Kommentar: Ein Anschlag, der das Fundament unserer Sicherheit trifft

September 9, 2025

Berlin ist am Montag in die Dunkelheit gestürzt – und zwar nicht durch einen technischen Defekt, sondern durch mutmaßlich gezielte Brandanschläge auf zwei Hochspannungsmasten. Zehntausende Haushalte waren stundenlang ohne Strom, Pflegeheime mussten evakuiert werden, Notrufleitungen brachen zusammen, ganze Kieze waren lahmgelegt. Ampeln, Straßenbeleuchtung, Geschäfte – nichts ging mehr. Es war ein Vorgeschmack darauf, wie verletzlich eine moderne Metropole ist, wenn die Infrastruktur attackiert wird.

Die Polizei hat schnell klargestellt: Alles deutet auf eine politisch motivierte Tat hin. Brandbeschleuniger, Metallketten, ein Vorgehen, das Experten aus früheren Anschlägen kennen. Wenig später tauchte auf einer linksradikalen Plattform ein Bekennerschreiben auf. Die Verfasser, die sich als Anarchist:innen bezeichnen, brüsten sich damit, dem „militärisch-industriellen Komplex“ den Saft abgedreht zu haben. Doch tatsächlich haben sie nicht Forschungseinrichtungen, sondern die Schwächsten getroffen: ältere Menschen, die auf Beatmung angewiesen sind, Familien, die im Dunkeln saßen, Bürgerinnen und Bürger, die im Notfall niemanden erreichen konnten.

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von einem „gefährlichen Anschlag, der sich unmittelbar gegen die Berlinerinnen und Berliner richtet“. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zeigte sich entsetzt über die „hohe kriminelle Energie“ der Täter und versprach: „Wir kriegen euch.“ Beide wissen: Hier geht es nicht um Randale, sondern um einen Angriff, der bewusst Menschenleben gefährdet.

Der Verfassungsschutz warnt seit Jahren vor einer zunehmenden Radikalisierung im linken Spektrum. Sabotageakte gegen Strommasten, Kabelbrände, Angriffe auf Infrastruktur – all das wurde bisher oft als „militante Aktionen“ kleingeredet. Doch die Schwelle zum Linksterrorismus rückt näher. Wer die Lebensadern einer Stadt lahmlegt, nimmt nicht nur Sachschaden in Kauf, sondern setzt das Leben Unbeteiligter aufs Spiel. Spätestens jetzt muss die Politik aufhören, wegzuschauen.

Was folgt daraus? Erstens: Wir brauchen einen nüchternen Blick auf linksextreme Gewalt. Sie ist nicht weniger gefährlich als rechtsextreme oder islamistische Radikalisierung – sie bedroht Menschen, sie bedroht die Demokratie. Zweitens: Polizei, Justiz und Verfassungsschutz müssen ihre Arbeit koordinieren und konsequent durchgreifen. Netzwerke müssen aufgedeckt, Hintermänner identifiziert, Täter vor Gericht gestellt werden. Drittens: Die Gesellschaft muss verstehen, dass Angriffe auf kritische Infrastruktur Angriffe auf uns alle sind.

Die Täter wollten Stärke demonstrieren. Tatsächlich haben sie Schwäche offenbart: die Skrupellosigkeit, mit der sie die Allgemeinheit in Geiselhaft nehmen. Wer so handelt, führt keinen „Kampf gegen den Staat“, sondern einen Krieg gegen die Bürgerinnen und Bürger. Der Rechtsstaat darf das nicht hinnehmen. Er muss beweisen, dass er handlungsfähig ist – nicht irgendwann, sondern jetzt.

Der Anschlag von Berlin hat gezeigt, wie dünn das Eis ist, auf dem unser Alltag ruht. Ein Funke reicht, um ganze Stadtteile ins Chaos zu stürzen. Umso wichtiger ist es, dass wir die Gefahren klar benennen und entschieden handeln. Dunkelheit darf in Berlin nur eine Folge des Sonnenuntergangs sein – nicht das Ergebnis extremistischer Gewalt. (ml)

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