Niederlande: Designer-Drogen unter Kontrolle – Neue Gesetze gegen gefährliche Scheinlegalität

Juli 26, 2025

Seit dem 1. Juli 2025 ist in den Niederlanden die Herstellung und der Verkauf sogenannter Designer-Drogen verboten. Damit schließt der Gesetzgeber ein gefährliches Schlupfloch, das Drogendealer über Jahre ausgenutzt haben. Was genau sind diese „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ (NPS)? Warum war ein neues Gesetz nötig? Und wie profitieren Polizei und Gesellschaft von dieser Maßnahme? Dieser Artikel liefert die Antworten.

Was sind Designer-Drogen?

Designer-Drogen, offiziell als Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) bezeichnet, sind chemisch veränderte Versionen bekannter Drogen. Bereits kleine Änderungen an der Molekülstruktur – etwa durch den Austausch eines einzelnen Atoms – reichen aus, um eine neue Substanz zu erzeugen, die rechtlich nicht erfasst ist. Die Wirkung dieser Substanzen bleibt dabei oft gleich oder ist sogar deutlich stärker als die des ursprünglichen Wirkstoffs. Häufig handelt es sich um synthetische Varianten von Cannabinoiden, also Stoffen mit ähnlicher Wirkung wie THC aus Cannabis, oder um sogenannte Fentanyle, die als besonders potente Opioide fungieren und in ihrer Wirkung an Heroin erinnern. Ebenso zählen Substanzen aus der Gruppe der Phenethylamine dazu, darunter insbesondere Cathinone, die Effekte ähnlich wie Amphetamine oder MDMA hervorrufen.

Diese synthetischen Drogen wurden in der Vergangenheit häufig legal über das Internet vertrieben – mit verharmlosender Außenwirkung, aber teils tödlichen Folgen.

Warum war das bisher ein Problem?

Das bisherige Drogenrecht konnte mit der Innovationsgeschwindigkeit der illegalen Chemielabore nicht Schritt halten. Immer wenn eine Substanz offiziell verboten wurde, tauchte bereits die nächste, leicht abgewandelte Variante auf dem Markt auf. Jede neue Substanz musste mühsam und zeitaufwendig einzeln geprüft, bewertet und gesetzlich erfasst werden. Für Polizei und Justiz bedeutete dies ein ständiges „Katz-und-Maus-Spiel“ – mit ungleichen Mitteln.

Was bringt das neue Gesetz?

Mit dem neuen Gesetz hat die niederländische Regierung einen entscheidenden Schritt gemacht. Seit dem 1. Juli 2025 ist nicht mehr nur die einzelne Substanz verboten, sondern gleich ganze Stoffgruppen. Neu auf der sogenannten „IA-Liste“ der Opiumwet sind alle synthetischen Cannabinoide, sämtliche Fentanyl-Derivate und auch die Gruppe der Phenethylamine, zu denen etwa Cathinone zählen. Damit gilt ein generisches Verbot, das unabhängig von geringfügigen chemischen Unterschieden automatisch alle Varianten dieser Stoffklassen erfasst. Eine minimale Veränderung der Molekülstruktur reicht nun nicht mehr aus, um eine rechtliche Grauzone auszunutzen – der rechtliche Rahmen ist deutlich verschärft worden.

Stärkung der Polizeiarbeit

Die niederländische Polizei begrüßt die Gesetzesänderung ausdrücklich. Willem Woelders, Drogenbeauftragter bei der Polizei, spricht von einem „Meilenstein“ in der Bekämpfung der NPS-Kriminalität. Mit dem neuen Gesetz können gefährliche Substanzen schon im Vorfeld bekämpft werden, ohne dass für jede einzelne ein gesondertes Verfahren erforderlich ist. Vor allem in internationalen Ermittlungen erleichtert das neue Gesetz die Zusammenarbeit erheblich. Zuvor war es oft nicht möglich, auf Rechtshilfeersuchen anderer Länder zu reagieren, weil die betroffenen Stoffe in den Niederlanden noch nicht verboten waren. Diese Einschränkung entfällt nun.

Mehr Sicherheit – auch für die Allgemeinheit

Der neue gesetzliche Rahmen schützt nicht nur Polizei und Justiz bei ihrer Arbeit, sondern auch direkt die Bevölkerung. Designer-Drogen wirken oftmals unberechenbar – bereits kleinste Mengen können zu schwerwiegenden Überdosierungen führen. Viele Konsumentinnen und Konsumenten wissen nicht, welche Wirkstoffe sie überhaupt zu sich nehmen, da Zusammensetzung und Reinheit selten nachvollziehbar sind. Zudem bringt die Herstellung dieser Substanzen erhebliche Risiken mit sich. Illegale Labore, in denen die Drogen produziert werden, bergen große Explosionsgefahr und befinden sich nicht selten mitten in Wohngebieten. Das stellt ein hohes Sicherheitsrisiko nicht nur für die Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch für unbeteiligte Anwohner dar. Die Onlinevermarktung dieser Stoffe hat den Konsum zusätzlich verharmlost – das neue Gesetz setzt hier ein klares Zeichen gegen die Normalisierung gefährlicher Drogen.

Gut vorbereitet in die Praxis

Die niederländische Polizei hat sich intensiv auf die neue Gesetzeslage vorbereitet. Polizeikräfte erhalten über eine E-Learning-Plattform eine umfassende Schulung zu den Änderungen im Drogenrecht. Ergänzend dazu wurde eine Handreichung entwickelt, die Beamtinnen und Beamte bei sogenannten „Stopgesprächen“ mit Händlern unterstützt. In diesen Gesprächen werden Verkäufer auf die neue Rechtslage hingewiesen und darüber informiert, dass der Handel mit den meisten synthetischen Drogen nun strafbar ist.

Fazit: Ein klarer Schritt in Richtung Sicherheit

Mit dem neuen Gesetz gegen Neue Psychoaktive Substanzen setzt die niederländische Politik ein klares Zeichen: Die Zeit der juristischen Grauzonen für chemisch leicht veränderte Drogen ist vorbei. Durch das pauschale Verbot ganzer Stoffgruppen wird die Arbeit von Polizei und Justiz erheblich erleichtert, während gleichzeitig ein deutlicher Beitrag zum Gesundheitsschutz und zur öffentlichen Sicherheit geleistet wird. Die Niederlande übernehmen damit eine Vorreiterrolle im Umgang mit Designer-Drogen – und senden ein deutliches Signal an Hersteller, Händler und Konsumenten: Diese Substanzen sind nicht nur illegal – sie sind brandgefährlich.

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