Thermalkameras im Praxiseinsatz: Potenziale, Grenzen und innovative Dual‑Purpose‑Systeme

Juli 17, 2025

Thermalkameras haben sich in den letzten Jahren von spezialisierten Nischenlösungen zu unverzichtbaren Werkzeugen für Industrie, Sicherheit und Gebäudemanagement entwickelt. Ihr zentraler Vorteil liegt in der berührungslosen Erfassung von Wärmestrahlung, die es ermöglicht, kleinste Temperaturabweichungen bereits in den Anfängen zu erkennen. In Fertigungshallen lassen sich so kritische Hotspots an Motorlagern, Schaltkästen oder Kabelbündeln frühzeitig ausmachen, noch bevor es zu einem kostspieligen Ausfall kommt. Auch bei nächtlichen Kontrollgängen oder unter schwierigen Sichtbedingungen wie Rauch oder Nebel liefern Thermalkameras verlässliche Bilddaten – ganz ohne zusätzliches Beleuchtungs‑Equipment. Darüber hinaus gewinnen sie in der Gebäudeenergieberatung zunehmend an Bedeutung: Drohnenbefliegungen mit montierten Infrarot‑Sensoren decken Wärmebrücken und undichte Stellen in Dämmung und Fassadenflächen auf, ohne dass Gerüste oder aufwendige Inspektionen vor Ort notwendig wären.

Gleichzeitig müssen Unternehmen und Anwender die damit verbundenen Herausforderungen berücksichtigen: Hochauflösende Thermalkameras mit präziser Kalibrierung und Radiometrie liegen preislich deutlich über einfachen Infrarot‑Pistolen oder herkömmlichen Digitalkameras und erfordern regelmäßige Wartung und Neukalibrierung, um zuverlässige Messergebnisse zu erzielen. Günstigere Modelle dagegen liefern oft nur grobe Temperaturangaben mit einer Messgenauigkeit von ±2 °C oder mehr, was in hochsensitiven Einsatzszenarien nicht ausreicht. Hinzu kommt, dass die Interpretation thermischer Bilder fundiertes Fachwissen voraussetzt: Nicht jede Wärmequelle weist zwangsläufig auf einen Defekt hin, da Reflexionen, Umgebungsbedingungen oder Materialunterschiede das Temperaturbild verfälschen können. Insbesondere im öffentlichen oder halböffentlichen Raum ist der Einsatz von Thermalkameras datenschutzrechtlich zu bewerten und sollte durch transparente Nutzungsrichtlinien begleitet werden, um Missverständnisse als Überwachungsinstrument zu vermeiden.

Herstellerneutrale Anwendungsszenarien

Ein typisches Anwendungsfeld für Thermalkameras ist die vorbeugende Instandhaltung in Produktionswerken: Hier beobachten Kameras pressesensitive Anlagen wie Schweißroboter, Fördersysteme oder Lagerbühnen kontinuierlich und melden Temperaturanstiege an kritischen Stellen. Wird ein vordefinierter Temperaturschwellenwert überschritten, kann die Anlage automatisch heruntergefahren oder Instandhaltungsteams alarmiert werden, wodurch ungeplante Stillstände und teure Reparaturen vermieden werden. In der Energiebranche kommen Thermalkameras an Umspannstationen und Trafostationen zur Anwendung, um Überhitzungen an Transformatorenwinden und Schaltfeldkanten in Echtzeit zu erfassen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. In Logistik- und Lagerzentren erlaubt eine überschaubare Anzahl strategisch positionierter Kameras die Überwachung großer Hallenflächen, wodurch Installations- und Wartungskosten durch geringeren Gerätebedarf und weniger Infrastruktur reduziert werden. Auch in Recycling- und Abfallverwertungsanlagen unterstützen Thermalkameras durch Frühwarnung bei überhitzten Schredder‑ und Pressmaschinen, sodass Brandrisiken minimiert werden und ein sicherer Betrieb gewährleistet bleibt.

Mobotix Dual‑Purpose‑Thermalkameras: Technische Merkmale und Nutzen

Mobotix geht einen Schritt weiter und kombiniert in seinen Dual‑Purpose‑Thermalkameras Brandfrüherkennung und klassische Sicherheitsüberwachung in einem einzigen Gerät. Dank hochentwickelter Thermoradiometrie erfassen diese Kameras Wärmestrahlung kontinuierlich und präzise, unabhängig von äußeren Lichtverhältnissen. Sobald ein potenzieller Hotspot erkannt wird, initiiert das System nicht nur einen Alarm, sondern wechselt zeitgleich in den visuellen Aufzeichnungsmodus, um Farbbilder und Videosequenzen zu speichern. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Brandgefahren, sondern auch sicherheitsrelevante Vorfälle wie unbefugter Zutritt oder sich anbahnende Maschinendefekte dokumentieren und analysieren. Die robuste Bauweise – staub‑, wasser‑ und dampfresistent – erlaubt den Einsatz in anspruchsvollen Industrieumgebungen, während Zertifizierungen nach VdS, EN54 und CNPP sicherstellen, dass nationale und internationale Brandschutzanforderungen erfüllt werden.

Im Alltag profitieren Anwender von der Dual‑Purpose-Funktionalität durch geringeren Gerätebedarf und niedrigere Betriebskosten: Ein einzelnes System übernimmt sowohl die Überwachung von Maschinenzuständen als auch die klassische Videoüberwachung der Betriebsstätte. Die intelligente Software erkennt thermische Anomalien, erstellt Heatmaps zur Langzeitanalyse und bietet Schnittstellen zu übergeordneten Leitstellen oder Automatisierungssystemen. So lassen sich Wartungszyklen optimieren, Sicherheitsprozesse automatisieren und der Personalaufwand für manuelle Kontrollen deutlich reduzieren.

Wirtschaftlicher Mehrwert und ROI‑Berechnung

Der finanzielle Nutzen thermischer Frühwarnsysteme bemisst sich nicht nur an vermiedenen Reparaturkosten und reduzierten Versicherungspauschalen, sondern auch an der Minimierung von Produktionsausfällen und Haftungsrisiken. Mobotix empfiehlt eine einfache Kalkulation zur Abschätzung des Return on Investment (ROI): Man summiert die direkten Einsparungen durch vermiedene Schadensfälle, den erhaltenen Umsatz infolge reduzierter Stillstandszeiten und mögliche Rabatte auf Versicherungsprämien. Davon zieht man die Investitionskosten für die Kamerasysteme ab, und setzt die resultierende Summe ins Verhältnis zu den Anschaffungskosten. Auch wenn immaterielle Faktoren wie Imagegewinn, Mitarbeitersicherheit oder ökologische Verantwortung schwer in Euro auszudrücken sind, liefert diese Gleichung eine transparente Entscheidungsgrundlage. Denn in Hochleistungsindustrien können bereits wenige Stunden ungeplanter Stillstand Lohnkosten und entgangenen Umsatz in fünfstelliger Höhe bedeuten – Betriebsunterbrechungen, die eine Thermalkamera dank früher Detektion oft komplett verhindert.

Thermalkameras zeigen eindrucksvoll, wie moderne Sensortechnik technische Exzellenz mit wirtschaftlicher Effizienz verbindet. Herstellerunabhängig gilt: Wer ihre Stärken – frühe Hotspot-Erkennung, berührungslose Messung bei schwierigen Sichtverhältnissen und vielseitige Einsatzmöglichkeiten – gezielt nutzt und gleichzeitig Aufwand für Anschaffung, Kalibrierung und Schulung realistisch plant, kann sowohl die Betriebssicherheit als auch die Kosteneffizienz seiner Anlage nachhaltig steigern. Die Mobotix Dual‑Purpose‑Lösung steht hier beispielhaft für ein ganzheitliches Konzept, das Brandfrüherkennung, Sicherheitsüberwachung und klare ROI‑Berechnungen in einem Gerät vereint – ein Modell, das Industrie und Gewerbe fit macht für die Herausforderungen von heute und morgen.

Related Articles

Drohnenabwehr: Rechtliche Klarheit wird zum Schlüsselfaktor

Drohnenabwehr: Rechtliche Klarheit wird zum Schlüsselfaktor

Die Bedrohung durch Drohnen für kritische Infrastrukturen (KRITIS) und Unternehmen nimmt weiter zu. Flughäfen, Kraftwerke, Industrie- und Chemieparks sowie Produktions- und Bürostandorte von Mittelständlern stehen zunehmend im Fokus von Überwachung und potenzieller...

Führungszeugnisse bei externen Dienstleistern

Was Sicherheitsverantwortliche beachten müssen In Rechenzentren, in der Gebäudesicherheit oder beim Betrieb kritischer Infrastrukturen ist das Vertrauen in das eingesetzte Personal entscheidend. Unternehmen überlegen daher zunehmend, ob sie von externen Dienstleistern...

Share This