Neue VdS-Richtlinie 2100-47: Mehr Sicherheit für Sprinklerpumpen mit Dieselmotor

August 21, 2025

Zum 1. Juni 2025 tritt die neue VdS-Richtlinie 2100-47 „Dieselmotoren für den Antrieb von Sprinklerpumpen – Anforderungen und Prüfmethoden“ in Kraft. Erstmals widmet sich ein eigenständiges Regelwerk ausschließlich der Komponente Dieselmotor – einem Bauteil, das in vielen Wasserlöschanlagen das Herzstück bildet. Denn wenn Stromnetze ausfallen oder eine unabhängige Energieversorgung gefordert ist, entscheidet der Motor über den sicheren Betrieb der Sprinklerpumpe – und damit im Ernstfall über Erfolg oder Misserfolg einer Brandbekämpfung.

Warum eine eigene Richtlinie?

Bislang fanden sich Anforderungen an Motoren nur verstreut in internationalen Normen oder in allgemeinen VdS-Dokumenten. Doch gerade in kritischen Infrastrukturen und großen Industrieanlagen zeigt sich: Ein Motor, der nicht zuverlässig startet oder im Dauerbetrieb versagt, gefährdet die gesamte Anlage. „Mit der neuen Richtlinie schaffen wir Klarheit für Hersteller, Planer und Betreiber. Sie wissen nun genau, welche Standards erfüllt werden müssen“, betont ein VdS-Sprecher bei der Veröffentlichung.

Klarer Anwendungsbereich

Die Richtlinie gilt für Dieselmotoren mit Nenndrehzahlen bis 3600 Umdrehungen pro Minute, unabhängig davon, ob es sich um Saugmotoren oder aufgeladene Varianten handelt. Auch verschiedene Kühlsysteme – Flüssigkeits- wie Luftkühlung – sind eingeschlossen. Nicht erfasst werden allerdings die Schaltschränke der Pumpen, deren Anforderungen weiterhin in der VdS 2100-22 geregelt sind.

Prüfungen unter Extrembedingungen

Im Mittelpunkt der neuen Anforderungen stehen umfangreiche Typprüfungen. Dabei müssen die Motoren beweisen, dass sie auch unter ungünstigen Bedingungen zuverlässig arbeiten. So wird etwa die Startfähigkeit geprüft: Ein Kaltstart bei plus fünf Grad Celsius ohne Starthilfe muss ebenso gelingen wie ein Warmstart, und das jeweils innerhalb von 15 Sekunden.

Hinzu kommt ein vierstündiger Volllasttest, ergänzt durch wiederholte Lastwechsel. Auch die Langzeitzuverlässigkeit spielt eine Rolle: Motoren müssen mindestens 2000 Betriebsstunden beziehungsweise fünf Jahre ohne Generalrevision überstehen.

Neben dem Dauerbetrieb geht es auch um die Leistungsstabilität. Die Motoren müssen Drehzahl und Nennleistung nach ISO 3046-1 zuverlässig halten. Sicherheitseinrichtungen überwachen dabei Kühlmittel, Schmieröl, Kraftstoffsystem und das elektronische Motormanagement. Sogar elektromagnetische Verträglichkeit ist Bestandteil der Prüfungen, um Störungen in komplexen Anlagen auszuschließen.

Konstruktive Anforderungen im Detail

Die Richtlinie macht auch klare Vorgaben für die Bauweise. Startsysteme sind grundsätzlich redundant auszuführen, üblicherweise durch zwei Batterien oder Anlasssysteme. Kraftstoffleitungen müssen feuerbeständig sein, und zugelassen ist ausschließlich Dieselkraftstoff nach EN 590.

Bei den Kühlsystemen können Hersteller auf indirekte Flüssigkeitskühlung, Flüssigkeits-Luft-Kühlung oder direkte Luftkühlung setzen – entscheidend ist, dass auch im Störungsfall eine ausreichende Redundanz gewährleistet bleibt.

Elektronische Motormanagementsysteme dürfen nur verwendet werden, wenn zusätzlich ein alternatives ECM als vollständige Redundanz verfügbar ist. Ein Detail, das in der Praxis große Bedeutung hat: Der Standby-Verbrauch elektrischer Komponenten darf maximal 0,5 Ampere betragen, um die Batteriereserven nicht zu gefährden.

Hinzu kommt eine Vielzahl von Meldungen, die die Motoren an die Steuerung der Sprinklerpumpe weitergeben müssen – etwa zu Kühlmitteltemperatur, Schmieröldruck, Überdrehzahl oder ECM-Status.

Dokumentation und Qualitätssicherung

Für Hersteller bedeutet die Richtlinie nicht nur zusätzliche Prüfungen, sondern auch mehr Büroarbeit. Gefordert werden vollständige technische Unterlagen: von R&I-Schemata über Betriebs- und Wartungsanleitungen bis hin zu detaillierten Angaben zu Betriebsstoffen. Ergänzend ist ein Qualitätssicherungssystem nach VdS 3153 verpflichtend, das Fertigung und Bauteilüberwachung dokumentiert.

Auswirkungen für die Praxis

Was bedeutet das für die Branche? Planer und Errichter können künftig nur noch Motoren einsetzen, die eine VdS-Anerkennung besitzen, wenn eine Gesamtanlage zertifiziert werden soll. Hersteller müssen ihre Produkte anpassen und zusätzliche Prüfaufwände einkalkulieren.

Für Betreiber wiederum bringt die Richtlinie Vorteile: Wartung und Betrieb werden klar dokumentiert, Transparenz und Vergleichbarkeit steigen. Vor allem aber erhöht sich die Betriebssicherheit. Denn Start- und Laufverhalten sind nun unter realitätsnahen Bedingungen geprüft. Wer eine Sprinkleranlage mit VdS-zertifiziertem Motor betreibt, kann darauf vertrauen, dass dieser im Ernstfall zuverlässig anspringt – auch wenn die Umgebungsbedingungen alles andere als ideal sind.

Ein Meilenstein für den Brandschutz

Mit der VdS 2100-47 schließt das Kölner Institut eine wichtige Lücke im Brandschutzregelwerk. Die Richtlinie schafft erstmals klare, praxisnahe Standards für Dieselmotoren in Sprinkleranlagen und sorgt so für ein deutlich höheres Maß an Verfügbarkeit. Für Hersteller bedeutet das strengere Anforderungen, für Betreiber mehr Sicherheit – und für den Brandschutz insgesamt ein entscheidender Schritt hin zu noch mehr Zuverlässigkeit im Ernstfall.

Download https://shop.vds.de/publikation/vds-2100-47

Related Articles

Geheimer Code erst bei Erwärmung sichtbar

Geheimer Code erst bei Erwärmung sichtbar

Dominik Laa (Co-Erstautor), Katharina Ehrmann (PI), Michael Göschl (Co-Erstautor) (Foto: tuwien.at) Technischen Universität Wien: Variabler 3D-Druck erzeugt Materialien mit komplexen Strukturen Ein Forscher-Team um Katharina Ehrmann von der Technischen Universität...

Share This