Ein alarmierender Vorfall als Weckruf
Der verheerende Brand im Feuerwehrgerätehaus Stadtallendorf hat die Sicherheitsbranche tief erschüttert – nicht nur wegen des immensen Sachschadens, sondern vor allem, weil er die Achillesferse eines Systems offenlegt, das eigentlich Schutz garantieren soll. Wenn ausgerechnet Einrichtungen der Gefahrenabwehr selbst unzureichend gesichert sind, ist es höchste Zeit für ein Umdenken im brandschutztechnischen Konzept für Feuerwehrhäuser und Einsatzfahrzeuge.
Scheinbare Sicherheit: Fehlgriffe bei der Produktauswahl
In vielen Feuerwehrgerätehäusern kommen aktuell Produkte zum Einsatz, die zwar einen gewissen Schutz suggerieren, in Wahrheit jedoch gravierende Sicherheitslücken aufweisen. Besonders kritisch: die Verwendung von Rauchwarnmeldern aus dem Smart-Home-Bereich. Diese sind weder für den professionellen Einsatz konzipiert noch erfüllen sie die einschlägigen gesetzlichen und normativen Anforderungen – insbesondere nicht die europäische Norm EN 54, die als Standard für zertifizierte Brandmelde- und Brandwarnanlagen gilt.
Smart-Home-Technik: Sicherheitsrisiko statt Sicherheitsgewinn
Die Entscheidung für Smart-Home-Komponenten mag auf den ersten Blick kostengünstig erscheinen, birgt aber gefährliche Schwachstellen:
- Fehlende oder unzureichende Akkuüberwachung: Ein leerer Akku wird oft nicht erkannt – der vermeintlich betriebsbereite Melder ist in Wahrheit wirkungslos.
- Keine Melderüberwachung: Ob ein Melder defekt, entfernt oder manipuliert wurde, bleibt meist unbemerkt.
- Keine Verschmutzungserkennung: In typischen Hallenumgebungen mit Staub und Dämpfen versagen diese Systeme häufig stillschweigend.
- Keine Eignung für mobile Anwendungen: In Feuerwehrfahrzeugen wirken Schmutz, Vibrationen und Gase auf die Technik – Bedingungen, denen einfache Rauchmelder nicht standhalten.
- Mangelhafte Montage: Der Einbau erfolgt oft ohne fachliche Qualifikation – mit unkalkulierbaren Folgen.
Sonderfall Feuerwehr: Besondere Anforderungen an besondere Bauten
Feuerwehrgerätehäuser sind sogenannte ungeregelte Sonderbauten gemäß Landesbauordnungen. Damit gelten für sie keine pauschalen Standards wie bei Wohngebäuden. Die brandschutztechnische Ausstattung muss individuell geplant werden – mit zertifizierten Systemen nach EN 54, die speziell für sicherheitsrelevante Objekte entwickelt wurden. Rauchwarnmelder, wie sie in Wohnungen erlaubt sind, haben hier keinen Platz.
Brandfrüherkennung in Fahrzeugen: Noch ein weißer Fleck
Auch der Innenraum von Feuerwehrfahrzeugen ist bislang nur selten brandschutztechnisch abgesichert. Dabei könnte eine rechtzeitige Branderkennung – beispielsweise über spezielle Sensorik – im Ernstfall den entscheidenden Zeitvorsprung bringen. Da es für die Fahrzeugausstattung mit Brandmeldern keine spezifische Gerätenorm gibt, handelt es sich hier um Sonderlösungen. Zum Einsatz sollten deshalb nur Komponenten nach DIN EN 54 oder – bei mobilen Anwendungen – Melder gemäß EN 50155 kommen, wie sie etwa in Schienenfahrzeugen verwendet werden.
Normenkonforme Lösungen: Funkmelder nach DIN EN 54-25
Eine praxistaugliche, sichere und normgerechte Alternative bieten moderne Funkmeldesysteme nach DIN EN 54-25. Sie sind speziell für den professionellen Einsatz in sicherheitskritischen Bereichen konzipiert und bieten zahlreiche Vorteile:
- Permanente Akku- und Signalüberwachung
- Automatische Status- und Störmeldungen
- Hohe Störfestigkeit auch in schwierigen Umgebungen
- Fachgerechte Montage durch zertifizierte Errichterbetriebe
Fazit: Verantwortung beginnt beim Brandschutz
Feuerwehrgerätehäuser sind Teil der Kritischen Infrastrukturen – ihre Einsatzfähigkeit darf niemals durch vermeidbare Brandschutzlücken gefährdet sein. Wer auf geprüfte, zertifizierte Systeme setzt, sichert nicht nur Gebäude und Fahrzeuge, sondern vor allem das Leben von Einsatzkräften und Bürgern. Der jüngste Großbrand muss ein Weckruf sein: Weg von improvisierten Lösungen – hin zu professioneller, normenkonformer Sicherheit.
Quellenangabe: BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V., Juni 2025
www.bhe.de/fachthemen/fachsparten/brandmeldetechnik/infos-papiere-brandmeldetechnik
Weiterer Link zu weiterführender Literatur: https://www.bhe.de/fachthemen/fachsparten/brandmeldetechnik/infos-papiere-brandmeldetechnik