Mehr Schutz für Betroffene häuslicher Gewalt: Fußfesseln nach spanischem Vorbild könnten bundesweit kommen

Juni 30, 2025

Gewaltprävention mit Geodaten: Neue Technologien ermöglichen automatisierte, datenschutzkonforme Überwachung – Bayern signalisiert Unterstützung

Angesichts der alarmierenden Zahl an Femiziden und häuslicher Gewalt in Deutschland wird der Ruf nach besseren Schutzmaßnahmen für Betroffene immer lauter. Im Zentrum der Diskussion steht ein Modell aus Spanien, das moderne Geodaten-Technologie nutzt: eine Kombination aus GPS-gestützter Fußfessel für Gefährder und mobilen Trackern für Betroffene. Dieses System könnte bald bundesweit zum Einsatz kommen – mehrere Bundesländer wie Hessen, Sachsen und NRW setzen es bereits ein. Die Innenministerkonferenz berät aktuell über eine flächendeckende Einführung.

Das bayerische Tech-Unternehmen The Green Bridge GmbH aus Geretsried unterstützt die Forderung nach klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen und bringt seine geodatenbasierte Plattform in die Debatte ein. Ihr Ansatz: Technologie soll nicht nur kontrollieren, sondern auch aktiv schützen – im Alltag und nicht nur in Schutzzonen.

Häusliche Gewalt: Ein strukturelles Problem

Allein 2023 wurden laut Bundeskriminalamt über 180.000 Frauen Opfer häuslicher Gewalt – ein Anstieg um 5,6 % gegenüber dem Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen. Die bisher genutzten Schutzmechanismen – Kontaktverbote, Schutzzonen, Notrufsysteme – stoßen im Alltag oft an ihre Grenzen.

Das „spanische Modell“ geht einen entscheidenden Schritt weiter: Gefährder tragen eine elektronische Fußfessel mit GPS-Ortung, Betroffene einen tragbaren GPS-Tracker. Das System überwacht in Echtzeit den Abstand beider Parteien – nicht nur in ausgewiesenen Zonen, sondern überall. Sobald der Täter sich gefährlich nähert, wird automatisch Alarm ausgelöst: bei der betroffenen Person und bei der zuständigen Polizeidienststelle. Ziel ist es, Angriffe zu verhindern, bevor sie geschehen – präventiv, automatisiert, rund um die Uhr.

Geodaten erkennen Gefahr – bevor sie eskaliert

Doch der Nutzen dieser Technologie geht über den Schutz vor häuslicher Gewalt hinaus. Prof. Dr. Roman Brylka, Geodaten-Experte und Mitgründer von The Green Bridge, sieht darin ein Modell für die Zukunft des Bevölkerungsschutzes:

„Ob bei pädokriminellen Rückfalltätern, gefährlichen Stalkern oder gewalttätigen Extremisten – durch intelligente Auswertung von Bewegungsdaten lassen sich risikobehaftete Muster frühzeitig erkennen und gezielt unterbrechen.“

Das System nutzt bekannte Geoinformationen (wie z. B. Schulen, Kitas oder Spielplätze) und versieht sie mit digitalen Sperrzonen (Geofences). Die Technologie analysiert die Bewegungen des Fußfesselträgers in Echtzeit und warnt, wenn auffällige Verhaltensmuster entstehen – etwa das wiederholte Aufsuchen sensibler Orte. Behörden können so präventiv eingreifen – mit Ansprache, Kontrolle oder weiterführenden Maßnahmen.

Ein zentrales Anliegen bleibt dabei der Datenschutz: Die Positionsdaten werden auf 100-Meter-Ebenen aggregiert, sodass Rückschlüsse auf genaue Aufenthaltsorte (z. B. Stadionblock oder Wohnadresse) ausgeschlossen sind. Dieses Maß an Transparenz und Kontrolle erfüllt sowohl rechtliche Anforderungen als auch gesellschaftliche Erwartungen an den Schutz der Privatsphäre.

The Green Bridge: Geodaten als Schlüssel zu mehr Sicherheit

Die The Green Bridge GmbH, gegründet 2021 von Prof. Dr. Roman Brylka und Dipl.-Ing. Christian Mayerhofer, hat sich auf die intelligente Verarbeitung und Integration raumbezogener Daten spezialisiert. Ihr cloudbasiertes System verbindet Geodaten mit klassischen IT-Strukturen wie CRM-, SCM- oder ERP-Systemen und ermöglicht damit neue Anwendungen für Wirtschaft, Verwaltung und Sicherheit.

Was ursprünglich für Wirtschaft und Nachhaltigkeit gedacht war – z. B. für resilientere Lieferketten oder ESG-Reporting – zeigt nun eindrucksvoll, wie Geointelligenz auch gesellschaftlich relevant eingesetzt werden kann: zur Frühwarnung, Prävention und zum Schutz von Menschenleben.

Mit 35 Mitarbeitenden weltweit wächst das Unternehmen rasant und sieht sich als Bindeglied zwischen Technologie, Ethik und gesellschaftlicher Verantwortung. Weitere Informationen unter: https://the-green-bridge.com


Mit dem Einsatz moderner Geodaten-Technologie steht Deutschland vor einem sicherheitspolitischen Wendepunkt: Von der reaktiven Strafverfolgung hin zur intelligenten Prävention – datenschutzkonform, technisch machbar und gesellschaftlich notwendig.

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