Die fortschreitende Digitalisierung in Energie, Transport, Gesundheitswesen und öffentlicher Verwaltung sorgt nicht nur für Effizienzgewinne – sie bringt auch neue Verwundbarkeiten mit sich. Der aktuelle Report von Marketsandmarkets zeigt, wie dynamisch der Markt für Critical Infrastructure Protection (CIP) wächst: Von 153,93 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 auf 197,13 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 – ein Anstieg mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5,1 %.
Treiber: IoT, Cloud und KI
Immer mehr IoT-Geräte und vernetzte Systeme werden in kritischen Sektoren eingesetzt. Damit steigt das Risiko sogenannter Cyber-Physical-Threats, also Angriffe, die sowohl IT-Systeme als auch physische Anlagen betreffen können. Moderne CIP-Lösungen setzen deshalb auf eine Kombination aus Echtzeitüberwachung, intelligenter Bedrohungserkennung und automatisierter Resilienzsteuerung. Technologien wie Cloud, Künstliche Intelligenz und Advanced Analytics erhöhen dabei die Situational Awareness und verkürzen Reaktionszeiten im Ernstfall – ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung von Betriebs- und Versorgungssicherheit.
Physische Sicherheit dominiert
Auch wenn Cybersecurity viel Aufmerksamkeit erhält, bleibt die physische Sicherheit der größte Marktbereich. Der Fokus liegt hier auf dem Schutz von Anlagen, Personal und Assets vor Eindringversuchen, Diebstahl oder terroristischen Bedrohungen. Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Perimeterschutz und Intrusion-Detection-Systeme sind inzwischen Standard in sensiblen Infrastrukturen. Ihre Leistungsfähigkeit steigt durch die Integration von KI, IoT und Analytik, die nicht nur Vorfälle dokumentieren, sondern aktiv Muster erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten.
Systeme als Wachstumstreiber
Innerhalb der physischen Sicherheit entfällt der größte Anteil auf den Bereich Systeme. Dazu zählen biometrische Zugangskontrollen, Brand- und Sicherheitssysteme, Drohnen- und Gegensysteme sowie hochentwickelte Sensornetzwerke. Vor allem Infrastrukturmodernisierungen, smarte Stadtprojekte und die zentrale Steuerung komplexer Facility-Umgebungen verstärken die Nachfrage. Automatisierung und Vernetzung machen es möglich, Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen und Schutzmaßnahmen sofort einzuleiten.
Wachstumsregion: Mittlerer Osten & Afrika
Besonders dynamisch entwickelt sich der Markt in der Region Middle East & Africa (MEA). Treiber sind milliardenschwere Investitionen in Öl- und Gasanlagen, Energieprojekte, Transport und urbane Infrastruktur. Angesichts geopolitischer Spannungen und Terrorgefahren legen Regierungen verstärkt Wert auf nationale Sicherheitsstrategien und CIP-Initiativen. Parallel beschleunigen Smart-City-Vorhaben und internationale Partnerschaften mit führenden CIP-Anbietern den Ausbau moderner Schutzsysteme.
Europäische Perspektive: Regulierung als Schlüsselfaktor
Auch Europa steht vor wachsenden Herausforderungen, insbesondere durch hybride Bedrohungen gegen Energieversorgung, Schienennetze, Flughäfen und digitale Verwaltungsstrukturen. Die EU hat mit der NIS-2-Richtlinie und dem Critical Entities Resilience (CER) Directive verbindliche Rahmenwerke geschaffen, die Mitgliedsstaaten bis 2025 umsetzen müssen. Ziel ist es, einheitliche Sicherheitsstandards für kritische Infrastrukturen zu etablieren – von Energie und Transport bis hin zu Banken und öffentlicher Gesundheit.
In Deutschland spielt das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 eine zentrale Rolle, das Betreiber kritischer Infrastrukturen zu strengeren Melde- und Sicherheitsanforderungen verpflichtet. Parallel investieren Unternehmen und Behörden in souveräne Cloud-Lösungen und KI-basierte Anomalieerkennung, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Besonders im Energiesektor – etwa bei der Integration erneuerbarer Energien und Smart Grids – gewinnt CIP made in Europe an strategischer Bedeutung.
Globale Player im Wettbewerb
Der Wettbewerb im CIP-Markt wird von großen internationalen Konzernen geprägt. BAE Systems, Lockheed Martin, General Dynamics, Northrop Grumman, Honeywell, Airbus, Thales, Hexagon, Johnson Controls und Motorola Solutions zählen zu den zentralen Akteuren. In Europa nehmen Airbus und Thales eine Schlüsselrolle ein: Sie entwickeln Sicherheitslösungen, die nicht nur Cyber- und physische Bedrohungen verbinden, sondern auch die europäischen Souveränitätsziele im Bereich digitaler Infrastrukturen unterstützen.
Fazit
Die Bedrohungslage für kritische Infrastrukturen wandelt sich von klassischen Cyberangriffen hin zu hybriden Attacken, die digitale und physische Ebenen kombinieren. Damit wächst die Bedeutung von integrierten CIP-Lösungen, die Prävention, Erkennung und Reaktion ganzheitlich zusammenführen. Während Regionen wie der Mittlere Osten stark in neue Systeme investieren, setzt Europa auf regulatorische Verbindlichkeit und souveräne Technologien. Beides wird dazu beitragen, dass Sicherheit zur Grundvoraussetzung für digitale Transformation und nationale Resilienz wird.