In einer Zeit zunehmender Digitalisierung erwarten Gäste auch im Freizeitbereich smarte und reibungslose Erlebnisse. Die Zugangssysteme in Skigebieten stehen dabei besonders im Fokus. Die Axess AG hat gemeinsam mit KATHREIN Solutions ein BLE-basiertes Zutrittssystem entwickelt, das sowohl klassische RFID-Medien als auch digitale Tickets auf dem Smartphone unterstützt. Der folgende Beitrag stellt die Lösung im Detail vor, beschreibt die technische Umsetzung und vergleicht sie mit bestehenden Systemen anderer Marktteilnehmer.
Digitale Transformation am Liftzugang
Der digitale Wandel macht auch vor den Skipisten nicht halt. In einer Technologiepartnerschaft haben KATHREIN Solutions und die Axess AG ein modernes Zugangssystem entwickelt, das Skifahrern den Eintritt ins Skigebiet deutlich erleichtert: ein BLE-basiertes Ski Gate, das sowohl digitale Tickets auf dem Smartphone als auch klassische RFID-Karten verarbeiten kann. Nach erfolgreichen Tests im Echtbetrieb wird das System aktuell in Europa und den USA ausgerollt.
Bisher nutzten viele Skigebiete RFID-Chipkarten, die vor Ort gekauft und beim Zugang an ein Lesegerät gehalten werden mussten – oft verbunden mit Wartezeiten an den Kassen. Ein österreichischer Betreiber wollte diesen Prozess digitalisieren und beauftragte Axess, einen langjährigen Hersteller von Zugangsgates, mit der Entwicklung eines Systems, das vollständig ohne physisches Ticket auskommt. Axess wandte sich daraufhin an seinen Technologiepartner KATHREIN Solutions, um gemeinsam eine BLE-basierte Lösung zu entwickeln. Ziel war ein System, das es erlaubt, digitale Tickets direkt vom Smartphone auszulesen – ohne dass das Gerät aus der Tasche geholt werden muss.
Technologie im Detail: BLE als Schlüssel zur Automatisierung
Die technologische Basis des Systems bildet Bluetooth Low Energy (BLE), eine energiesparende Variante des Bluetooth-Standards. BLE ist insbesondere für Anwendungen im Bereich IoT (Internet of Things) geeignet, da es kontinuierliche Werbesignale („advertising“) mit minimalem Energieverbrauch aussenden kann. In der hier eingesetzten Lösung senden die Smartphones der Gäste BLE-Tokens, die zuvor über die SkiWallet-App generiert und aktiviert wurden.
Diese Tokens enthalten verschlüsselte Informationen zum Ticketstatus und zur Nutzeridentität. Die BLE-Antennen der Gates scannen kontinuierlich den Nahbereich und erkennen berechtigte Tokens automatisch. Im Gegensatz zu NFC oder QR-Code muss das Gerät nicht gezückt werden – der Zugang erfolgt hands-free.
Ein wesentliches technisches Merkmal ist das Targeting durch hochpräzise Signal-Lokalisierung: Die Lösung von KATHREIN verwendet ein spezielles Antennen- und Signalverarbeitungsdesign, das erkennt, welches Gerät sich exakt vor welchem Gate befindet. Dadurch wird das Problem von „CrossReads“ vermieden, das bei BLE aufgrund der relativ großen Reichweite grundsätzlich auftreten kann. Ein typischer CrossRead würde beispielsweise dazu führen, dass das Gate fälschlicherweise das Signal eines Gastes an einem benachbarten Zugang erkennt. Die Lokalisierung erfolgt unter anderem über RSSI-basierte Triangulation in Kombination mit Software-Filtern zur Bewegungsanalyse.
Systemintegration: Nachrüstbarkeit statt Ersatzinvestition
Ein entscheidender Vorteil für Betreiber liegt in der modularen Erweiterung bestehender Infrastruktur. Die bestehenden RFID-Gates mussten nicht ersetzt, sondern lediglich durch BLE-fähige Komponenten ergänzt werden. Dies reduziert die Investitionskosten erheblich und erlaubt eine schrittweise Umstellung.
Die Integration in die Axess-Plattform erfolgte über standardisierte Schnittstellen, wobei KATHREIN die BLE-Komponenten sowohl auf der Hardware- als auch auf der Protokollebene individuell anpasste. Die Architektur folgt einem Edge-Computing-Ansatz: Die BLE-Reader verarbeiten Signale lokal, bevor das Ergebnis über das Axess-System in Echtzeit an die Steuerung des Gates weitergegeben wird. So werden Latenzzeiten minimiert und der Gate-Durchsatz optimiert.
Ein weiterer Aspekt ist die Datensicherheit. Die BLE-Tokens sind durch Rolling Codes und symmetrische Verschlüsselungstechniken (z. B. AES-128) gegen Spoofing geschützt. Zudem erfolgt keine dauerhafte Bluetooth-Kopplung („pairing“), was potenzielle Angriffsflächen reduziert. Die Kommunikation zwischen App, Backend und Gate ist durch TLS gesichert.
Nutzerführung und Benutzererlebnis
Die Nutzerführung ist denkbar einfach: Das digitale Ticket wird im Webshop oder vor Ort gekauft, in der Axess SkiWallet-App gespeichert und aktiviert. Sobald sich der Skifahrer dem Gate nähert, erkennt das System das Ticket automatisch – der Zugang erfolgt kontaktlos, ohne dass das Handy aktiv vorgezeigt werden muss.
Im Vergleich zu bisherigen Lösungen wie QR-Codes oder NFC-basierten Zugängen bietet BLE hier einen signifikanten Komfortgewinn – insbesondere bei kalten Temperaturen, mit Handschuhen oder bei Familien mit mehreren Geräten. Durch die Einbindung in ein digitales Ökosystem mit App, Online-Shop, CRM und Event-Modulen entstehen auch neue Möglichkeiten zur Personalisierung und Besuchersteuerung.
Marktvergleich: Wie BLE sich gegen etablierte Lösungen positioniert
SKIDATA: Bewährte RFID-Technologie mit NFC-Erweiterung
SKIDATA, als langjähriger Anbieter von Zutrittslösungen in Skigebieten, setzt weiterhin auf RFID-Tickets in Kombination mit NFC-basierten Smartphone-Zugängen. Der Nutzer muss hier aktiv sein Handy an ein Leseterminal halten, um den Zutritt zu erhalten. BLE wird derzeit nicht als Standardtechnologie eingesetzt. Die Integration in Park- und Kassensysteme ist jedoch ausgereift und erlaubt komplexe Szenarien wie dynamisches Pricing oder Kombitickets.
Teamaxess: App-Zugänge mit QR-Codes und Standortfreigabe
Der italienische Anbieter Teamaxess nutzt QR-Code-basierte Tickets, die über eine App mit Standorterkennung aktiviert werden. Die Zugangskontrolle erfolgt über optische Scanner. Vorteilhaft ist die Möglichkeit zur ortsbasierten Aktivierung, um Missbrauch zu verhindern – jedoch muss der Nutzer sein Smartphone stets aktiv einsetzen.
Alturos Destinations: Fokus auf Erlebnis statt Technik
Alturos Destinations bietet mit „Skiline“ ein umfassendes digitales Gästemanagement, das auch Zutrittskontrolle umfasst – allerdings über Partnerlösungen, meist mit QR- oder RFID-Technologie. BLE wird bisher nicht als Zugangstechnologie verwendet. Der Fokus liegt stärker auf Content, Tracking (z. B. Höhenmeter, Fotopoints) und CRM.
Ergebnisse aus dem Praxiseinsatz
In den ersten Pilotprojekten in Österreich, Frankreich und den USA zeigte sich eine deutlich erhöhte Gate-Durchlassrate, da das kontaktlose System Verzögerungen reduziert. Auch die Fehlerrate durch verlorene Karten oder defekte QR-Codes sank messbar.
Zudem wurde das Besucherverhalten durch das digitale System besser analysierbar – beispielsweise zur Optimierung von Betriebszeiten oder zur Erkennung von Stoßzeiten an bestimmten Liften.
Fazit und Ausblick
Die BLE-basierte Zugangslösung von KATHREIN und Axess ist ein Beispiel für gelungene digitale Transformation im alpinen Raum. Sie kombiniert hohen Nutzerkomfort mit technischer Präzision und erlaubt die Integration in bestehende Infrastrukturen. Im Vergleich zu bestehenden Lösungen auf Basis von RFID, QR oder NFC setzt sie neue Maßstäbe im Bereich kontaktloser Authentifizierung.
Zukünftig könnten BLE-Zugangssysteme nicht nur in Skigebieten, sondern auch in anderen Freizeit- und Verkehrsbereichen Anwendung finden – etwa in Freizeitparks, Stadien oder im öffentlichen Nahverkehr. Die modulare Architektur und die Offenheit für Standards machen die Lösung zu einem interessanten Baustein für die Smart-Tourism-Infrastruktur von morgen.