Klassisches Fernsehen und Videostreaming erstmals gleichauf – Nutzung digitaler Sprachassistenten steigt weiter – Bitkom-Trendstudie zeigt Umsatzrückgang um 1 Prozent
Die Welt der Unterhaltungselektronik befindet sich im Wandel. Während die Gesamtumsätze nach dem pandemiebedingten Hoch wieder leicht nachgeben, sorgen technologische Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) für neue Dynamik – von smarter Audio- und Videonutzung bis hin zu digitalen Sprachassistenten. Dies verdeutlicht die aktuelle Trendstudie des Digitalverbands Bitkom „Zukunft der Consumer Technology 2025“, die im Vorfeld der IFA vorgestellt wurde.
Umsätze konsolidieren sich nach Corona-Boom
Die Branche für Unterhaltungselektronik mit Fernsehern, Audiogeräten oder Digitalkameras wird laut Bitkom-Prognose in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von einem Prozent auf 7,8 Milliarden Euro verzeichnen – nach 7,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit setzt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fort: Nach dem coronabedingten Spitzenwert von 9,3 Milliarden Euro schrumpft das Marktvolumen nun bereits das fünfte Jahr in Folge.
„Die Nachfrage normalisiert sich nach dem Boom der Pandemiejahre auf dem Vor-Corona-Niveau. Viele Haushalte haben ihre technische Ausstattung in den vergangenen Jahren erneuert, sodass der Bedarf an Neuanschaffungen derzeit geringer ist. Hinzu kommen wirtschaftliche Unsicherheiten, die die Kaufbereitschaft bremsen. Wachstumspotenziale sehen wir vor allem in neuen Spielekonsolen und in KI-basierten Technologien“, erläutert Bitkom-Präsidiumsmitglied Olaf May.
Deutliches Wachstum wird mit Spielekonsolen erwartet: Der Umsatz soll um 38 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro steigen. Der größte Umsatzträger bleiben jedoch Flat-TVs mit 2,85 Milliarden Euro, auch wenn hier ein Rückgang von 8 Prozent zu verzeichnen ist. Audiogeräte büßen ebenfalls ein, ihr Umsatz sinkt um 12 Prozent auf 830 Millionen Euro. Zubehör für Audio und Video beläuft sich auf 1,63 Milliarden Euro (-3 Prozent). Relativ stabil zeigen sich die Umsätze mit Digitalkameras (570 Millionen Euro) sowie mit sonstiger Consumer Technology wie Blu-Ray- und DVD-Playern, Media-Sticks, Set-Top-Boxen oder Wechselobjektiven (850 Millionen Euro).
Fernsehen und Streaming: Zwei Welten treffen sich
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Erstmals nutzen die Menschen in Deutschland klassisches Fernsehen und Videostreaming nahezu gleich häufig. Während 86 Prozent der Befragten ab 16 Jahren zumindest gelegentlich das lineare Fernsehprogramm über Kabel, Satellit oder Antenne sehen (2024: 92 Prozent), streamen bereits 87 Prozent Videos, Filme oder Sendungen über das Internet (2024: 86 Prozent).
„Wir beobachten einen klaren Trend: Klassische TV-Nutzung geht langsam zurück, bleibt aber auf hohem Niveau. Gleichzeitig holen Streaming-Angebote weiter auf. Verstärkt wird dies durch regulatorische Veränderungen wie den Wegfall der Umlagefähigkeit des Kabelanschlusses in Mietwohnungen, wodurch viele Haushalte alternative Empfangswege wählen mussten“, erklärt May.
Wie Inhalte konsumiert werden, hängt stark vom Alter ab: Während 50 Prozent der 16- bis 29-Jährigen On-Demand-Formate bevorzugen, orientieren sich 48 Prozent der Streamingnutzerinnen und -nutzer ab 65 Jahren weiterhin überwiegend an festen Sendezeiten. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Welten: Fernsehsender bieten On-Demand-Angebote über Mediatheken an, Streamingdienste integrieren lineare Inhalte, und neue FAST-Channels – kostenlose, werbefinanzierte Internet-Sender – etablieren sich zunehmend.
KI revolutioniert Film- und Musikwelt
Große Veränderungen erwartet die Bevölkerung durch KI insbesondere im Bereich Film und Barrierefreiheit. 56 Prozent gehen davon aus, dass Filme und Serien in zehn Jahren für Gehörlose oder Blinde leichter zugänglich sein werden – etwa durch automatische Untertitel, Audiodeskriptionen oder Gebärdensprach-Avatare. 43 Prozent glauben, dass in einem Jahrzehnt bereits ein Großteil der Filme KI-generiert sein wird. Und knapp ein Drittel hält es für realistisch, dass KI-Avatare in Zukunft Nachrichten moderieren.
Während 67 Prozent KI-Inhalte als Bedrohung für die klassische Filmindustrie ansehen, fänden es 29 Prozent akzeptabel, wenn ein KI-generierter Film mit einem Oscar ausgezeichnet würde. „Künstliche Intelligenz ist in der Bewegtbildproduktion längst angekommen – sei es bei personalisierten Empfehlungen, automatischen Untertiteln, Echtzeit-Optimierung von Bild und Ton oder gar ersten KI-generierten Moderationen und Drehbüchern“, so May.
Auch die Musikwelt ist von diesen Entwicklungen betroffen. 44 Prozent der Befragten erwarten, dass in zehn Jahren der Großteil der Musik durch KI erzeugt wird. 70 Prozent sehen darin eine Gefahr für die etablierte Musikindustrie, während ein Drittel selbst KI einsetzen würde, um eigene Stücke zu komponieren.
Audio bleibt unverzichtbar
Unabhängig von KI bleibt Audiostreaming ein fester Bestandteil des Alltags: 85 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren nutzen entsprechende Angebote. Am weitesten verbreitet sind Streamingdienste (65 Prozent) und Videoplattformen (64 Prozent), gefolgt von Internetradio (32 Prozent), Podcasts (30 Prozent) und Hörbüchern (20 Prozent). Klassisches Radio behauptet sich jedoch weiterhin an der Spitze – 92 Prozent der Bevölkerung hören es zumindest gelegentlich. CDs und Schallplatten werden von 10 Prozent genutzt.
Sprachassistenten im Alltag
Besonders stark wächst die Nutzung digitaler Sprachassistenten. Inzwischen verwenden 62 Prozent der Deutschen zumindest gelegentlich Sprachsteuerung – ein Anstieg von neun Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Besonders beliebt ist der Einsatz bei Jüngeren, aber auch ältere Zielgruppen entdecken die Vorteile zunehmend.
Das Smartphone ist dabei das wichtigste Gerät (91 Prozent der Nutzer), gefolgt von smarten Lautsprechern (79 Prozent), Assistenzsystemen im Auto (68 Prozent) und Tablets (58 Prozent). Sogar Fernseher, Smartwatches und Streamingsticks werden zunehmend per Sprache gesteuert.
Die Anwendungen reichen von Unterhaltung über Alltagsorganisation bis hin zur Mobilität. Nutzerinnen und Nutzer starten per Sprachbefehl Musik und Anrufe, steuern Haushaltsgeräte, lassen sich Wetterberichte oder Verkehrsinformationen vorlesen und navigieren durch Städte.
KI als Treiber neuer Sprachassistenz
Die Zukunft der Sprachsteuerung liegt klar in der Verbindung mit Künstlicher Intelligenz. Fast die Hälfte der Befragten würde gerne einen KI-Sprachassistenten einsetzen, der Ernährungspläne erstellt oder Geschenke vorschlägt. Viele wünschen sich Unterstützung beim Erlernen neuer Fähigkeiten oder bei der Organisation von Terminen im Familien- und Freundeskreis.
„Wir erleben gerade den Übergang von reaktiven Sprachbefehlen zu proaktiven Assistenten. Künftige Systeme werden nicht nur ausführen, sondern aktiv Vorschläge machen und in natürlicher Sprache mitdenken. Damit entwickeln sich Sprachassistenten vom netten Gadget zum persönlichen Alltagsbegleiter“, beschreibt May die Perspektive.
Parallel entstehen neue Gerätegattungen wie intelligente Brillen, die per Sprache gesteuert werden und schon erste KI-Funktionen bieten. Vier von zehn Deutschen sind offen für den Einsatz solcher Smart Glasses. „Noch sind die Geräte in der Breite wenig verbreitet, doch in einigen Jahren werden sie mit Augmented-Reality-Funktionen ausgestattet sein und sich zu tragbaren Alltagsassistenten entwickeln“, so May.
Ausblick
Mit der Trendstudie „Zukunft der Consumer Technology 2025“ bietet Bitkom einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand der Branche – von Umsatzentwicklungen über Nutzungstrends bis hin zu Zukunftsperspektiven von KI, AR, VR und dem Metaverse. Die Daten unterstreichen: Während Umsätze stagnieren oder leicht rückläufig sind, entsteht durch technologische Innovation eine neue Dynamik, die den Markt für Unterhaltungselektronik nachhaltig prägen wird.
Die vollständige Studie steht ab sofort kostenlos unter www.bitkom.org/zukunft-consumer-technology zur Verfügung.