Künstliche Intelligenz verändert die Spielregeln der Sicherheitsbranche
Mit dem Report *„The State of AI in Video Surveillance 2025“* legt Axis Communications, Technologieführer im Bereich Netzwerk-Video, eine umfassende Studie zur Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der videobasierten Sicherheit vor. Die Ergebnisse zeigen deutlich: KI entwickelt sich zunehmend vom Zukunftsthema zur unternehmerischen Kernpriorität – sowohl im Sicherheitskontext als auch darüber hinaus. Der Report basiert auf Interviews mit globalen Partnern sowie auf Umfragen unter fast 6.000 Branchenteilnehmern weltweit. Er gewährt Einblicke in technologische Trends, Anwendungsfelder, Integrationsstrategien sowie ethische Fragestellungen.
Relevanz für die Sicherheitsindustrie: KI wird zur Priorität
66 % der Führungskräfte und 62 % der Partner bewerten KI (inklusive generativer KI) als wichtigste Zukunftstechnologie – gleichauf mit klassischen Sicherheitsthemen wie Datenschutz und Cyberrisiken. Bei Endkunden steht KI hingegen „nur“ auf Platz drei, was auf Informationsdefizite oder eine zurückhaltende Erwartungshaltung hindeutet. Dennoch lässt sich ein klarer Trend ablesen: Die Sicherheitsbranche sieht in KI nicht mehr nur eine nützliche Ergänzung, sondern zunehmend ein integratives Fundament für moderne Sicherheitslösungen.
Gerade in Zeiten wachsender Bedrohungslagen und steigendem Bedarf an Echtzeitinformationen verschiebt sich der Fokus vom reaktiven zum proaktiven Sicherheitsmanagement – eine Entwicklung, die ohne KI kaum denkbar ist.
Technologischer Paradigmenwechsel: Von der Zentrale zur Edge
Der Report dokumentiert den beschleunigten Wandel hin zu hybriden Cloud-Edge-Infrastrukturen. Durch die Verlagerung von Analysekapazitäten auf die Kameras selbst (Edge-KI) werden Daten bereits vor Ort intelligent verarbeitet. Das reduziert Latenzzeiten, schont Bandbreiten und ermöglicht sofortige Reaktionen – etwa bei unautorisiertem Zutritt oder auffälligem Verhalten. Die Kombination mit cloudbasierter Datenspeicherung sorgt gleichzeitig für Skalierbarkeit und Langzeitarchivierung.
Für Betreiber sicherheitskritischer Infrastrukturen oder großflächiger Areale bedeutet dies: Mehr Effizienz, mehr Kontrolle und höhere Reaktionsschnelligkeit – auch bei wachsender Datenmenge.
Multisensorische Sicherheit: KI analysiert kontextsensitiv
Ein besonders relevanter Aspekt des Reports ist die Betonung multimodaler Datenintegration. Die Einbindung zusätzlicher Sensoren – z. B. Audio, Temperatur, Bewegung – erweitert die Aussagekraft von Videoanalysen signifikant. Sicherheitslösungen, die mehrere Sinnesdaten verknüpfen, nähern sich der menschlichen Wahrnehmung an: kontextbasiert, reaktionsschnell, situativ bewertend.
Für die Sicherheitsindustrie bedeutet dies nicht nur bessere Gefahrenprognosen, sondern auch effizientere Ressourcennutzung – Stichwort: Priorisierung von Alarmen, frühzeitige Eskalation oder automatische Maßnahmenauslösung.
Business Intelligence: Sicherheit wird unternehmerisch relevant
Eine der zentralen Aussagen des Axis-Reports: KI-gestützte Videoüberwachung entfaltet ihre Wirkung zunehmend auch jenseits der klassischen Sicherheitsanwendung. Netzwerkkameras mit Analysefunktion entwickeln sich zu Datenlieferanten für betriebswirtschaftliche Entscheidungen – etwa in den Bereichen:
- Personenzählung & Kundenfrequenzanalyse (Einzelhandel)
- Ressourcennutzung & Prozessoptimierung (Fertigung, Logistik)
- Zonensteuerung & Flächeneffizienz (Immobilienmanagement)
Damit positioniert sich die Sicherheitsindustrie als Teil einer unternehmensweiten digitalen Wertschöpfungskette. KI macht aus der Kamera ein Tool zur Prozessanalyse – ein gewaltiger Paradigmenwechsel.
Gesichtserkennung: Zwischen Effizienz und Ethik
Die Gesichtserkennung wird laut Report weltweit weiter an Bedeutung gewinnen. Sie gilt als potenter Hebel für Zugangskontrolle, Personenidentifikation und forensische Analyse. Allerdings machen strenge Datenschutzregelungen – besonders in Europa – eine differenzierte und kontextabhängige Implementierung erforderlich.
Die Sicherheitsbranche steht daher in der Verantwortung, nicht nur technologische Standards zu setzen, sondern auch ethische Leitlinien mitzugestalten. Transparenz, Aufklärung und datenschutzkonforme Systemarchitektur sind entscheidend für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Technologie.
Fazit: KI als Katalysator für Sicherheit und Geschäftsnutzen
Der Report von Axis Communications markiert einen Meilenstein für die Sicherheitsindustrie. Er zeigt, dass KI nicht nur als technologische Spielerei, sondern als strategischer Innovationsmotor verstanden werden muss. Der Trend geht klar in Richtung:
- Proaktive Sicherheitsmodelle statt passiver Überwachung
- Hybride Architekturen statt zentralisierter Infrastruktur
- Multisensorik und Kontextanalyse statt Einzeldatenverarbeitung
- Kollaboration mit Business Intelligence statt Insellösungen
- Ethik und Datenschutz als Innovationsrahmen
Für Sicherheitsanbieter, Systemintegratoren und Entscheider bedeutet das: Wer die Potenziale der KI nutzt – und dabei gleichzeitig regulatorische und ethische Rahmenbedingungen ernst nimmt – kann nicht nur Sicherheitsniveaus steigern, sondern auch neue Geschäftsmodelle erschließen.
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Kommentar:
Der Axis-Report trifft den Puls der Zeit. Die Sicherheitsindustrie steht an der Schwelle zu einer intelligenten, datengetriebenen Ära. Dabei ist klar: KI ist kein Selbstzweck – sondern ein Werkzeug, das richtig eingesetzt, weit über den klassischen Schutzauftrag hinauswirken kann. Die Branche ist gut beraten, diesen Wandel aktiv mitzugestalten, technologische Offenheit zu zeigen und gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
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Quellenangabe:
*The State of AI in Video Surveillance 2025 – Axis Communications*