Ein Wachstumsmarkt im Wandel
Auf der SicherheitsExpo 2025 in Berlin stand ein Thema im Mittelpunkt, das nicht nur für Sicherheitsdienstleister, sondern für Bauunternehmen, Industrieunternehmen und Betreiber kritischer Infrastrukturen zunehmend an Bedeutung gewinnt: mobile Videotürme. Unter dem Leitgedanken „Wir schreiben das Jahr 2030 – der Markt umfasst 34.000 mobile Videotürme. Wo wollen Sie stehen?“ präsentierten David Smyczek und Alexander Lerch von Smyczek Consulting ihre Analyse des Marktes, seine Entwicklung und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen.
Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung im Segment mobiler Sicherheitslösungen bringen die Experten ein tiefes Verständnis dafür mit, wie dieser Markt entstanden ist und wohin er sich entwickelt. Ihre Analyse zeigt: Mobile Videotürme sind nicht länger ein Randthema, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Sicherheitskonzepte.
Vom Nischenprodukt zum strategischen Sicherheitsinstrument
Vor weniger als einem Jahrzehnt war die Präsenz mobiler Videotürme auf dem deutschen Markt überschaubar. Heute sind nach Schätzungen von Smyczek Consulting über 20.000 Systeme im Einsatz. Die Prognosen für 2030 sprechen von einem Anstieg auf 34.000 Systeme mit einer potenziellen Marktsättigung bei rund 50.000 Einheiten.
Diese Entwicklung wurde nicht allein durch technologische Innovationen getrieben. Ein wesentlicher Faktor ist der wachsende Druck durch Sicherheitsbedrohungen — allen voran Diebstähle auf Baustellen. Laut Branchenberichten verursachten solche Vorfälle 2023 Schäden in Höhe von über 220 Millionen Euro. Versicherungen, die vermehrt Sicherheitsanforderungen stellen, und ein steigendes Bewusstsein für Prävention treiben die Nachfrage nach mobilen Videotürmen erheblich voran. David Smyczek fasst es so zusammen: „Ohne den Druck der Versicherer und die hohen Schadenssummen wäre diese Branche nicht in diesem Tempo gewachsen.“
Wachstumstreiber und Marktdynamik
Das Wachstum in diesem Segment basiert auf mehreren tragenden Säulen. Das gestiegene Sicherheitsbedürfnis ist eine zentrale Triebkraft. Baustellen, Logistikzentren und kritische Infrastrukturen sehen sich zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die eine flexible und mobile Sicherheitslösung erfordern. Mobile Videotürme bieten hier eine skalierbare Antwort: sie sind schnell einsatzbereit, flexibel positionierbar und technologisch erweiterbar.
Zudem schaffen regulatorische Vorgaben zusätzliche Impulse. Gesetze wie das Kritis-Dach-Gesetz und Vorgaben im Rahmen von NIST2 setzen höhere Standards für den Schutz kritischer Infrastruktur. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur Compliance, sondern auch die Erschließung neuer Marktsegmente. Nicht zuletzt ist die technologische Weiterentwicklung ein bedeutender Wachstumstreiber. Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) für Bildanalyse, Drohnentechnologie zur Vor-Ort-Überprüfung und robotische Komponenten für autonome Patrouillen wird zunehmend zum Standard. Alexander Lerch unterstreicht: „Die Integration neuer Technologien wird die Branche nachhaltig verändern.“
Struktur und Herausforderungen des Marktes
Der Markt für mobile Videotürme ist geprägt von einer starken Konzentration: Smyczek Consulting identifiziert über 80 Anbieter, wobei die zehn größten Anbieter rund 83 Prozent des Marktes kontrollieren. Das bedeutet einerseits Stabilität für Großkunden, andererseits aber auch Wettbewerb und Chancen für kleinere Anbieter, die sich durch innovative Lösungen differenzieren.
Mit wachsender Größe steigen auch die operativen Herausforderungen. Smyczek beschreibt es so: „Ab einer Flotte von etwa 100 Systemen beginnt der Blindflug.“
Unternehmen stehen vor Fragen wie: Wo befinden sich die Systeme? Wann werden sie zurückgegeben? Wie entwickelt sich die Nachfrage? Wie werden Prozesse transparent gestaltet? Diese operativen Aspekte erfordern effizientes Prozessmanagement und eine klare Strategie.
Service statt Technik – Ein strategischer Ansatz
Ein zentrales Credo von Smyczek Consulting lautet: Service statt Pixel. Das bedeutet, dass der Mehrwert mobiler Videotürme nicht allein in der Technik liegt, sondern in der umfassenden Betreuung, Prozessgestaltung und dem Kundennutzen. David Smyczek betont, wie wichtig es ist, ein klares Warum zu definieren: „Manche Firmen haben ein Umsatzziel, aber kein Warum. Nur wer seine Vision klar kommunizieren kann, wird in der Lage sein, Kunden langfristig zu binden. Dazu gehören eine klare Zielgruppenanalyse, die Definition eines USP (Unique Selling Proposition) und die Entwicklung transparenter Prozesse. “
Die strategische Abfolge umfasst: Businessplan, Konzept, USP, Prozessstruktur, Personalrekrutierung und eine konsequente
Serviceorientierung Technologie als Wettbewerbsfaktor
Technologie wird zunehmend zum zentralen Differenzierungsmerkmal. KI-gestützte Videoanalyse beschleunigt die Auswertung von Alarmsituationen und reduziert Fehlalarme. Drohnenintegration ermöglicht schnelle Vor-Ort-Verifizierungen und erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Robotik eröffnet mittelfristig die Perspektive autonomer Sicherheitslösungen.
Gerade angesichts des Fachkräftemangels im Sicherheitssektor, mit derzeit rund 18.000 offenen Stellen, wird technologische Unterstützung zu einer Notwendigkeit. „Robotik wird ein unfassbar guter Ansatz sein“, erläutert Smyczek.
Regulatorische Rahmenbedingungen – Risiken und Chancen
Neue Sicherheitsstandards schaffen für Anbieter von mobilen Videotürmen sowohl Pflichten als auch Chancen. Das Kritis-Dach-Gesetz, ISO-Zertifizierungen und andere Compliance-Anforderungen setzen klare Spielregeln. Für Unternehmen bedeutet dies Anpassung von Prozessen, Dokumentation und Nachweisführung.
Alexander Lerch sieht darin einen strategischen Vorteil: „Regulatorische Anforderungen sind nicht nur ein Muss, sondern ein enormes Marktpotenzial.“
Zertifizierungen und Nachweise können bei öffentlichen Ausschreibungen und Projekten im kritischen Infrastrukturbereich den entscheidenden Unterschied machen.
Blick in die Zukunft – Strategische Fragen für Anbieter
Die Prognosen sind klar: Der Markt für mobile Videotürme wird weiter wachsen. Smyczek und Lerch formulieren die Herausforderung für Anbieter als strategische Frage: „Wir schreiben das Jahr 2030. Der Markt umfasst 34.000 Systeme. Wo wollen Sie stehen?“
Für Unternehmen heißt das: klare Strategien entwickeln, technologische Entwicklungen im Blick behalten, Prozesse optimieren und Servicequalität erhöhen. Der Markt für mobile Videotürme entwickelt sich von einer Nischenlösung zu einem strategischen Sicherheitsinstrument. Anbieter, die frühzeitig Prozesse, Technologie und Service ausrichten, werden in diesem dynamischen Markt die Nase vorn haben.
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