will, muss sich permanent weiterbilden – und genau hier setzt „The Circle“ an.
Impulse statt Pflichtschulungen
Im Gegensatz zu klassischen Schulungsprogrammen, die häufig standardisierte Inhalte vermitteln, setzt das Netzwerk auf individuell zugeschnittene Weiterbildungsformate. Strategische Themen rund um Führung, Management, Prozessoptimierung und Digitalisierung stehen im Fokus – nicht das technische Justieren einzelner Komponenten. Die Mitglieder profitieren von regelmäßigen Präsenztreffen, ergänzt durch Online-Sessions und einen persönlichen Austausch. Unterstützt wird „The Circle“ von Partnerunternehmen aus verschiedenen Bereichen – von Distributoren wie VIDEOR über Hersteller bis hin zu Beratungsdienstleistern für Vertrieb und Service.
Diese Partner sind keine passiven Sponsoren, sondern aktive Impulsgeber. Sie bringen ihr Fachwissen ein und helfen dabei, individuelle Lösungen für die spezifischen Herausforderungen der Errichterbetriebe zu entwickeln. Ziel ist es, konkrete und praxisnahe Strategien zu erarbeiten, mit denen die Mitgliedsunternehmen nachhaltig wachsen und sich im Wettbewerb behaupten können.
Digitalisierung als Schlüssel zur Zukunft
Ein zentrales Thema, das sich durch alle Aktivitäten von „The Circle“ zieht, ist die Digitalisierung. Viele Errichterbetriebe arbeiten nach wie vor mit veralteten Prozessen, manuelle Abläufe kosten Zeit und Geld. Dabei bieten moderne Technologien enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung – sei es durch automatisierte Einsatzplanung, intelligente Wartungsvorhersagen oder eine optimierte Kundenkommunikation.
Fricke vergleicht das mit dem Einsatz von QR-Codes zur Essensbestellung in der Gastronomie: Was dort den Servicekräften Freiräume verschafft, kann auch im Sicherheitsgewerbe durch smarte Softwarelösungen und KI-basierte Systeme realisiert werden. Entscheidend sei jedoch, dass die Betriebe ihren eigenen „QR-Code“ finden – also den passenden Hebel, um Prozesse zu optimieren und Ressourcen gezielter einzusetzen.
Transformation statt Stillstand
Dass dies kein reines Zukunftsszenario ist, belegen laut Fricke zahlreiche Erfolgsgeschichten innerhalb des Netzwerks. Mitglieder, die durch Impulse aus „The Circle“ neue Geschäftsfelder erschlossen oder interne Abläufe erfolgreich transformiert haben, seien der beste Beweis für die Wirksamkeit des Konzepts. Die positive Dynamik innerhalb des Netzwerks sorge zudem dafür, dass Erfahrungen geteilt und Vertrauen weitergetragen wird.
Für die kommenden Jahre hat Fricke ambitionierte Pläne: Perspektivisch soll „The Circle“ weiter diversifiziert und weiter ausgebaut werden, um den Zugang zu innovativen Lösungen und neuen Märkten zu erleichtern. Ziel bleibt es, den Errichterbetrieben nicht nur das Überleben zu sichern, sondern sie in die Lage zu versetzen, den Wandel aktiv mitzugestalten und daraus gestärkt hervorzugehen.
Fazit
Die klassische Rolle des Sicherheitsfacherrichters steht vor einem Umbruch. Was gestern noch funktionierte, reicht heute oft nicht mehr aus. Mit „The Circle“ zeigt Bastian Fricke, wie eine zukunftsgerichtete Antwort auf diese Herausforderungen aussehen kann: durch Austausch auf Augenhöhe, strategische Weiterentwicklung und gezielte Spezialisierung. Der Weg ist anspruchsvoll – aber mit dem richtigen Netzwerk an der Seite lässt sich die Transformation meistern.