EHI Retail Institute: Preisbewusstes Einkaufen im Fokus – Discounter treiben das Wachstum

September 2, 2025

Das EHI Retail Institute hat mit den „handelsdaten aktuell 2025“ erneut ein umfassendes Zahlenwerk zum Handel veröffentlicht. Die aktuellen Daten zeigen, dass der deutsche Lebensmitteleinzelhandel im Jahr 2024 zwar insgesamt ein moderates Umsatzplus verzeichnen konnte, das Wachstum jedoch in erster Linie von den Discountern getragen wurde.

Der gesamte Markt erreichte 2024 einen Nettoumsatz von 209,7 Milliarden Euro und legte damit um gut 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Besonders stark entwickelten sich die Discounter, deren Erlöse um 3,3 Prozent auf 97,7 Milliarden Euro stiegen. Damit setzten sie ihren Wachstumskurs fort und bauten ihren Marktanteil weiter aus. Supermärkte und große Supermärkte konnten ebenfalls zulegen, jedoch weniger deutlich. Während Supermärkte um 2,5 Prozent auf 65,9 Milliarden Euro wuchsen, erreichten große Supermärkte ein Plus von 2,3 Prozent auf 22,4 Milliarden Euro. Kaum Veränderungen gab es dagegen bei den SB-Warenhäusern mit 19,1 Milliarden Euro und den übrigen Lebensmittelgeschäften, die 4,6 Milliarden Euro erwirtschafteten.

Die Entwicklung spiegelt das veränderte Konsumverhalten wider. „Die Umsatzverschiebungen zeigen, wie stark die Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit auf preisbewusstes Einkaufen setzen. Angesichts politischer Unsicherheiten und internationaler Krisen ist die Kaufzurückhaltung groß, wovon insbesondere die Discounter profitieren“, erklärt Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung beim EHI.

Auch auf der Strukturseite bleibt der Markt in Bewegung, wenn auch nicht mehr durch starkes Flächenwachstum. Insgesamt standen den Kundinnen und Kunden 2024 rund 36.565 Lebensmittelgeschäfte zur Verfügung – 263 weniger als im Jahr zuvor. Die Expansion zeigt sich weniger in einer wachsenden Zahl von Filialen, sondern vielmehr in der Optimierung bestehender Netze. Weniger erfolgreiche Standorte werden geschlossen und durch neue Filialen an attraktiveren Plätzen ersetzt. Während die Zahl der Discountfilialen mit 15.976 nahezu stabil blieb, gaben die Supermärkte leicht nach und reduzierten sich auf 10.700 Standorte. Große Supermärkte konnten ihre Präsenz dagegen leicht ausbauen und erreichten 1.300 Filialen. Auch die SB-Warenhäuser legten leicht zu. Bei den Kleinflächen setzte sich der Rückgang zwar fort, fiel mit 50 weniger betriebenen Geschäften jedoch deutlich schwächer aus als in den Jahren zuvor.

Insgesamt zeigt sich: Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel wächst, allerdings auf verhaltenem Niveau. Die entscheidenden Impulse kommen von den Discountern, die ihre Rolle als zentrale Einkaufsstätte weiter stärken. Expansion findet heute nicht mehr über möglichst viele zusätzliche Standorte statt, sondern über gezielte Standortoptimierung. Das EHI liefert mit den „handelsdaten aktuell 2025“ nicht nur einen Überblick über diese Entwicklungen, sondern stellt auch zahlreiche weitere Kennzahlen zum Handel in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereit.

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