Neuer ANSI-akkreditierter Standard für Schulsicherheit

August 27, 2025

ASIS International setzt globalen Maßstab

ASIS International, eine der weltweit führenden Organisationen für Sicherheitsstandards, hat einen wegweisenden Standard für die Sicherheit von Schulen vorgestellt. Der von der American National Standards Institute (ANSI) genehmigte Leitfaden bietet erstmals ein umfassendes, interdisziplinäres Rahmenwerk zur Entwicklung, Umsetzung und kontinuierlichen Verbesserung von Sicherheitskonzepten in Bildungseinrichtungen – von der Grundschule bis zur Oberstufe (K-12).

Ganzheitlicher Ansatz für sichere Lernumgebungen

Der Standard ist als skalierbares Werkzeug konzipiert, das unabhängig von Größe oder Budget einer Schule eingesetzt werden kann. Er liefert klare Kriterien für die Einführung eines Sicherheitsprogramms, das bauliche Schutzmaßnahmen, Bedrohungsanalyse und -management sowie Notfall- und Krisenpläne integriert.

„Dieses Instrument unterstützt Schulen weltweit dabei, Risiken systematisch zu identifizieren und geeignete Maßnahmen abzuleiten – ohne den Bildungsauftrag aus den Augen zu verlieren“, betont Jeffrey Slotnick, CPP, PSP, Co-Vorsitzender des ASIS School Security Standard Technical Committee.

Multidisziplinäre Entwicklung

An der Erarbeitung waren Expert:innen aus zahlreichen Disziplinen beteiligt – darunter Schulleitungen, Sicherheitsfachleute, Architekten, Psychologen, Bedrohungsanalysten, Facility Manager, Notfall- und Krisenmanager, Polizeibehörden sowie Spezialist:innen für Kommunikation und Business Continuity.
Das Ergebnis ist ein evidenzbasiertes, praxisnahes Rahmenwerk, das Schulen sowohl bei der Analyse ihres Status quo unterstützt als auch konkrete Optionen zur Risikominderung aufzeigt.

Dynamischer Rahmen für kontinuierliche Verbesserung

Der Standard ist nicht als starres Regelwerk, sondern als lebendiges Instrument konzipiert. Er soll sich durch Rückmeldungen aus der Praxis stetig weiterentwickeln. „Mit diesem Standard schaffen wir eine Grundlage für nachhaltige Verbesserungen, die über bauliche Maßnahmen hinausgehen und auch Verhalten, Prävention und Reaktionsfähigkeit einbeziehen“, erklärt Drew Neckar, CPP, Co-Vorsitzender des Komitees.

Europäischer Kontext: Relevanz für den DACH-Raum

Ganzheitlicher Ansatz im Einklang mit europäischen Anforderungen

Der Standard integriert bauliche Sicherheit, Bedrohungsanalyse, Prävention und Krisenmanagement – Themenfelder, die auch in Europa relevant sind.

  • Deutschland: Landesbauordnungen und Schulbau-Richtlinien regeln bauliche Mindeststandards wie Flucht- und Rettungswege. Umfassende Sicherheitskonzepte liegen jedoch meist in der Verantwortung der einzelnen Schulträger.
  • Österreich: Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) hat Leitlinien für Krisen- und Katastrophenmanagement herausgegeben. Diese enthalten Vorgaben für Alarm- und Evakuierungspläne, bilden aber noch kein systematisches Gesamtkonzept.
  • Schweiz: Kantonale Konzepte zur Gewaltprävention und Notfallorganisation existieren, ergänzt durch praxisnahe Empfehlungen der Suva. Ein gesamtschweizerischer Standard fehlt jedoch.

Multidisziplinärer Entwicklungsansatz als Vorbild

Das US-Modell zeigt, wie die Expertise von Bildung, Sicherheitsfachleuten, Polizei, Architektur und Psychologie in einem verbindenden Standard zusammengeführt werden kann. Für Europa könnte ein solcher Ansatz Synergien schaffen und die bislang getrennt arbeitenden Akteure enger vernetzen.

Dynamischer Rahmen statt starres Regelwerk

Das Konzept eines lernenden Standards, der sich durch Praxiserfahrungen weiterentwickelt, passt auch zum europäischen Normungssystem. Vergleichbar mit DIN-Normen oder CEN-Standards könnten Schulen, Behörden und Fachverbände aktiv in den Prozess eingebunden werden.

Impulse für die DACH-Region

Die Einführung des Standards könnte eine Diskussion über einheitliche Mindestanforderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz anstoßen:

  • Deutschland: Schließen der Lücke zwischen baurechtlichen Vorschriften und Gewaltpräventionsprogrammen.
  • Österreich: Ergänzung bestehender Krisenpläne um standardisierte Risikoanalysen und systematisches Sicherheitsmanagement.
  • Schweiz: Harmonisierung kantonaler Unterschiede und Aufbau einer schweizweiten Basis.

„Dieses Dokument verdeutlicht, dass Sicherheit im Bildungswesen als kontinuierlicher Prozess zu verstehen ist – nicht nur als Reaktion auf Krisen“, resümiert Drew Neckar, CPP. Damit sendet ASIS International ein Signal, das auch Europa aufgreifen sollte: Schulsicherheit erfordert einheitliche Standards, die bauliche, organisatorische und psychosoziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.

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