Warum Sicherheitsexperten Identity Governance als strategisches Instrument neu bewerten sollten
In einer Zeit, in der Cyberangriffe zur existenziellen Bedrohung für Unternehmen avancieren, gewinnt das Thema Identity Governance and Administration (IGA) zunehmend an strategischer Relevanz – nicht nur zur Abwehr von Sicherheitsrisiken, sondern auch als entscheidender Hebel zur Verbesserung der Cyber-Versicherungskonditionen. Sicherheitsexperten stehen heute unter steigendem Druck: Sie müssen nicht nur technologische Resilienz sicherstellen, sondern auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Ernstfall optimieren.
Cyber-Versicherungen im Wandel – IGA als Türöffner für bessere Policen
Was lange als optionales Add-on galt, ist heute Standard: Über 64 Prozent der Unternehmen verfügen bereits über eine Cyber-Versicherung. Doch der Markt verändert sich drastisch. Versicherer reagieren auf steigende Schadenssummen und wachsende Risiken mit härteren Auflagen, umfassenderen Prüfungen und differenzierter Tarifgestaltung. Zentrale Fragestellungen lauten: Wie werden digitale Identitäten im Unternehmen verwaltet? Wer hat wann worauf Zugriff – und warum?
Moderne IGA-Lösungen liefern hier belastbare Antworten. Sie schaffen Transparenz über alle identitätsbezogenen Prozesse, setzen Sicherheitsprinzipien wie Least Privilege und Separation of Duties konsequent um und erlauben eine feinjustierte Steuerung und Dokumentation aller Zugriffsrechte. Für Versicherer sind das starke Signale: Unternehmen mit durchdachter Identity-Governance-Struktur gelten als risikoärmer – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf Prämien und Versicherungsumfang.
Die gefährliche Lücke zwischen Risiko und Deckung
Ein Blick auf die Zahlen zeigt eine beunruhigende Realität: Die durchschnittliche Lösegeldforderung bei Ransomware-Attacken liegt derzeit bei 800.000 US-Dollar – doch nur 19 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Versicherungssumme, die diesen Betrag übersteigt. Diese Deckungslücke ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein strategisches Risiko. Die gute Nachricht: Mit einem etablierten IGA-System lässt sich dieses Delta gezielt adressieren.
Versicherer fordern zunehmend nachweisbare Schutzmaßnahmen. Ein gelebtes IGA-Programm mit automatisierter Zugangskontrolle, regelmäßigen Audits und klar dokumentierten Prozessen ist heute essenzieller Bestandteil einer Cyber-Sicherheitsstrategie – und macht im Versicherungsfall den Unterschied zwischen Ablehnung, Einschränkung oder vollständiger Deckung.
Compliance und IGA: Mehr als nur Regelkonformität
Sicherheitsexperten wissen: Ein wirksames Identity Management ist auch ein Compliance-Instrument. Regulatorische Vorgaben wie die DSGVO, der NIS2-Richtlinienrahmen oder branchenspezifische Sicherheitsnormen verlangen den Nachweis, dass personenbezogene Daten und kritische Systeme nur autorisierten Personen zugänglich sind – lückenlos, auditierbar und jederzeit rückverfolgbar.
Ein modernes IGA-System erfüllt genau diese Anforderungen: Es erlaubt die granulare Verwaltung digitaler Identitäten und sichert deren Lebenszyklus vom Onboarding bis zur Deaktivierung. Gleichzeitig stellt es durch automatische Rezertifizierungen sicher, dass keine verwaisten Zugänge entstehen – ein zentraler Risikofaktor bei internen Bedrohungen.
Zero Trust und automatisierte Governance – Anforderungen werden zum Vorteil
Die führenden IGA-Plattformen folgen heute einem Zero-Trust-Ansatz und ermöglichen eine hochgradig automatisierte Governance. Für Sicherheitsexperten bedeutet das: Statt manuell Rechte zu vergeben oder auf Prüfungen zu reagieren, können sie Zugriffsstrukturen proaktiv und risikobasiert steuern.
Dabei bieten moderne Systeme vollständige Transparenz, erlauben Rollen-basierte Zugriffskontrolle und liefern jederzeit auswertbare Daten für interne wie externe Audits. Die Folge: eine signifikant verbesserte Sicherheitslage, die sich direkt in besseren Versicherungskonditionen und größerer Resilienz niederschlägt.
IGA als strategischer Business Enabler – nicht nur ein IT-Tool
In vielen Unternehmen wird IGA noch immer als reine IT-Aufgabe gesehen. Doch mit zunehmender Komplexität von Geschäftsmodellen, regulatorischen Anforderungen und Versicherungsbedingungen wird klar: Identity Governance ist ein Thema für das Top-Management. Es entscheidet mit darüber, wie angreifbar ein Unternehmen ist – und wie es sich im Ernstfall finanziell absichern kann.
Sicherheitsexperten sollten deshalb IGA als Business Enabler positionieren. Ein integrierter Ansatz, der Privileged Access Management, Multi-Faktor-Authentifizierung und automatisiertes Rollenmanagement vereint, ist nicht nur ein Schutzschild, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil – sowohl gegenüber Angreifern als auch in Gesprächen mit Versicherern.
IGA ist der neue Standard für digitale Widerstandsfähigkeit
Wer heute digitale Sicherheit professionell betreibt, kommt an IGA nicht vorbei. Die Kombination aus regulatorischer Absicherung, technischer Kontrolle und wirtschaftlichem Nutzen macht Identity Governance zu einem der zentralen Pfeiler moderner Cyber-Strategien. Für Sicherheitsexperten bedeutet das: Jetzt ist die Zeit, IGA nicht nur umzusetzen, sondern strategisch zu denken – und damit die digitale Resilienz des Unternehmens nachhaltig zu stärken.
Über den Autor:
Thomas Müller-Martin ist Field Strategist DACH bei Omada. Er berät Unternehmen bei der Umsetzung sicherer und compliance-konformer IGA-Strategien.