Hochhaus in Flammen: Warum Brandschutz in vielen Betrieben nur auf dem Papier existiert

August 29, 2025

Meterhohe Flammen, dichte Rauchwolken über der Hauptstadt – der Brand in einem Berliner Hochhaus erschütterte Anwohner und Einsatzkräfte. Während die Ursache noch ermittelt wird, ist ein anderes Problem längst bekannt und weit verbreitet: fehlender oder lückenhafter Brandschutz in Unternehmen.
Da sich die meisten Menschen einen Brand im Unternehmen nur schwer vorstellen können, werden Schutzmaßnahmen oft aus Unwissenheit oder Leichtsinn umgangen. Statistiken zeigen jedoch, dass ein größeres Brandereignis vor allem in produzierenden Unternehmen häufig dazu führt, dass diese unmittelbar oder kurz nach dem Vorfall insolvent werden. Dieser Beitrag verrät, wie leichtsinnig viele Unternehmen mit dem Thema umgehen, welche Schwachstellen besonders häufig sind und welche Maßnahmen im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden können.

Schwachstellen in der Praxis: Wenn Brandschutz zur Nebensache wird

Auch wenn Bauverordnungen, die Arbeitsstättenverordnungen und verschiedene DIN-Normen klare Vorgaben machen, sieht es in vielen Betrieben in der Realität anders aus. Oft wird der Brandschutz formal umgesetzt – auf dem Papier stimmt alles, in der täglichen Praxis ergeben sich hingegen immer wieder Abweichungen. Das ist riskant und kann im Ernstfall schwerwiegende Folgen haben.
Flucht- und Rettungswege werden trotz eindeutiger Regelungen immer wieder nicht ausreichend gekennzeichnet oder sogar blockiert. Ein wichtiger Grund dafür ist fehlendes Wissen. Zwar gibt es bauliche Maßnahmen wie Brandschutzwände, Brandmeldeanlagen und Brandschutztüren, doch ihre Wirkung wird schnell zunichte gemacht, wenn sie falsch genutzt werden.
In der Praxis werden Brandschutztüren oft mit Holzkeilen oder anderen Gegenständen offen gehalten, was im Brandfall eine schnelle Ausbreitung von Rauch und Feuer begünstigt. Ebenso finden sich immer wieder Durchbrüche in Brandwänden, die anschließend nicht fachgerecht brandschutztechnisch verschlossen werden.

Unsichtbare Risiken: Wie Nachlässigkeit den Ernstfall verschärft

Im Betriebsalltag werden Flucht- und Rettungswege nicht selten zweckentfremdet, indem Paletten oder andere Materialien dort zwischengelagert werden. Dadurch können sie im Notfall blockiert sein. Feuerlöscher, die etwa bei Schweiß- oder Schneidarbeiten kurzfristig eingesetzt werden, landen anschließend häufig nicht wieder am vorgesehenen Platz und sind im Brandfall nur schwer auffindbar.
Auch klare Orientierungshilfen fehlen oft: Brandschutzordnungen und Fluchtwegpläne hängen vielerorts gar nicht oder in zu geringer Zahl aus. Arbeiten zudem Personen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen im Unternehmen, müssen wichtige Hinweise in mehreren Sprachen bereitgestellt werden, um im Ernstfall ein sicheres Handeln aller zu gewährleisten.

Die Ursachen erkennen: Zwischen Wissen, Kultur und Verantwortung

Viele Probleme im betrieblichen Brandschutz haben ihre Wurzeln in mangelnder Kommunikation und unzureichendem Wissen. Oft wissen Beschäftigte nicht, wie breit Flucht- und Rettungswege sein müssen oder wie Löschmittel richtig ausgewählt und eingesetzt werden. Diese Unsicherheit verhindert, dass im Notfall richtig reagiert wird und führt zu einem nicht erwünschten Fehlverhalten.
Effektiver Brandschutz beginnt präventiv im Alltag: Wenn alle Beteiligten die Regeln kennen, aufmerksam handeln und im Notfall wissen, welche Schritte nötig sind, lassen sich gravierende Schäden für Menschen und Betriebe verhindern. Regelmäßige Schulungen und Unterweisungen erhöhen das Bewusstsein und fördern ein sicheres Verhalten.

Praktische Maßnahmen: So wird Brandschutz im Betrieb wirksam

Um die Menschen und den Betrieb zu schützen, sind einige Maßnahmen unverzichtbar. Gesetzlich ist die Schulung zum Brandschutz- und Evakuierungshelfer vorgeschrieben. Doch Wissen verblasst mit der Zeit – deshalb sind Auffrischungskurse unverzichtbar. Spätestens alle zwei bis drei Jahre sollten die Kenntnisse erneuert und vertieft werden.
Ebenso wichtig: Regelmäßige Evakuierungsübungen für alle. Sie helfen, Abläufe einzuprägen und dafür zu sorgen, dass im Notfall sofort geräumt wird, ohne Zeit mit Nebensächlichkeiten zu verlieren. Die Übungen sollten realistisch und idealerweise auch unangekündigt stattfinden.
Ein weiterer Schlüssel ist die ständige Kontrolle der Brandschutzmaßnahmen im Alltag. Blockierte Flucht- und Rettungswege oder falsch abgestellte Feuerlöscher sollten sofort beseitigt und korrektes Verhalten aktiv gefördert werden. Außerdem sollten Mitarbeiter ein Lob für sicheres Handeln bekommen.

Zukunft sichern: Wie konsequenter Brandschutz den Betrieb stärkt

Wer Brandschutz nicht nur auf dem Papier umsetzt, sondern im Alltag lebt, schafft ein sicheres und zuverlässiges Arbeitsumfeld. Eine gefestigte Sicherheitskultur stärkt das Bewusstsein für Risiken und sorgt dafür, dass im Ernstfall Leben gerettet und Schäden minimiert werden.
Ständige Kontrolle, praxisnahe Übungen und gelebte Verantwortung sorgen dafür, dass Unternehmen nicht nur Regelungen erfüllen, sondern auch profitieren: Die Motivation steigt, und das Vertrauen in die eigenen Schutzmaßnahmen wächst. So wird Brandschutz Teil der Unternehmenskultur und trägt langfristig zum Erfolg bei.

Über Stefan Ganzke und die WandelWerker Consulting GmbH:
Stefan Ganzke ist zusammen mit Anna Ganzke Gründer und Geschäftsführer der WandelWerker Consulting GmbH. Gemeinsam mit ihrem Team unterstützen die beiden mittelständische Unternehmen und Konzerne dabei, die Arbeitsunfälle kontinuierlich und nachhaltig zu senken sowie eine gelebte Arbeitsschutzorganisation zu entwickeln. Weitere Informationen: https://www.wandelwerker.com

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