Wie smarte Systeme, neue Infrastruktur und internationale Trends die Verkehrssicherheit revolutionieren
Weniger Verkehrstote, mehr technologische Innovation – Europa nähert sich seinem ehrgeizigen Ziel „Vision Zero“, das bis 2050 keine Verkehrstoten mehr vorsieht. Neue Daten zeigen: Mit modernen Assistenzsystemen, künstlicher Intelligenz, konsequenter Verkehrsüberwachung und innovativer Infrastruktur erzielen viele Länder bereits heute messbare Fortschritte. Doch nicht nur europäische Staaten setzen neue Maßstäbe – auch globale Impulse aus Fernost und Nordamerika treiben die Verkehrssicherheitsagenda voran.
Autonom auf dem Vormarsch: Chinas Tech-Giganten drängen nach Europa
Autonomes Fahren wird zunehmend zu einem tragenden Pfeiler moderner Verkehrssicherheit – insbesondere durch Anbieter aus China, die ihre Technologien nun auch in Europa etablieren wollen. So plant das Unternehmen WeRide in Zusammenarbeit mit Uber die Einführung von Robotaxi-Diensten in mehreren europäischen Städten. Der Fokus liegt auf der Nutzung bestehender Mobilitätsinfrastruktur, kombiniert mit sicherheitsoptimierter Selbstfahrtechnologie. WeRide verweist dabei auf über 2.000 unfallfreie Betriebstage.
Auch Baidu, Marktführer im Bereich autonomer Fahrdienste in China, strebt die Expansion nach Europa an. Erste Pläne sehen Pilotprojekte in der Schweiz und der Türkei vor, ein Büro in Zürich soll bis Ende 2025 eröffnet werden. Allein im vierten Quartal 2024 verzeichnete Baidus „Apollo Go“-Dienst mehr als 1,1 Millionen autonome Fahrten – ein deutlicher Hinweis auf die Marktreife der Technologie.
Smarte Sensorik: Neue Sicherheit durch vernetzte Reifen und Blickerkennung
Ein zentraler Faktor für die Unfallvermeidung ist das frühzeitige Erkennen potenzieller Gefahren – auch unter schwierigen Straßenverhältnissen. Der Reifenhersteller Goodyear hat hierzu intelligente Reifen entwickelt, die Glätte, Nässe oder andere kritische Fahrbahnzustände erkennen und mit den Fahrerassistenzsystemen des Fahrzeugs kommunizieren. So kann das Notbremssystem (AEB) bei Bedarf früher reagieren und Unfälle bei schwierigen Wetterverhältnissen verhindern.
Parallel dazu gewinnen kamerabasierte Fahrerüberwachungssysteme an Bedeutung. Unternehmen wie Smart Eye und Seeing Machines setzen dabei auf KI-gestützte Analysen von Augenbewegung, Kopfhaltung und Aufmerksamkeit. Ziel ist es, Ablenkung oder Müdigkeit frühzeitig zu erkennen und die Fahrerin oder den Fahrer unmittelbar zu warnen. Ab 2026 werden solche Systeme in der EU für Neuwagen verpflichtend – ein klares Zeichen für ihren präventiven Wert: Immerhin gehen laut Studien bis zu 25 % aller Unfälle auf abgelenktes Fahren zurück.
Blitzlicht statt Warndreieck: Innovation aus Spanien
Ein Beispiel für praxisorientierte Sicherheitslösungen kommt aus Spanien. Das Start-up Netun Solutions hat mit dem Help Flash ein Warnsystem entwickelt, das bei Pannen oder Unfällen magnetisch auf dem Autodach angebracht wird und automatisch ein blinkendes Warnsignal aussendet. Seit Juli 2021 ist das System eine legale Alternative zum Warndreieck, ab 2026 wird es dieses in Spanien vollständig ersetzen. Der Vorteil: schnellere Sichtbarkeit, geringeres Risiko beim Verlassen des Fahrzeugs – und damit höhere Sicherheit bei Notfällen.
National erfolgreich: Drei Länder – drei Ansätze
Finnland gehört zu den Vorreitern der Verkehrssicherheitsstrategie. Mit einem Rückgang von 29 % bei den Verkehrstoten innerhalb von zehn Jahren liegt das Land weit über dem EU-Durchschnitt. Ursachen sind ein flächendeckendes Netz an Geschwindigkeitskontrollen, niedrigere innerörtliche Tempolimits sowie ein konsequentes Monitoring jeder tödlichen Kollision.
Polen setzt seit 2021 auf eine umfassende Modernisierung der Infrastruktur und eine intensive Überwachung. Neue Tempokontrollsysteme, häufigere Alkoholkontrollen und das nationale Sicherheitsprogramm „Safe Road Infrastructure“ zeigen Wirkung: 2023 wurde Polen mit dem Road Safety Performance Index Award ausgezeichnet.
Deutschland hingegen setzt auf datengestützte Gefahrenfrüherkennung. Mit den Projekten FeGiS+ und EDDA+ werden unterschiedliche Datenquellen – darunter Bürgerhinweise – ausgewertet, um gefährliche Streckenabschnitte frühzeitig zu identifizieren. Die so erstellten Risikokarten ermöglichen gezielte Gegenmaßnahmen vor Ort.
Digitale Infrastruktur und smarte Assistenzsysteme
Zu den vielversprechendsten Maßnahmen zählt auch das Intelligent Speed Assistance (ISA). Dieses System warnt Fahrende beim Überschreiten von Tempolimits oder greift aktiv ein – wie etwa in Pilotprojekten in New York. Studien zeigen: Durch ISA ließe sich die Zahl tödlicher Unfälle um bis zu 50 % reduzieren. Seit Juli 2022 ist ISA in Europa für alle neuen Fahrzeugtypen Pflicht.
Belgien investiert unterdessen in KI-gestützte Verkehrsmanagementsysteme. Ampelschaltungen werden in Echtzeit an Verkehrsfluss und Wetter angepasst, automatisierte Erkennung von Rotlichtverstößen ermöglicht schnellere Reaktionen. Erste Teststrecken mit autonom fahrenden Bussen, die Fußgängerbewegungen antizipieren, laufen bereits.
Städte im Wandel: Bologna macht Tempo 30 zur Norm
Ein besonders radikaler Schritt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit kommt aus Italien. Die Stadt Bologna hat 70 % ihrer Fläche zur 30-km/h-Zone erklärt – begleitet von Investitionen in Fuß- und Radwege, Polizeipräsenz und Öffentlichkeitsarbeit. Trotz anfänglicher Proteste zeigt sich der Erfolg: Innerhalb weniger Monate sanken die Unfälle um 14,5 %, die Zahl der Verletzten ging um 12,6 % zurück.
Der Weg zur Vision Zero ist digital, international und datenbasiert
Die Vielfalt an Maßnahmen in Europa – von smarten Reifen und Fahrer-Monitoring bis zu umfassenden städtischen Temporeduktionen – zeigt: Moderne Verkehrssicherheit ist mehrdimensional. Sie lebt von technologischer Innovation, rechtlicher Konsequenz und gesellschaftlichem Wandel. Internationale Kooperationen und der Transfer erfolgreicher Modelle über Ländergrenzen hinweg spielen dabei eine ebenso zentrale Rolle wie der Einsatz künstlicher Intelligenz und datengestützter Frühwarnsysteme.
Ob mit Robotaxis aus China, AI-Bussen aus Belgien oder Warnsystemen aus Spanien – Europa nimmt Kurs auf eine unfallärmere Zukunft. Vision Zero ist keine Utopie mehr, sondern ein realistisches Ziel auf dem Weg zu sicherer Mobilität für alle.
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