KI-gestützte Notrufabfrage in Bayreuth/Kulmbach – Meilenstein für den digitalen Bevölkerungsschutz

September 26, 2025

Am 26. September 2025 wurde in der Integrierten Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach ein bislang einmaliges Pilotprojekt offiziell eingeweiht: die KI-gestützte Notrufabfrage. Bayerns Innenstaatssekretär Sandro Kirchner bezeichnete die Neuerung als „einmaliges Pilotprojekt mit dem Ziel, die Notrufabfrage deutlich zu verbessern und die Einsatzkoordination effizienter zu gestalten“.

Das Projekt startete im Dezember 2023 und setzt seit Oktober 2024 eine künstliche Intelligenz ein, die eingehende Notrufe automatisch in die deutsche Sprache übersetzt. Dies ermöglicht es den Disponenten, sich schnell und präzise mit den Anrufenden zu verständigen – unabhängig von deren Muttersprache. Vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund und für Touristen ist diese Funktion ein entscheidender Vorteil, da sie die Kommunikation erheblich erleichtert und die Einsatzkoordination beschleunigt.

Zukünftig soll das System um eine weitere Funktion erweitert werden: die automatische Übersetzung der Sprache der Disponenten in die Muttersprache der Anrufenden. Ziel ist es, Missverständnisse zu minimieren und die Notrufkommunikation vollständig barrierefrei zu gestalten. Der Freistaat Bayern unterstützt dieses Pilotprojekt finanziell und setzt damit ein deutliches Zeichen für die Integration moderner Technologien in den Bevölkerungsschutz.

Die ILS Bayreuth/Kulmbach ist für rund 250.000 Einwohner in den Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und der Stadt Bayreuth zuständig. Sie stellt das Bindeglied zwischen den Bürgern im Notfall und den Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdienst dar. Die Bearbeitung der Notrufe über die Nummer 112 erfolgt durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die künftig durch KI-Systeme unterstützt werden.

Perspektiven für Politik und Katastrophenschutz

Die KI-gestützte Notrufabfrage geht über eine technische Innovation hinaus. Sie ist ein strategischer Meilenstein für den digitalen Bevölkerungsschutz und eröffnet mehrere Perspektiven:

Modernisierung und Effizienzsteigerung

Der Einsatz von KI verbessert die Reaktionsfähigkeit der Leitstellen signifikant. Durch automatische Übersetzungen werden Sprachbarrieren überwunden, und die Disponenten können schneller handeln. Die geplante Erweiterung des Systems verspricht eine noch höhere Barrierefreiheit, was den Bevölkerungsschutz insgesamt effizienter und inklusiver macht.

Vorbild für weitere Leitstellen

Als bislang einmaliges Pilotprojekt kann das Modell Bayreuth/Kulmbach als Blaupause für andere Regionen in Bayern und deutschlandweit dienen. Der Projekterfolg könnte langfristig Impulse für eine flächendeckende Einführung ähnlicher KI-gestützter Systeme im Notrufwesen geben.

Integration in eine Digitalstrategie

Das Projekt zeigt die strategische Ausrichtung Bayerns, moderne Technologien systematisch in die Sicherheitsarchitektur einzubinden. Die finanzielle Unterstützung des Freistaats unterstreicht die Bedeutung, die der Digitalisierung im Bevölkerungsschutz zukommt. Bayern könnte so zu einem Vorreiter für intelligente Leitstellensysteme in Deutschland werden.

Chancen für Kooperation und Vernetzung

KI-gestützte Systeme können künftig eine bessere Vernetzung zwischen Leitstellen ermöglichen – nicht nur innerhalb einer Region, sondern auch grenzüberschreitend. Einheitliche digitale Standards würden die Zusammenarbeit zwischen Leitstellen erheblich verbessern und die Reaktionsfähigkeit in Krisenlagen stärken.

Politische Bedeutung und gesellschaftlicher Nutzen

Für die Politik bedeutet dieses Projekt eine Stärkung der Sicherheitsarchitektur durch innovative Technologien. Für die Gesellschaft bringt es einen direkten Nutzen: schnellerer Zugang zu Hilfeleistungen, mehr Sicherheit, weniger Missverständnisse und eine gleichberechtigte Teilhabe am Notrufsystem.

Herausforderungen und Ausblick

Neben den Chancen sind auch Herausforderungen zu beachten: Datensicherheit, Datenschutz, Nutzerakzeptanz und die kontinuierliche Weiterbildung der Einsatzkräfte sind entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg. Politisch wird es darauf ankommen, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine sichere, transparente und nachhaltige Nutzung solcher Systeme gewährleisten.

Fazit

Die KI-gestützte Notrufabfrage an der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach ist ein wegweisendes Pilotprojekt. Es verbindet Digitalisierung, Sicherheit und Bürgernähe in einem innovativen Ansatz und setzt Maßstäbe für die Zukunft des Bevölkerungsschutzes. Dieses Projekt hat das Potenzial, die Notrufbearbeitung in Deutschland nachhaltig zu verändern und zeigt exemplarisch, wie technologische Innovationen zur Verbesserung der Einsatzkoordination beitragen können.

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