Elektronische Alarmsysteme in der DACH-Region
Marktentwicklung: Neue Spieler und Konsolidierung
Der Markt für elektronische Alarmsysteme in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) steht vor einem spannenden Wandel. Während der Gesamtmarkt für Sicherheitstechnik 2024 trotz schwacher Baukonjunktur um 3,4 % wuchs, stagnierten klassische Einbruchmeldesysteme und blieben hinter dem Marktdurchschnitt zurück. Dies deutet darauf hin, dass etablierte Anbieter unter Innovations- und Preisdruck stehen. Gleichzeitig drängen neue Hersteller mit frischen Ideen in den Markt: Ajax Systems aus der Ukraine und Satel aus Polen etwa gelten als Innovationstreiber, die mit modernen, funkbasierten Systemen traditionelle Platzhirsche herausfordern. Dieses Marktsegment befindet sich genau an einer Weggabelung, geprägt durch Digitalisierung und im Kampf gegen Markthemmnisse durch veraltete Technologien oder Denkweisen. Aber auch in diesem Markt ist die Branche hoffnungsfroh im Aufwind. Wachstumszahlen demonstrieren diese positiven Trends. (Flip-Magazinin 12-2025)
Auf der Anbieterseite findet zugleich eine Marktkonsolidierung statt. Große Konzerne strukturieren um: So wurde 2025 der Geschäftsbereich von Carrier Fire & Security (zu dem auch die Marke Aritech gehört) an einen Investor verkauft und unter Kidde Global Solutions (KGS) neu aufgestellt. Traditionsmarken wie Aritech bleiben zwar erhalten, sind nun aber Teil größerer Plattformgesellschaften, was zu gebündelter Expertise, aber auch weniger Vielfalt an unabhängigen Herstellern führt. Ähnlich haben frühere Zusammenschlüsse (etwa die Integration von Bentel, DSC und Visonic unter dem Dach von Tyco/Johnson Controls) den Markt geprägt. Für Errichter und Systemhäuser bedeutet dies einerseits Zugang zu kompletten Lösungsportfolios aus einer Hand, andererseits aber auch die Gefahr, sich von wenigen Großanbietern abhängig zu machen.
International spielen chinesische Anbieter eine ambivalente Rolle. Firmen wie Hikvision oder Dahua bieten zunehmend eigene Alarm- und Smart-Home-Systeme an, meist zu aggressiven Preisen. Gerade im Einstiegssegment und DIY-Bereich haben asiatische Importprodukte den Markt geflutet. Gleichzeitig wächst in sensiblen Bereichen das Misstrauen gegenüber chinesischer Hardware. So wird in den USA und Teilen Europas der Verzicht auf chinesische Kameratechnik forciert – ein Trend, der Wettbewerbern Chancen eröffnet. Ajax Systems etwa hat angekündigt, verstärkt im Kamera-Segment mit KI-Funktionen anzutreten und will damit gezielt Marktanteile gewinnen, die chinesische Hersteller durch Vertrauensverluste einbüßen. Insgesamt ist zu erwarten, dass Technologietrends wie künstliche Intelligenz, Videoüberwachung und Smart-Home-Integration die Branche antreiben – wer hier innovationsfähig ist, kann sich vom Wettbewerb abheben.
Ajax Systems: Funk-Technologie als Game-Changer
Ajax Systems aus der Ukraine gilt als Vorreiter einer neuen Generation von Alarmsystemen. Das Unternehmen setzt voll- ständig auf drahtlose Funktechnik und kombiniert diese mit einer benutzerfreundlichen App-Plattform. Sämtliche Sensoren – von Bewegungsmeldern über Öffnungskontakte bis zu Rauch- und Wassermeldern – kommunizieren per verschlüsseltem Funkprotokoll mit der Zentrale. In den vergangenen Jahren hat Ajax konsequent die Leistungsfähigkeit dieser Funktechnik ausgebaut und ging nun Ende 2025 einen entscheidenden Schritt. Nach Angaben des Herstellers Ajax Systems stellte das Unternehmen das erste vollständig kabellose Alarmsystem mit EN 50131-Grade-3-Zertifizierung vor – ein Schutzgrad, der bislang primär verkabelten Systemarchitek- turen vorbehalten war.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Installation und Nachrüstungen werden drastisch vereinfacht – es müssen keine Kabel gezogen oder Wände aufgestemmt werden, was Zeit und Kosten spart. Projekte lassen sich so deutlich schneller umsetzen, selbst in Bereichen mit höchsten Sicherheitsanforderungen (etwa Juweliere, Banken oder Rechenzentren).
Auch bei der Vertriebsstrategie beschreitet Ajax teils neue Wege. Das System wird zwar professionell installiert, aber der Hersteller pflegt einen nahezu consumer-orientierten Markenauftritt mit regelmäßigen Produkt-Events, umfangreicher Online-Präsenz und intuitiven Tools für Errichter und Endkunden. In der DACH-Region baut Ajax auf Distributionspartner und veranstaltet Ajax Business Days, um Facherrichter mit der Technik vertraut zu machen. Die Ajax-App und Cloud spielen eine zentrale Rolle: Endkunden können ihre Anlage bequem per Smartphone steuern, inklusive Alarmbenachrichtigung und Videoverifikation.
Für Errichter bietet Ajax einen Partner-Webzugang mit Überblick über installierte Anlagen, Wartungszustände und Updates, was den Service erleichtert. DIY-Tauglichkeit ist offiziell nicht das Ziel – Ajax positioniert sich als Profi-System – doch die einfache Konfiguration und der Verzicht auf Verdrahtung ermöglichen es technisch versierten Nutzern durchaus, kleinere Anlagen selbst in Betrieb zu nehmen. Im Vergleich zu klassischen Anbietern verzichtet Ajax gänzlich auf fest verdrahtete Bus-Komponenten und setzt stattdessen auf eigene Funk-Repeater, um auch größere Objekte (bis zu 200-250 Sensoren) abdecken zu können. Interessant ist, dass Ajax trotz Cloud-Anbindung keine laufenden Nutzungsgebühren für die App erhebt – ein Unterschied zu manchem etablierten Anbieter.
Satel: Polnischer Allrounder mit Hybrid-Ansatz
Der polnische Hersteller Satel verfolgt einen etwas anderen Ansatz: Er bietet Hybrid-Systeme an, die sowohl Draht- als auch Funktechnik unterstützen. Satel unterteilt Alarmanlagen ausdrücklich in drahtgebundene, drahtlose oder kombinierte Installationen. Damit kann je nach Projekt flexibel entschieden werden, ob z.B. Bewegungsmelder per Bus-Leitung angeschlossen oder per Funk eingebunden werden – viele Satel-Zentralen (z.B. aus der INTEGRA-Serie) erlauben beides. Das kommt vor allem in Bestandsgebäuden zum Tragen, wo Funklösungen eine schnelle Nachrüstung ermöglichen, während im Neubau oft Bus-Technik bevorzugt wird. In puncto Vertriebskanal setzt Satel auf klassische Facherrichter und den Elektrogroßhandel.
In der DACH-Region kann die Marke ihre Position noch weiter ausbauen, durch Kooperationen mit Sicherheitstechnik-Distributoren und durch professionelle Messe- präsenzen (z.B. auf der Security Essen) hat sich Satel einen festen Platz bei vielen Installateuren erarbeitet.
Technologisch punktet Satel mit einer breiten Plattformstrategie: Die Alarmzentralen lassen sich meist nicht nur für Einbruchmeldungen nutzen, sondern auch für Zutrittskontrolle und einfache Gebäudeauto- mation. So wirbt Satel mit „Intelligent Security Solutions“ – Lösungen, die Sicherheits-, Zugangs- und Smart-Building-Funk- tionen vereinen. Ein Beispiel ist die Integration mit dem Gebäudeautomations-Standard KNX: Über ein optionales KNX-Modul kann eine Satel-Alarmanlage mit dem Smart-Home-System kommunizieren, etwa um im Alarmfall Lichter einzuschalten oder Rollläden hochzufahren. Diese Offenheit für offene Standards hebt Satel von manch proprietärer Konkurrenz ab.
Bei der Cloud-Anbindung zeigt sich Satel eher konservativ: Fernzugriff für Benutzer und Remote-Konfiguration für Techniker sind zwar möglich (via Apps und PC-Software), laufen aber meist über eigene Server oder VPN-Verbindungen, nicht über eine ständig aktive IoT-Cloud. Das System erfordert daher etwas mehr Konfigurationsaufwand und Fachkenntnis, was die DIY-Tauglichkeit einschränkt – Satel-Anlagen werden typischerweise von geschulten Errichtern projektiert und eingerichtet. Im Vergleich zu Ajax Systems positioniert sich Satel somit als Allrounder, der moderne Funktechnik bietet, aber zugleich das klassische Errichter-Handwerk und etablierte Standards wie VdS-Grade, EN-Normen und KNX-Bus fest im Blick behält.
Jablotron: Tschechischer Komplettanbieter mit Cloud-Fokus
Der tschechische Hersteller Jablotron geht einen etwas anderen Weg und gilt als Vorreiter bei cloudverbundenen Alarmsystemen. Ähnlich wie Satel setzt Jablotron zwar auf Hybrid-Systeme, die sowohl Draht- als auch Funktechnik unterstützen – die aktuelle Jablotron 100+ Zentrale kombiniert kabelgebundene Bus-Komponenten und Funkmelder für eine hohe Installationsflexibilität.
In Bestandsgebäuden ermöglicht die Funk- anbindung eine schnelle Nachrüstung, während im Neubau Bus-Leitungen für stabile Vernetzung sorgen. Anders als manch anderer Anbieter hat Jablotron jedoch früh auf Cloud-Konnektivität gesetzt: Bereits 2011 führte Jablotron als erster Alarmhersteller Cloud-Dienste ein, um Alarmsysteme rund um die Uhr online zu halten. Nutzer können ihre Alarmanlage permanent per MyJablotron-App überwachen und steuern, und auch Alarmempfangsstellen (Leitstellen) sind 24/7 mit dem System verbunden. Diese permanente IoT-Anbindung bietet stets aktuelle Statusinformationen und hohen Bedienkomfort, erfordert aber die Infrastruktur des Herstellers.
Im Vertrieb setzt Jablotron – trotz seiner IoT-Affinität – auf ein klassisches Facherrichter-Modell. Die Systeme werden ausschließlich von zertifizierten Jablotron- Partnern geplant, installiert und per PC-Software (F-Link) programmiert. Endkunden profitieren anschließend von einer intuitiven Bedienung: Jablotron-Anlagen gelten als äußerst benutzerfreundlich. Die Steuerung erfolgt optional über schlichte Bedienteile mit Ampel-LED-Anzeigen oder komfortabel via Smartphone-App. Über die App lassen sich Alarme einsehen, das System scharf/unscharf schalten und sogar Hausautomationsfunktionen bedienen. Jablotron verfolgt den Ansatz einer umfassenden Lösung aus einer Hand: Das System vereint Einbruchmeldeanlage, Gefahrenmelder (z.B. Rauch, Wasser, CO) und einfache Smart-Home-Funktionen in einer Plattform. So können beispielsweise Beleuchtung, Heizung oder Garagentore über Ausgänge der Alarmzentrale automatisiert und ferngesteuert werden. Eine Integration in offene Gebäudeleittechnik ist ebenfalls möglich – etwa über ein optionales KNX-Interface, das Jablotron-Anlagen bidirektional mit einer KNX-Smart-Home-Installation kommunizieren lässt.
Insgesamt bietet Jablotron somit ein rundes Gesamtpaket, das Sicherheit und Komfort vereint, allerdings innerhalb seines proprietären Ökosystems bleibt. Bei der Cloud-Anbindung zeigt sich Jablotron deutlich progressiver als konservative Mitbewerber: Fernzugriff und -wartung sind fester Bestandteil des Systems und laufen über die eigenen europäischen Jablotron-Server. Jablotron ist überzeugt, dass jedes Alarmsystem idealerweise an eine Leitstelle aufgeschaltet sein sollte – das System unterstützt daher von Haus aus die Aufschaltung auf Alarmempfangsstellen (über Jablotrons Cloud ARC). Im Alarmfall können so Interventionen durch Wachdienste unmittelbar eingeleitet werden. Diese Architektur erfordert zwar etwas mehr initiale Konfiguration durch den Fachmann und bindet den Kunden an Dienste des Herstellers, ermöglicht aber auch einen hohen Grad an Service (z.B. automatische Funktionstests, Firmware-Updates und 24/7-Verbindung) ohne dass der Endnutzer sich technisch kümmern muss. DIY-Tauglichkeit steht folglich nicht im Vordergrund .
Im Vergleich zu Ajax Systems positioniert sich Jablotron als Komplettlösung, die moderne Funktechnik und permanente App-Anbindung bietet, dabei aber stärker auf professionelle Installation und Überwachung setzt. Wie Ajax nutzt auch Jablotron hauptsächlich proprietäre Funkprotokolle im 868-MHz-Band und bietet stylish designte Komponenten, doch Jablotron erlaubt zusätzlich eine Verkabelung von Geräten und verfolgt einen „Service“-Ansatz: Alarmanlagen werden meist mit Wartungsvertrag und Aufschaltung verkauft, weniger als reines Gadget. Zudem erfüllt Jablotron die gängigen europäischen Normen (EN 50131 Grad 2, entsprechend VdS-Klasse A und setzt auf zertifizierte Cloud-Sicherheit (ISO-zertifizierte Rechenzentren in der EU. Nationale Zertifizierungen wie das deutsche VdS-Siegel stehen dabei weniger im Fokus – ähnlich wie andere internationale Hersteller orientiert man sich an pan-europäischen Standards.
Insgesamt bedient Jablotron damit einen Mittelweg: Der Hersteller vereint die Vorteile neuer, cloudbasierter Alarmsysteme mit der klassischen Facherrichter-Philosophie und etablierten Sicherheitsstandards. Installateure schätzen die vielseitige All-in-One-Plattform und Endanwender die einfache Bedienung – eine Win-win-Situation, die Jablotron in der Sicherheitsbranche einen festen Platz verschafft hat
Telenot: Deutsche Qualität mit Zertifikat
Wenn es um traditionelle Alarmtechnik in Deutschland geht, fällt fast zwangsläufig der Name Telenot. Der mittelständische Hersteller aus Aalen steht seit Jahrzehnten für verkabelte Profi-Anlagen, hat aber mittlerweile ebenfalls leistungsfähige Funkkomponenten im Programm. Telenot verfolgt dabei strikt einen Hybrid-Ansatz:
Die aktuelle Alarmzentrale compact easy smart&safe vereint alle Installationsarten – bis zu 100 Melder können wahlweise per Funk, per klassischer Drahtlinie oder via moderner Bus-Technik angeschlossen werden. Diese Flexibilität erlaubt es, Bestandsbauten ohne großen Aufwand nachzu- rüsten, aber auch Neubauten vollverdrahtet auszustatten, wo gewünscht. Telenot betont, dass dank dieses Baukastenprinzips praktisch jedes Objekt passend ausgerüstet werden kann, vom Einfamilien- haus bis zum Gewerbebetrieb.
Ein Alleinstellungsmerkmal von Telenot ist der Vertriebskanal: Das Unternehmen verfügt über ein einzigartiges Partnernetz mit rund 450 autorisierten Telenot-Stützpunkten im deutschsprachigen Raum. Nur zertifizierte Facherrichter dürfen Telenot-Anla- gen installieren, was eine gleichbleibend hohe Qualität sicherstellen soll. Endkunden erhalten Planung, Montage und 24/7-Service aus einer Hand über diese Part- nerbetriebe.
Ein DIY-Verkauf an Endverbraucher findet nicht statt – Telenot positioniert sich klar als Premium-Anbieter „mit Brief und Siegel“. Diese Strategie unterstreicht Telenot auch durch kompromisslose Zertifizierungen: Sämtliche Komponenten tragen Gütesiegel wie das VdS-Home oder EN Grad 2/3, sind polizeilich empfohlene Anlagen und KfW-förderfähig. Für sicherheitssensible Kunden und Versicherer behalten solche Prüfsiegel einen hohen Stellenwert.
Trotz seines konservativen Rufs hat Telenot bei Cloud und Apps aufgeholt. Die hauseigene SmartApp (BuildSec 4.0) ermöglicht Smartphone-Bedienung und Statuskontrolle der Anlage.
Besonderen Wert legt Telenot dabei auf Datensicherheit: Die Kommunikation zwischen App und Alarmzentrale läuft ausschließlich über die firmeneigene hochsichere Plattform „hiXser- ver“ und ist Ende-zu-Ende verschlüsselt. So bleiben alle sensiblen Daten unter Kontrolle des Herstellers bzw. des Errichters – ein bewusstes Gegenmodell zu Cloud-Diensten außerhalb Europas. Allerdings ist für die App-Nutzung eine Freischaltung durch den betreuenden Telenot-Partner nötig, der damit weiterhin als Bindeglied zwischen Technik und Endkunde fungiert. Konfigurationsaufwand und Inbetriebnahme sind bei Telenot-Lösungen deutlich höher als etwa bei Ajax oder Lupus, was aber vom Zielpublikum – professionelle Errichter und anspruchsvolle Gewerbekunden – in Kauf genommen wird für maximale Zuverlässigkeit.
In Summe bleibt Telenot ein Benchmark für Qualität und Sicherheit „Made in Germany“. Die Unternehmenstreue ihrer Partner und Kunden ist hoch, doch im Wettbewerb mit agileren Funk-Newcomern muss Telenot zeigen, dass traditionelle Stärken wie Zertifizierung und langlebige Technik auch in Zukunft kaufentscheidend bleiben.
Aritech (Kidde/Carrier): Integrierte Lösungen über den Errichter
Aritech ist eine traditionsreiche Marke, die vor allem Branchenkennern geläufig ist. Ursprünglich in den 90er Jahren als europäische Alarmtechnik-Marke bekannt, war Aritech später Teil von GE Security und zuletzt unter dem Dach von Carrier Fire & Security angesiedelt. Seit 2025 gehört Aritech zur neuen Kidde Global Solutions (KGS) Plattform, bleibt aber als Produktname bestehen. Aritech steht sinnbildlich für klassische Einbruchmeldetechnik im gewerb- lichen Bereich: Verkabelte oder hybride Zentralen mit hoher Skalierbarkeit, oft kombiniert mit Brandmelde- und Zutrittskontrolltechnik. In der DACH-Region sind Aritech-Systeme vor allem in größeren Liegenschaften (Bürokomplexe, industrielle Anlagen) im Einsatz, wo sie von zertifizierten Errichtern projektiert werden.
Die Vertriebs- und Produktstrategie von Aritech (bzw. KGS) setzt auf Praxisnähe und Weiterentwicklung bewährter Lösungen. Laut KGS soll der deutsche Markt konsequent mit den bewährten Marken weiterentwickelt werden – inklusive praxisnaher Unterstützung für Planer, Errichter und Endanwender. Das deutet darauf hin, dass Aritech-Produkte auch künftig über den klassischen Errichterkanal verkauft und betreut werden. DIY- oder Retail-Angebote existieren praktisch nicht; stattdessen liegt der Fokus auf Ausschreibungen und Systemlösungen, bei denen z.B. eine Alarmzentrale in ein Gesamtsicherheitskonzept (inkl. Video, Zutritt, Gebäudeleittechnik) integriert wird.
Technologisch hat Aritech in den letzten Jahren sein Portfolio modernisiert, z.B. mit der interaktiven Touch-Bedienung RisControl und IP-fähigen Hybridzentralen (der ATS Advanced-Reihe). Funktechnik spielt eher eine untergeordnete Rolle – zwar gibt es Funkmelder und Erweiterungsmodule, doch Aritech-Anlagen werden in der Regel drahtgebunden errichtet, um höchste Stabilität und EMI-Resistenz zu gewährleisten.
Bei Cloud-Anbindung bleibt Aritech konservativ: Fernüberwachung erfolgt meist über Leitstellen-Protokolle oder VPN, weniger über Endkunden-Apps (obwohl Fernsteuer-Apps vorhanden sind). Diese zurückhaltende Plattformstrategie unterscheidet Aritech von den agilen Newcomern, ist aber in sicherheitskritischen Umgebungen oft erwünscht. Unterm Strich bedient Aritech weiterhin vor allem Sicherheitsprofis, die robuste, integrierbare Systeme suchen – im Vergleich mit Ajax oder Abus also eher kein Massenmarkt-Produkt, aber ein stabiler Pfeiler im High-End-Segment der Sicherheitstechnik.
Silentron: Italiens Funk-Pionier
Silentron aus Italien nimmt eine besondere Rolle ein, denn das Unternehmen war einer der ersten Hersteller weltweit, der auf kabellose Alarmtechnik setzte. Bereits seit den 1970er Jahren entwickelt Silentron drahtlose Alarmanlagen und gilt damit als erster italienischer Pionier auf diesem Gebiet.
Das Produktangebot umfasst heute ein vollständiges Sortiment professioneller Alarmtechnik – von Zentralen über Melder bis zu Sirenen – und setzt durchgängig auf Funkkommunikation. Anders als Ajax, das Funk erst in jüngerer Zeit mit neuester Technologie einführte, kann Silentron auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen. Allerdings basierten frühe Silentron-Systeme auf proprietären Funksignalen mit begrenzter Reichweite und ohne die modernen Verschlüsselungsstandards – hier haben neuere Wettbewerber technologisch aufgeholt und teils überholt. Silentron vertreibt seine Systeme vorwiegend in Südeuropa über autorisierte Errichter und seit einigen Jahren auch über die Nice-Gruppe (ein italienischer Smart-Home-Konzern, zu dem Silentron mittlerweile gehört).
In der DACH-Region ist Silentron eher ein Nischenanbieter, der v.a. über Importeure vereinzelt Projekte ausstattet. Vertriebskanal ist klassisch der Installateur-Fachbetrieb; ein Endkundengeschäft existiert kaum. Die DIY-Tauglichkeit der Systeme ist gering – zwar sind sie funktechnisch relativ simpel aufzubauen, aber die Programmierung der Zentralen erfolgt meist über Codes und PC-Software, was Fachwissen erfordert.
In puncto Cloud und Plattform hält sich Silentron zurück: Einige neuere Modelle bieten eine App-Anbindung und Fernwartung, doch ein umfassendes Cloud-Ökosystem fehlt. Hier spiegelt sich die DNA als klassischer Alarmhersteller wider. Immerhin können neuere Silentron-Alarmzentralen in Smart-Home-Systeme einge- bunden werden (z.B. über I/O-Module oder proprietäre Schnittstellen), aber offene Standards wie KNX werden – anders als bei Satel – nicht direkt unterstützt.
Funktechnik vs. Draht ist bei Silentron kein Entweder-Oder, sondern die Unternehmensphilosophie: Man vertraut vollständig auf Funk. Für Installateure mag das ungewohnt sein, doch Silentron betont die professionelle Zuverlässigkeit seiner Funklösungen, die sich in tausenden Installationen bewährt hätten.
Im Vergleich zu Ajax fehlen Silentron allerdings einige moderne Features (z.B. Videoverifikation oder smarte App— Steuerung), sodass der einstige Pionier heute eher im Mittelfeld des Innovationsrankings liegt. Für bestimmte Einsatzfälle – etwa in historischen Gebäuden mit Denkmalschutz, wo keine Kabel verlegt werden dürfen – bleiben Silentron-Anlagen eine interessante Option.
Tecnoalarm: High-End-Security made in Italy
Tecnoalarm ist ein weiterer italienischer Hersteller, der sich einen Namen vor allem im High-End-Segment gemacht hat. Seit der Gründung 1977 verfolgt Tecnoalarm mit großer Leidenschaft ein Ziel: höchste Zuverlässigkeit und frühzeitige Detektion (Zitat aus einem Unternehmensprofil). Das Unternehmen hat einige technisch ausgefeilte Lösungen entwickelt, zum Beispiel besondere Bewegungsmelder mit Doppler-Radar-Technologie und fokussierbarer Abdeckung, die in kunstvollen Pininfarina- Designgehäusen stecken. Tecnoalarm-Anlagen werden oft dort eingesetzt, wo hochwertige Objekte (Villen, Museen, Juweliergeschäfte) geschützt werden müssen und wo false Alarms minimiert werden sollen.
Bei der Technik kombiniert Tecnoalarm überwiegend verkabelte Systeme mit optionalen Funkerweiterungen. Die Zentralen (z.B. TP8-Serie) unterstützen Bus-Module und Kabelzonen, können aber auch via Funkempfän- ger drahtlose Melder einbinden. Einen reinen Funkansatz wie Ajax verfolgt man nicht – Tecnoalarm vertraut primär auf Kabel für die Kernsensorik und nutzt Funk meist nur ergänzend. Die Vertriebsstruktur ist klar auf professionelle Errichter ausgerichtet. In DACH arbeitet Tecnoalarm mit spezialisierten Partnerfirmen, die oft auf Luxus-Sicherheitstechnik spezialisiert sind. DIY oder Massenmarkt spielt keine Rolle.
Interessant ist Tecnoalarms Plattform- und Service-Strategie: Mit der firmeneigenen RSC®-Technologie (Remote Sensitivity Control) können Installateure die Empfindlichkeit der Sensoren aus der Ferne justieren und regelmäßige Fernwartungen durchführen, ohne vor Ort sein zu müssen. Damit war Tecnoalarm ein Vorreiter in Sachen Remote-Service, lange bevor Cloud-Plattformen üblich waren. Heute bietet Tecnoalarm Apps für Alarmierung und Statusanzeige an, doch die Kernsteuerung läuft lokal und ohne Cloud-Zwang. Das System richtet sich an Fachleute, die eine feine Abstimmung der Melder vornehmen – so gesehen ist der Konfigurationsaufwand hoch, aber das Resultat sehr individuell optimiert.
Im Vergleich mit Ajax und Satel positioniert sich Tecnoalarm als Boutique-Anbieter. Funk vs. Draht ist hier keine ideologische Frage, sondern eine des Einsatzortes – man bietet beides an, rät aber bei höchster Sicherheit oft zu Draht. Der Vertriebskanal bleibt exklusiv: Tecnoalarm-Installateure durchlaufen spezielle Schulun- gen, um die Technik auszureizen. Für Endkunden (und Errichter) mit höchsten Ansprüchen an Alarmreaktion und Falschalarm- sicherheit bleibt Tecnoalarm eine feste Größe, auch wenn der Hersteller in puncto Smart-Home-Integration und Cloud eher zurückhaltend agiert.
Bentel Security: Italienische Marke im globalen Verbund
Bentel Security aus Italien hat eine doppelte Identität: Zum einen ist Bentel ein traditionsreicher Hersteller von Alarmanlagen mit eigener Geschichte; zum anderen ist Bentel heute Teil der Produktfamilie von DSC/Tyco (inzwischen Johnson Controls). Das bedeutet, dass Bentel-Produkte in Technik und Strategie eng mit den weltweit vertriebenen Systemen von DSC/Visonic verzahnt sind. So gilt Bentel als Security-Benchmark und bietet ein komplettes Sortiment an Einbruchmeldetechnik und Brandmeldesystemen an. Beson- ders bekannt ist die KYO-Panelserie und die neuere ABSOLUTA-Zentrale, die modular erweiterbar ist.
Technologisch folgt Bentel dem Kurs des Mutterkonzerns: Die aktuellen Bentel-Alarmzentralen sind Hybrid-Systeme, die sowohl kabelgebundene Zonen als auch modernste Funkmelder unterstützen. Hier kommt oft die PowerG-Funktechnologie zum Einsatz – ein hochreichweiten, verschlüsseltes Funkprotokoll, das von Visonic/DSC entwickelt wurde.
Eine Bentel ABSOLUTA Plus mit Funkmodul kann z.B. bis zu 48 Zonen überwachen, verkabelt oder kabellos, und eignet sich damit für mittelgroße Wohn- und Gewerbeobjekte. Im Gegensatz zu reinen Funkanbietern hat Bentel also die Flexibilität, dem Kunden beides zu bieten.
Vertriebskanal und Plattformstrategie sind stark vom internationalen Konzern geprägt. Bentel-Produkte werden über Sicherheits-Großhändler und Installateure vertrieben, oft als Teil eines größeren Portfolios (inkl. Kameras, Zutritt etc. von JCI). Bentel-Alarmanlagen lassen sich in viele Überwachungsplattformen integrieren; es gibt Apps und IP-Module, die z.B. eine App-Steuerung via Cloud ermöglichen. So existiert die ABSOLUTA-App, mit der Nutzer ihr System aus der Ferne bedienen können – allerdings setzt dies ein aktuelles Panel-Firmware-Update voraus und die Nutzung erfolgte in der Vergangenheit teils über kostenpflichtige Services. Bentel selbst kommuniziert gegenüber Endkunden relativ wenig; die Marke tritt oft im Hintergrund auf, während Errichter oder Distributoren den Support übernehmen. Für DIY-Kunden ist Bentel nicht gedacht, auch wenn Alarmlösungen technisch versierte Käufer über Online-Shops erreichen könnten.
Im Vergleich zu Ajax oder Lupus fehlt Bentel etwas der Glamour – man setzt eher auf bewährte Sicherheitstechnik als auf Lifestyle-Features. Dafür profitieren Bentel-Kunden von der Kontinuität und globalen Unterstützung durch einen Großkonzern: Ersatzteile, langfristige Updates und Kompatibilität über Generationen hinweg sind meist gegeben. Bentel Security vereint so- mit italienische Alarm-Expertise mit internationaler Konzern-Power, was im DACH-Markt v.a. professionelle Anwender anspricht, die Wert auf Zuverlässigkeit und Integration in komplexe Systeme legen.
Rokonet/RISCO: Israeli Innovation mit Cloud-Fokus
Rokonet war einst ein bekannter Name für Bewegungsmelder und Alarmanlagen aus Israel. Heute firmiert das Unternehmen unter RISCO Group und hat sich zu einem global aktiven Anbieter mit starker Cloud-Orientierung gewandelt. RISCO bietet mehrere Alarmserien (Agility – Funk, LightSYS – Hybrid, ProSYS – verkabelt) und hat früh auf die Verzahnung mit Internetdiensten gesetzt. So betreibt RISCO eine eigene Cloud-Plattform, über die Endanwender per iRISCO-App ihre Alarmanlagen steuern können und Installateure Fernwartungen durchführen.
Dieses Konzept wurde kontinuierlich ausgebaut: 2024 erhielt die RISCO-Cloud ein Update auf Version 6.2, das die zweiseitige Kommunikation zwischen Installateur und Endkunde verbessert und nun Push-Benachrichtigungen mit Antwortmöglichkeiten ermöglicht. Konkret kann der Alarmbenachrichtigung jetzt z.B. ein Button beigefügt werden (“Hilfe rufen” o.ä.), der direkt eine vordefinierte Aktion auslöst – eine clevere Verknüpfung von Alarm und Service für den Nutzer.
RISCOs Vertriebsstrategie bleibt trotz Cloud-Fokus im Kern beim Facherrichter. Allerdings versucht das Unternehmen, seine Partner mit neuen Geschäftsmodellen zu unterstützen: Über ein Cloud Revenue Program können Errichter z.B. laufende Einnahmen generieren, indem sie ihren Kunden die App-Nutzung und Cloud-Dienste als Abo verkaufen. Dies zeigt, wie sehr RISCO auf die Cloud setzt – sie ist nicht nur technische Drehscheibe, sondern auch Teil des Geschäftsmodells. Für Endkunden bedeutet das einerseits komfortable Funktionen (Fernzugriff, visuelle Verifikation via vernetzter Kameras, Smart-Home-Features wie Szenensteuerung), andererseits aber auch laufende Kosten und die Abhängigkeit von der RISCO-Cloud-Verfügbarkeit.
Technologisch hat RISCO in den letzten Jahren vor allem an Integration gearbeitet. Das Touch-Bedienteil RisControl fungiert als Smart-Home-Panel: In Version 1.7 lässt es sich sogar mit dem Multiroom-System Sonos koppeln, sodass z.B. Musik oder Durchsagen angesteuert werden können. Zudem können RISCO-Alarmanlagen mit IP-Kameras verknüpft werden (Stichwort Videoverifikation). Funk vs. Draht: RISCO hat hier mit der LightSYS+ eine Hybridlösung im Portfolio, die bis zu 128 Zonen unterstützt – kabelgebunden oder per Funk (die LightSYS Air-Melderlinie). Rein drahtlose Systeme bedient die Agility-Reihe, die v.a. im Privatbereich beliebt ist.
DIY-Lösungen bietet RISCO offiziell nicht an, obgleich findige Kunden auch RISCO-Kom- plettpakete online erwerben und selbst installieren könnten. Der Konfigurationsaufwand ist jedoch höher als bei typischen DIY-Systemen, und viele Funktionen (z.B. Cloud-Einbindung) setzen eine Einrichtung durch einen registrierten Installer voraus.
In der DACH-Region hat RISCO eine solide Präsenz, besonders in Österreich und der Schweiz über lokale Partner.
Gegenüber Ajax oder Abus positioniert sich RISCO als innovationsgetrieben mit starker Cloud und breitem Portfolio. Für Errichter, die offen für Cloud-Services sind, bietet RISCO eine ausgereifte Plattform, die Wartungsaufwand reduziert (durch Remote-Zugriff) und sogar Zusatzgeschäfte erlaubt. Endanwender profitieren von einer stetig erweiterten App und neuen Smart-Home- Funktionen – sofern sie bereit sind, ihre Sicherheitslösung in die Hände einer Cloud zu legen.
Lupus Electronics: Smarte Alarmanlagen zwischen Profi und DIY
Lupus Electronics aus Deutschland nimmt im Alarmanlagensegment eine Sonderstellung ein. Das Unternehmen aus Landau (Pfalz) hat sich auf Alarm- und Smarthome-Kombinationen spezialisiert und spricht dabei gleichermaßen technikaffine Endanwender wie auch professionelle Installateure an. Die LUPUSEC-Systeme (XT1 Plus, XT2 Plus, XT3 etc.) sind funkbasiert und modular erweiterbar – bis zu 80 Sensoren pro Zentrale – und verbinden klassische Sicherheitsfunktionen mit Smart- Home-Features in einer einzigen Plattform. Über 80 eigene Sensoren und Aktoren (von Bewegungsmeldern über Heizkörperthermostate bis Sirenen) stehen zur Verfügung; zusätzlich lassen sich zahlreiche Drittprodukte integrieren, etwa Philips-Hue-Leuchten, Nuki-Türschlösser und seit neuestem auch Sonos-Lautsprecher. Lupus verfolgt damit konsequent eine offene Plattformstrategie für das vernetzte Zuhause, bei der Alarmanlage, Videoüberwachung und Hausautomation verschmelzen.
Eine Besonderheit von Lupus ist die Cloud-Philosophie – oder vielmehr das Feilen daran. Die Alarmzentralen besitzen eine eingebaute Web-Oberfläche und können im lokalen Netzwerk betrieben werden, ohne Daten an externe Server zu senden („Keine Cloud – keine Datenkrake. Ihre Daten bleiben zu Hause“, wirbt ein Anbieter). Die Systemsicherheit wird dabei jährlich von AV-Test geprüft, um Cybersecurity zu gewährleisten. Gleichzeitig bietet Lupus aber auch Cloud-Dienste an: Über die Lupus-App können Nutzer von unterwegs auf ihre Anlage zugreifen, wobei die Verbindung über gesicherte Lupus-Server läuft. Dieser hybride Ansatz erlaubt dem Kunden zu wählen, ob er maximale Privatsphäre (lokaler Betrieb) oder maximalen Komfort (Cloud-Zugriff) möchte.
In der Vertriebspraxis zeigt sich Lupus äußerst flexibel. Die Produkte können direkt im Online-Shop des Herstellers oder über Elektronik-Fachhändler von Endkunden gekauft und in Eigenregie installiert werden. Für weniger versierte Nutzer bietet Lupus aber auch ein Partnernetz von Errichtern an, welche Installation und Wartung übernehmen. Diese Dual-Strategie (Profi- und DIY-Kanal) ist in der Alarmbranche eher selten und hat Lupus eine treue Fangemeinde eingebracht. DIY-Tauglichkeit ist definitiv gegeben: Die XT-Zentralen werden einfach per LAN/WLAN ans Heimnetz angebunden, die Sensoren funken alle an diese Zentrale, und die Konfiguration erfolgt über eine menügeführte Weboberfläche bzw. App, die von vielen Kunden als sehr verständlich gelobt wird.
Natürlich hat dieser Komfort auch Grenzen: Bei VdS-zertifizierten Hochsicherheitsinstallationen spielt Lupus kaum eine Rolle, und wirklich große Objekte (mit mehr als 100 Meldern, komplexen Zutrittskontrollen etc.) sind besser mit klassischen Systemen bedient. Doch für Eigenheime, Büros und kleinere Gewerbe bietet Lupus eine Plug-&-Play-Sicherheit, die den Installations- und Wartungsaufwand minimiert. Updates kommen automatisch übers Internet, neue Komponenten lassen sich in Minuten anlernen, und durch die Einbindung von Smart-Home-Komponenten entsteht ein Mehrwert über die reine Einbruchmeldung hinaus (etwa Alarmanlagen-Sensorik, die auch zur Lichtsteuerung oder Hei- zungsabsenkung genutzt wird). Im Vergleich zu Ajax Systems ist Lupus noch lokal verwurzelt und etwas kleiner aufgestellt, braucht sich technisch aber nicht zu verstecken – insbesondere wer eine Datensouveränität schätzt, findet hier eine interessante Alternative. Für Errichter bedeutet Lupus, dass sie einerseits einen preislich attraktiven Baukasten anbieten können, der wenig Support erfordert, andererseits aber Konkurrenz durch Selbstinstaller in Kauf nehmen müssen. Dieser Spagat zwischen Profi- und DIY-Markt ist Teil der Zukunft, die Lupus in der Branche sichtbar macht.
Abus: Breit aufgestellt von DIY bis High-End
ABUS (August Bremicker und Söhne) ist in Deutschland vor allem als Traditionsmarke für Sicherheit bekannt – Schlösser, Beschläge und seit langem auch Alarmanlagen gehören zum Portfolio. ABUS deckt mit seiner Alarmtechnik sowohl den Endverbraucher- als auch den Profimarkt ab. Im Zentrum stehen dabei zwei Produktlinien: die Secvest-Alarmanlage und die Smartvest/Smartvest Pro.
Secvest ist das professionelle Funkalarmsystem von ABUS. Es handelt sich um eine VdS-zertifizierte Funkalarmanlage für Heim und Gewerbe, die mit zuverlässiger Technik und einfacher Bedienung wirbt. Secvest zeichnet sich durch ein in der Branche einzigartiges Merkmal aus – die Verbindung von Mechatronik und Elektronik. Spezielle Secvest-Fenstergriffe und -Fenstersicherungen von ABUS enthalten Sensorik, die bei einem Einbruchsversuch nicht nur Alarm auslöst, sondern auch mechanisch den Fensterflügel verriegelt. Diese Kombination erhöht den Einbruchschutz physisch und detektiert gleichzeitig den Angriff. Damit besetzt ABUS Secvest eine Nische, die weder Ajax noch Telenot so abdecken.
Technisch ist Secvest eine hybride Funklösung: Die meisten Sensoren arbeiten kabellos, aber es können auch Drahtmelder und verkabelte Bedienteile integriert werden (daher spricht ABUS von einem Hybrid-System). Secvest-Zentralen erreichen EN Grad 2 und sind bei Versicherern für Wohnobjekte anerkannt. Der Vertrieb erfolgt über Fachinstallateure und den ausgewählten Fachhandel; zwar findet man Secvest-Komponenten auch online, doch ABUS empfiehlt die Installation durch geschulte Partner.
Cloud-Anbindung ist gegeben – die Anlage kann per App (Secure@Home) gesteuert werden – jedoch legt ABUS Wert darauf, dass keine Pflicht zur Cloud besteht und die Kernfunktionen lokal funktionieren. Die Einrichtung einer Secvest erfordert Fachwissen, gerade wenn mechatronische Komponenten eingebunden werden. Entsprechend ist die DIY-Eignung begrenzt; diese Anlage richtet sich an qualitätsbewusste Kunden, die einen Errichter hinzuziehen.
Smartvest Pro hingegen wurde gezielt für den Consumer-Markt entwickelt. Diese neue Funk-Alarmanlage (seit Juni 2025 im Handel) richtet sich an private Haushalte, die eine einfache Selbstinstallation wünschen. Die Smartvest Pro kommt als Starter-Kit mit Zentrale (inkl. Innensirene) und kann kabellos um zahlreiche Sensoren erweitert werden. Die Einbindung ins Heimnetz erfolgt per LAN oder WLAN, und die Steuerung läuft über eine kostenlose Smartphone-App. Wichtig: Es fallen keine Abogebühren an – ein starkes Argument gegenüber manch anderen Smart-Home-Alarmen.
ABUS betont die schnelle, unkomplizierte Inbetriebnahme, die vom Kunden selbst durchgeführt werden kann. Damit wagt ABUS den Spagat, einer breiten Käuferschicht Sicherheitslösungen zugänglich zu machen, ohne einen Profi zu benötigen. Technisch bietet die Smartvest Pro moderne Features wie Alexa/Google-Sprachsteuerung, Szenariensteuerung, Kamera- einbindung und optional ein Mobilfunkmodul für redundante Alarmierung. Im Grunde vereint sie Alarmanlage und Smart Home Zentrale (ähnlich wie Lupus es tut), jedoch mit dem Markenvorteil von ABUS und dessen Vertriebsnetz im Hintergrund.
Verglichen mit Ajax und Satel: ABUS agiert breitflächiger. Während Ajax auf ein Produktkonzept fokussiert und primär die professionelle Schiene fährt, besetzt ABUS mehrere Marktsegmente.
Funktechnik nutzt ABUS in beiden Linien intensiv – verkabelte Lösungen hat ABUS (bis auf alte Terxon-Anlagen) kaum noch im Programm, was den Zeichen der Zeit entspricht. Der Vertriebskanal ist zweigleisig: Secvest über Errichter, Smartvest teils im Einzelhandel/Online. In Sachen Cloud/- Plattform hat ABUS eine eigene „Smart Security World“ etabliert, zu der neben Alarmanlagen auch Kameras, Türschlösser und weitere Komponenten gehören, steuerbar über die ABUS-App. Anders als einige Wettbewerber kann ABUS durch seine breite Aufstellung (inkl. Fahrradschlösser, Fenstertechnik, etc.) auch markenfremde Kunden anlocken, die beim Baumarkt vielleicht erst ein Türschloss kaufen und dann eine Alarmanlage derselben Marke in Betracht ziehen.
Standards und Zertifizierungen nutzt ABUS gezielt als Verkaufsargument, etwa VdS Home für Secvest oder Gütesiegel von AV-Test für die IT-Sicherheit der Smartvest. Unterm Strich vermittelt der Name ABUS Vertrauen. Die Produkte selbst müssen sich aber gegen Newcomer wie Ajax behaupten. ABUS setzt auf Usability und vermarktet Produkte mit Blick auf ‘bewährte Sicherheit’.
Honeywell/Resideo: Amerikanischer Riese mit Profilsuche
Honeywell Security gehört global zu den großen Namen im Alarmgeschäft. In der DACH-Region ist Honeywell vor allem im gewerblichen Umfeld und bei spezialisierten Errichtern bekannt – etwa durch die MB-Secure Alarmzentralen oder früher die Galaxy-Reihe. Honeywell/Resideo verfolgt eine klare Zwei- gleisigkeit: Für den professionellen Markt gibt es modulare Hybridsysteme (z.B. Vista-Serie, MB-Secure), die verkabelte und Funk-Zonen kombinieren und sich in umfassende Sicherheitssysteme integrieren lassen. Für den Smart-Home-Consumer-Markt in den USA brachte Honeywell hingegen All-in-One-Funkalarmpanels wie die ProSeries auf den Markt – ein 7-Zoll-Touchpanel mit Sicherheits- und Automationsfunktionen, das professionell im Haus installiert wird. In Europa ist diese Linie allerdings weniger präsent.
Vertriebskanal ist bei Honeywell/Resideo traditionell der professionelle Errichter und Großhändler (Resideo betreibt etwa die ADI-Großhandelskette).
DIY-Produkte waren eher die Ausnahme – ein Versuch mit einer direkt an Endkunden verkauften Smart Home Security Base (einer Art Alarmanlagen-Kamera-Hub) wurde 2024 eingestellt. Offenbar besinnt sich Resideo darauf, dass seine Stärke im professionellen Segment liegt. Hier bietet das Unternehmen vernetzte Sicherheitslösungen an, die leicht in Gebäudeleittechnik und Monitoring integriert werden können. So sind Honeywell-Alarmanlagen oft Teil eines Bündels aus Brandmelde-, Zutritts- und Video-Systemen bei Großkunden.
Technologisch setzt Honeywell/Resideo auf konservative Zuverlässigkeit mit modernen Ergänzungen. Die Vista/MB-Secure Panels sind hybridfähig – man kann Draht und Funk nutzen – und vor allem modular erweiterbar. Für die Enduser-Bedienung hat Resideo Connect-Apps und Touch-Keypads eingeführt, um die Systeme smarter zu machen. Außerdem bietet Resideo zahlreiche Funk-Sensoren (Bewegungsmelder, Glasbruch, Rauchmelder etc.), um ältere Drahtanlagen nachträglich kabellos auszubauen. Cloud-Dienste (Total Connect) ermöglichen Fernzugriff und Alarmbenachrichtigung, werden aber primär von professionellen Wachdiensten genutzt oder über Errichter bereitgestellt.
In der DACH-Region ist Honeywell Security insgesamt etwas im Schatten von Marken wie Telenot oder Abus, die lokal präsenter sind. Doch in bestimmten Bereichen – etwa bei großen kommerziellen Sicherheitssystemen – behalten Honeywell-Lösungen einen festen Platz. Standards wie VdS oder EN werden selbstverständlich erfüllt, und Honeywell engagiert sich in Branchenverbänden (z.B. BHE) mit. Für Errichter kann Honeywell/Resideo vor allem dann interessant sein, wenn integrierte Lösungen gefragt sind, die über das reine Einbruchmelden hinausgehen (Stichwort Gebäudeautomation, Klimasteuerung – hier hat Resideo mit Thermostaten etc. ebenfalls Angebote).
Im Wettbewerb muss Resideo zeigen, dass es innovativ bleibt – die Konkurrenz durch Ajax und Co. zwingt auch die US-Größe dazu, mehr auf Benutzerfreundlichkeit und smarte Features zu setzen, ohne die angestammte Klientel zu verlieren.
Technologietrends: Cloud-Plattformen vs. lokale Systeme
Ein zentrales Thema für die Zukunft der Alarmbranche ist der Umgang mit Cloud-Plattformen. Viele der oben betrachteten Anbieter setzen heute auf Cloud- oder Webdienste, um ihren Kunden mehr Komfort und sich selbst neue Geschäftschancen zu eröffnen. Beispielsweise erlauben Cloud-Lösungen wie die von RISCO oder Ajax, dass Installateure Alarmanlagen komplett aus der Ferne konfigurieren und warten können – ohne zeitaufwändige Vor-Ort-Termine. Updates werden online eingespielt, Sensorzustände lassen sich remote prüfen. Für die Errichter bedeutet das Zeit- und Kostenersparnis, für Endkunden schnellere Hilfe im Servicefall. Auch die Möglichkeit, Alarmbilder oder -videos in der Cloud zu verifizieren, erhöht die Attraktivität solcher Systeme. Allerdings geht damit eine Abhängigkeit von Internet und den Servern des Herstellers einher.
Ein Gegenmodell verfolgen Hersteller wie Lupus oder (in Teilen) Abus: Sie bieten lokale Steuerungsmöglichkeiten an, sodass die Kernfunktionen der Alarmanlage auch ohne Cloud verfügbar sind. Lupus wirbt explizit damit, dass bei seinen Systemen sämtliche Daten auf der Zentrale vor Ort bleiben und der Nutzer entscheiden kann, ob er die optionalen Cloud-Funktionen nutzen will. Diese Strategie spielt vor allem in der DACH-Region, wo das Thema Datenschutz einen hohen Stellenwert hat, vielen Kunden in die Karten. Auch Telenot setzt statt einer öffentlichen Cloud lieber auf eine geschlossene eigene Plattform (hiXserver) mit streng kontrolliertem Zugriff.
In Zukunft wird sich zeigen, ob Cloud-Plattformen oder lokale Lösungen die Oberhand gewinnen. Wahrscheinlich ist eine Koexistenz: Professionelle Systeme werden weiterhin einen lokalen Basiskern haben (schon aus Redundanzgründen, falls das Internet ausfällt), aber mit Cloud-Diensten angereichert werden.
Wichtig für Endkunden ist die Transparenz: Welche Daten fließen wohin? Sind Services kostenlos oder mit Abo verbunden? Hier zeichnet sich eine Segmentierung ab: Im DIY- und Smart-Home-Segment sind kostenlose Apps ohne Folgekosten beinahe ein Muss (Ajax, Abus Smartvest Pro, Lupus etc.), da Kunden andernfalls zu Konkurrenz ohne Gebühren wechseln.
Im professionellen Segment hingegen sind Kunden eher bereit, für Mehrwertdienste zu zahlen – etwa eine professionelle Aufschaltung auf eine Notrufleitstelle oder besondere Versicherungspakete. Hersteller wie RISCO haben dies erkannt und binden Errichter in ein Modell ein, bei dem Cloud-Services kostenpflichtig verkauft werden.
Offene Standards: Bleibt KNX relevant?
Die Frage nach offenen Standards wie KNX im Alarmbereich ist komplex. KNX ist in der Gebäudeautomation fest etabliert – für Licht, Heizung, Jalousien. Die klassische Alarmanlage war lange ein separiertes System ohne Schnittstellen dazu. Doch mit dem Siegeszug des Smart Home wuchsen die Anforderungen, Alarmtechnik zu integrieren. Einige Hersteller haben reagiert: Satel bietet ein KNX-Integrationsmodul an, Telenot und Abus ermöglichen zumindest eine potentialfreie Kopplung an externe Systeme (z.B. scharf/unscharf-Status an die Haussteuerung geben). Ganz offen ist der Alarmmarkt aber noch nicht. Ein Grund: Sicherheitsanforderungen kollidieren teils mit Offenheit – eine Alarmanlage muss manipulationssicher sein und soll nicht durch beliebige Bus-Kommandos deaktivierbar sein. Daher sind KNX-Anbindungen oft nur ein Weg: Die Alarmzentrale kann Befehle ins KNX-Netz senden (z.B. Licht ein bei Alarm), aber nicht umgekehrt sicher von KNX gesteuert werden, ohne den Schutzgrad zu gefährden. Trotzdem bleibt KNX relevant, vor allem im gehobenen Wohnbau. Viele Bauherren wünschen ein einheitliches Bedienen – und sei es nur, dass am zentralen Touchpanel auch der Alarmstatus sichtbar ist.
Ein weiterer aufkommender Standard im Smart-Home-Umfeld ist Matter (siehe Infobox Seite 49). Matter ist ein offener, IP-basierter Verbindungsstandard für Smart- Home- und IoT-Geräte, der lokale Kommunikation ermöglicht und Cloud-Abhängigkeiten reduziert und von der Connec- tivity Standards Alliance (CSA) getragen wird. Bisher spielt dieser in der professionellen Alarmbranche keine Rolle, könnte aber zukünftig für DIY-Systeme interessant werden, um Sensoren herstellerübergreifend kompatibel zu machen. Momentan kocht jedoch jeder Anbieter sein eigenes Süppchen, vor allem aus Sicherheitsgründen (proprietäre Funkprotokolle sind schwerer zu hacken als generische).
Zertifizierungen und Standards: Kaufkriterium oder Auslaufmodell?
In der DACH-Region waren VdS-Zertifizierungen und Normeinstufungen lange Zeit entscheidende Verkaufsargumente – gerade im B2B-Geschäft. Ein VdS-Siegel signalisiert geprüfte Zuverlässigkeit; für Versicherungen ist es oft Voraussetzung, um im Schadenfall zu zahlen. Anbieter wie Telenot, Abus oder Honeywell statten daher ihre Systeme mit den entsprechenden Zertifikaten (VdS Home, EN 50131 Grade 2/3 etc.) aus und nutzen dies aktiv im Marketing. Auch Satel und RISCO haben in vielen Ländern Zulassungen nach EN-Standards. Spannend ist der Umgang der Newcomer damit: Ajax Systems, anfangs als „hippes“ Alarm-Startup belächelt, hat erkannt, dass man ohne Zertifizierung im professionellen Segment an Grenzen stößt. Das Unternehmen hat seine Produkte daher nachträglich prüfen lassen – mit Erfolg.
In Österreich etwa erhielt Ajax das VSÖ-Zertifikat, womit die Systeme nun offiziell von allen Versicherern anerkannt sind. Und europaweit konnte Ajax 2023/24 viele Kernkomponenten nach EN Grad 2 zertifizieren lassen. Mit dem Schritt zum EN Grad 3 (höchste Stufe für zivile Einbruchmeldesysteme) hat Ajax 2025 schließlich neue Maßstäbe gesetzt.
Die Beispiele zeigen: Zertifizierungen bleiben relevant, wandeln sich aber. Für technikbegeisterte Privatkunden mag ein VdS-Siegel weniger zählen als App-Features – hier entscheidet oft das Nutzererlebnis über den Kauf. Doch spätestens, wenn es um offizielle Stellen, gewerbliche Objekte oder Versicherungsrabatte geht, kommen Standards ins Spiel.
Ein interessanter Aspekt ist die Frage, ob neue Kriterien wie Cybersecurity-Zertifikate (z.B. vom BSI oder unabhängigen Instituten) in Zukunft klassische Prüfsiegel ergänzen. Lupus geht hier einen Weg, indem es von AV-Test seine Systeme auf IT-Sicherheit prüfen lässt, um Vertrauen in die Cloud- und App-Komponenten zu schaffen.
Auch Ajax und andere werben mit Penetrationstests und Bug-Bounty-Programmen, um die digitale Sicherheit zu gewährleisten. Denkbar ist, dass in einigen Jahren neben “VdS-geprüft” auch “BSI-geprüft” ein Qualitätsmerkmal für Alarmanlagen wird, gerade da diese immer mehr vernetzt sind.
Installation und Wartung: Von der Handwerkskunst zum Plug-and-Play
Traditionell waren Alarmanlagen eine Domäne des spezialisierten Handwerks: Jedes Kabel einzeln ziehen, Kontakte verdrahten, Widerstände berechnen, regelmäßige Vor-Ort-Wartung – das alles gehörte zum Tagesgeschäft eines Errichters. Die neuen Plug-&-Play-Systeme verändern dieses Bild drastisch. Funkbasierte Komponenten lassen sich in Minuten anlernen, Klebestrips ersetzen oft das Bohren, und Konfiguration erfolgt per Software-Assistent statt DIP-Schaltern. Das spart enorm Zeit und Installationsaufwand.
Ein Zwei-Mann-Team kann heute ein Einfamilienhaus in wenigen Stunden mit einem kompletten Funksystem absichern, wo früher vielleicht zwei Arbeitstage veranschlagt wurden. Das wirkt sich auf die Kostenstruktur aus und erweitert den Kundenkreis – auch Mietwohnungen oder temporäre Installationen (Baustellenüberwachung, Event-Security) werden praktikabel, weil rückstandslos montier- und demontierbar.
Auch die Wartungsintervalle verändern sich. Früher musste ein Techniker jährlich zur Anlage, Batterien tauschen und alles durchmessen. Moderne Sensoren haben Batterie-Lebensdauern von 5+ Jahren und melden frühzeitig ihren Status. Über die Cloud kann der Errichter viele Prüfungen remote vornehmen (Signalstärken, Sabotagekontakte etc.).
Software-Updates kommen „over the air“. Einige Systeme, wie etwa das neue Ajax-Grade-3-Funksystem, preisen explizit an, dass nun selbst Hochsicherheitsbereiche ohne die bisher aufwändigen Verkabelungsarbeiten geschützt werden können – was Installations- und Wartungskosten reduziert und Projekte beschleunigt.
Für Errichter bedeutet das einerseits Effizienzgewinne, andererseits aber auch die Notwendigkeit, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Wenn der reine Montageaufwand sinkt, verlagert sich der Wertschöpfungsanteil mehr Richtung Beratung, Konzeption und Service.
Manche Fachfirmen setzen daher verstärkt auf Serviceverträge oder zusätzliche Dienstleistungen (z.B. Netzwerkbetreuung, Smart-Home-Integration), um Umsatz zu generieren. Durch Plug-and-Play drängen zudem branchenfremde Installateure (Elektrobetriebe, IT-Firmen) in den Sicherheitsmarkt, da die Einstiegshürden geringer sind. Der klassische Alarmerrichter muss sich also verstärkt durch Expertise und Zusatznutzen profilieren – beispielsweise Beratung zu objektspezifischen Risiken, Integration komplexer Gewerke oder 24/7-Bereitschaftsdienste.
Für Endanwender ist die Entwicklung eindeutig positiv: Alarmanlagen werden einfacher und zuverlässiger. Wo früher Fehl- alarme durch Verkabelungsfehler oder falsch justierte Melder häufig waren, sorgen heute voreingestellte, selbstkalibrierende Sensoren für Ruhe. Die Bedienung per App und Sprachsteuerung reduziert Anwenderfehler (keine vergessenen PIN-Codes mehr). Und sollte doch mal etwas sein, kann per Fernzugriff oft schneller geholfen werden, als bis dato mit einem vor Ort Termin.
Fazit: Ausblick für Errichter, Systemhäuser und Endkunden
Die Alarmbranche in der DACH-Region steht an der Schwelle zu einer neuen Ära. Für Errichter bedeutet dies, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen. Einerseits bleiben bewährte Werte – hohe Zuverlässigkeit, sabotagefeste Installationen, anerkannte Zertifikate – ein Fundament ihres Geschäfts.
Andererseits müssen sie die neuen Technologien (Cloud, Funk, Smart Home) aktiv annehmen, um nicht von agile Konkurrenz überrollt zu werden. Hersteller wie Ajax Systems zeigen, wie rasant sich der Markt drehen kann, wenn man kundenorientierte Lösungen bietet.
Errichter sollten die Chance nutzen, mit diesen neuen Lösungen ihr Portfolio zu erweitern, ohne jedoch die Qualität zu vernachlässigen. Die Weiterbildung in IT-Themen, Netzwerk und Datenschutz wird dabei ebenso wichtig wie die klassische VdS-Fachkenntnis.
Systemhäuser und Integratoren profitieren von der stärkeren Vernetzung der Gewerke. Alarmanlagen sind nicht länger isolierte Kästen, sondern Teil des IoT im Gebäude. Das erlaubt neue Geschäftsmodelle: vom Komplettpaket “Sicherheit & Smart Home” bis zum laufenden Monitoring-Service. Allerdings erfordert es auch, sich mit verschiedenen Ökosystemen auszukennen – sei es KNX, sei es die Cloud-APIs der Hersteller – um Systeme miteinander sprechen zu lassen. Hier könnten offene Standards in Zukunft Erleichterung bringen; bis dahin ist viel Integrationsarbeit individuell zu leisten.
Endanwender schließlich stehen vor einer größeren Auswahl denn je. Vom günstigen DIY-Set aus dem Baumarkt bis zur zertifizierten High-End-Alarmanlage vom Profi ist alles verfügbar. Wichtig wird sein, Aufklärungsarbeit zu leisten: Welche Lösung passt zu welchem Sicherheitsbedürfnis? Nicht jeder braucht Grade‑3-Schutz mit Polizeiaufschaltung – aber grundlegende Zuverlässigkeit und Datenschutz sollte auch ein DIY-System erfüllen. Offen bleibt, wie sich die Preisgestaltung entwickelt.
Chinesische Anbieter werden weiter mit niedrigen Preisen locken, während europäische Hersteller versuchen, mit Qualität und Datenschutz zu punkten. Der Endkunde in der DACH-Region ist tendenziell qualitätsbewusst, aber auch preis- und komfortorientiert – ein Spannungsfeld, in dem die Anbieter ihre Strategien fein austarieren müssen.
Insgesamt lässt sich sagen: Elektronische Alarmsysteme haben Zukunft, doch sie werden anders aussehen als noch vor zehn Jahren. Mehr Funk, mehr Cloud, mehr Integration – aber auch neue Herausforderungen bei Sicherheit (Cyber!) und Standardisierung.
Die DACH-Region mit ihren hohen Ansprüchen könnte hier einmal mehr zum Taktgeber werden: Ein Markt, der Innovation annimmt, aber an kritischen Punkten (Datenschutz, Qualität, Zertifizierung) eigene Maßstäbe setzt.
Hersteller und Errichter tun gut daran, diese Besonderheiten zu berücksichtigen, um in der Zukunft des Alarmmarkts erfolgreich zu sein.
[ML/DCM/AM]
Flip-Magazin: https://online.fliphtml5.com/fvnsg/ES_DACH-12-2025_Seite-38-50/

