Reportage aus dem Prüflabor: Wenn Schlösser durch die Schule gehen

August 6, 2025

Von Türknallen, Rabaukendruck und Vandalismus – im Prüflabor von ASSA ABLOY in Albstadt geht es ganz schön zur Sache. Getestet wird hier nicht nur nach Norm, sondern auch für den Alltag. Und der kann manchmal ziemlich ungemütlich sein.

Ein metallisches Klacken, gefolgt von einem kräftigen Knall. Dann Stille. Kurz darauf ein dumpfer Schlag gegen Metall, rhythmisch, fast aggressiv. Was auf den ersten Blick wie der Geräuschpegel eines besonders lebhaften Schulflurs klingt, ist in Wahrheit Alltag im Prüflabor von ASSA ABLOY. Hier wird getestet, was im Ernstfall halten muss: Schlösser und Sicherheitskomponenten. Und zwar nicht nur auf dem Papier – sondern für das echte Leben.

„Knalltest“, „Rabaukentest“, „Rappeltest“ – Norm trifft Realität

Die Namen der Tests verraten es: Hier geht es nicht um trockene Zahlen oder bloße Richtlinien. Es geht um Szenarien, die jeder aus der Praxis kennt – und die in vielen Normen gar nicht vorkommen. Was passiert etwa mit einem Schloss, wenn eine Tür in der Schule mit Wucht ins Schloss fällt? Oder wenn ein Schüler drinnen den Drücker nach oben hält, während draußen jemand mit ganzer Kraft dagegen drückt?

Diese Alltagsszenarien simuliert der sogenannte „Rabaukentest“. Dabei wird das Schloss mechanisch gleich doppelt belastet – von innen nach oben, von außen nach unten. Bei den neu entwickelten Solution Locks hält die Drückernuss dieser Gegenkraft problemlos bis zu 700 Kilogramm stand. Ein Wert, der weit über den Normanforderungen liegt.

Beim „Knalltest“ geht es dagegen um Geschwindigkeit: Türen, die nicht einfach geschlossen, sondern mit Schwung zugeschlagen werden. Die dabei entstehenden Kräfte wirken direkt auf den Schlossmechanismus. Während viele Prüfstandards das nicht berücksichtigen, stellt sich ASSA ABLOY diesem Szenario – und stellt sicher, dass auch bei hoher Schließgeschwindigkeit die volle Funktion gewährleistet bleibt.

Wenn Vibrationen den Durchgang ermöglichen könnten

Auch der „Rappeltest“ hat es in sich. Hier wird der Außendrücker gezielt durch Schläge und Vibrationen traktiert. Ziel ist es, sicherzustellen, dass es nicht zu einem ungewollten Einkuppeln der Mechanik kommt – etwa wenn außen versehentlich oder absichtlich Druck auf die Drückernuss ausgeübt wird. Gerade bei Schlössern mit geteilter Drückerfunktion, bei denen die Außenseite erst mechanisch oder elektronisch zugeschaltet wird, ist das ein möglicher Schwachpunkt – der hier systematisch ausgeschlossen wird.

Vandalismus als Testprogramm

Natürlich geht es im Labor auch härter zur Sache. Beim „Vandalismustest“ wird die Verriegelung blockiert und gleichzeitig versucht, das Schloss über Drücker oder Profilzylinder zu überwinden. Die Belastung liegt hier bei bis zu 40 Nm – das entspricht etwa 400 Kilogramm Druck – und auch diese Prüfung überstehen die Solution Locks ohne Schaden.

Ein weiteres Beispiel ist der „Presstest“: Bei der Montage eines Schlosses kann es vorkommen, dass der Beschlag stark auf den Schlosskasten drückt. Wird das zu viel, kann die Mechanik beeinträchtigt werden. Im Labor wird daher eine Druckbelastung von 50 Kilogramm pro Quadratzentimeter simuliert – auch das halten die getesteten Schlösser problemlos aus.

Mehr als Norm: Wenn Erfahrung und Praxis zusammenkommen

Neben den mechanischen Belastungstests werden im Labor auch Langzeittests durchgeführt – etwa Öffnungs- und Schließzyklen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. In Kombination mit werkseigenen Produktionskontrollen entsteht so ein umfassendes Bild der Produktqualität. Das Prüflabor in Albstadt ist dabei vom Materialprüfungsamt NRW auditiert – ein weiteres Indiz für die hohe Standards, nach denen hier gearbeitet wird.

Und genau hier liegt der Unterschied: Zwei Produkte können formal dieselbe Norm erfüllen – doch erst die zusätzlichen, realitätsnahen Prüfungen zeigen, welches Schloss auch langfristig und unter widrigen Bedingungen verlässlich funktioniert. Ob Schule, Behörde oder Industrie – überall, wo Sicherheit zählt, lohnt sich ein genauer Blick auf die Art und Tiefe der Produktprüfung.

Fazit: Normen sind Pflicht – Alltagstests die Kür

ASSA ABLOY zeigt mit den Solution Locks, dass Sicherheit nicht bei der Norm aufhören muss. Gerade in Zeiten wachsender Anforderungen – etwa durch vandalismusgefährdete Bereiche oder hohe Nutzerfrequenz – ist es entscheidend, wie sich ein Produkt im Alltag bewährt. Die Prüfungen in Albstadt machen deutlich: Sicherheit beginnt dort, wo Normen enden – und wo der „Rabauke“ zum besten Tester wird.

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