Mit der Einführung des Satellitenfunksystems „SaFe“ (Satellitenfunk Feuerwehr) ergänzt Baden-Württemberg die bestehende Kommunikationsarchitektur der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) um eine weitere, hochverfügbare Übertragungsebene. Ziel ist die Sicherstellung einer durchgängigen Kommunikationsfähigkeit auch bei Netzüberlastung, internationalen Einsätzen oder großflächigen Infrastrukturausfällen.
Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Thomas Strobl betonte bei der Vorstellung: „Die Einsatzkräfte unserer Feuerwehren müssen jederzeit, und gerade auch in Krisensituationen, sicher kommunizieren können. Kommunikation ist ein wesentlicher Schlüssel für einen erfolgreichen Einsatz.“
Technischer Hintergrund
Das BOS-Digitalfunknetz bildet in Deutschland den Standard für einsatzkritische Kommunikation. Es basiert auf dem TETRA-Standard, ist bundesweit einheitlich ausgebaut und erfüllt hohe Anforderungen an Ausfallsicherheit und Stromversorgung. Dennoch bestehen Abhängigkeiten: Bei internationalen Hilfseinsätzen nach dem europäischen Katastrophenschutzmechanismus sind ausländische Kräfte nicht automatisch integriert. In Katastrophenlagen mit außergewöhnlich hohem Kommunikationsaufkommen kann es zudem zu Netzlastspitzen kommen. Und auch wenn Redundanzen und Notstromversorgung vorhanden sind, lässt sich ein großflächiger, langanhaltender Ausfall nicht vollständig ausschließen.
Das Satellitenfunksystem adressiert diese Szenarien durch eine technologisch unabhängige Parallelstruktur. Im Gegensatz zum terrestrischen BOS-Digitalfunk ist keine bodengebundene Infrastruktur wie Basisstationen, Masten oder Antennen erforderlich. Die Kommunikation erfolgt direkt über Satellit, wodurch die Abhängigkeit von lokaler Energieversorgung und Netzstabilität entfällt.
Sicherheits- und Verschlüsselungsaspekte
Ein wesentliches Kriterium für den Einsatz im KRITIS-Umfeld ist die durchgängige Verschlüsselung. Bei „SaFe“ werden alle übertragenen Sprach- und Dateninformationen Ende-zu-Ende verschlüsselt und über den gesamten Transportweg geschützt. Damit ist ein unberechtigtes Abhören ausgeschlossen. Darüber hinaus bietet die Architektur eine physische Trennung der Kommunikationswege: Selbst bei Ausfall oder Kompromittierung des Digitalfunknetzes bleibt der Satellitenfunk betriebsbereit.
Umsetzung in Baden-Württemberg
Für die konkrete Umsetzung hat das Land zunächst 52 fest installierte Satellitenfunkgeräte für Leitstellen und zentrale Einrichtungen sowie 190 tragbare Handsprechfunkgeräte beschafft. Diese Ausstattung wird bei den Stadt- und Landkreisen, den Regierungspräsidien sowie im Innenministerium selbst eingesetzt. Der technische Betrieb erfolgt auf Basis des Systems „K-Funk“ der Firma abel&käufl aus Landshut. Der Vertrag ist zunächst auf fünf Jahre angelegt und umfasst sowohl die Bereitstellung als auch die notwendige Service- und Supportstruktur. Nach Abschluss der aktuell laufenden Einführungsphase, in der die Einsatzstellen die Technik erproben und Schnittstellen zum bestehenden BOS-Digitalfunk abgestimmt werden, soll eine umfassende Evaluation erfolgen. Auf Grundlage dieser Auswertung wird das Innenministerium über mögliche Anpassungen und Erweiterungen entscheiden. Damit wird sichergestellt, dass das System nicht nur als isolierte Ergänzung dient, sondern sich schrittweise in die bestehende Kommunikationsarchitektur der Gefahrenabwehr integriert.
Bedeutung für die KRITIS-Kommunikationsarchitektur
Mit „SaFe“ wird eine mehrschichtige Kommunikationsarchitektur etabliert, die Redundanz, Interoperabilität und Resilienz gleichermaßen stärkt. Sie schafft Redundanz durch ein paralleles, unabhängiges Netz, Interoperabilität durch die Nutzbarkeit in internationalen Einsatzszenarien und Resilienz durch Unabhängigkeit von Energieinfrastruktur und lokaler Netzlast. Damit setzt Baden-Württemberg ein technisches Signal für die Zukunft: Nur durch den Aufbau redundanter, verschlüsselter Kommunikationssysteme können Einsatzkräfte auch in Extremszenarien sicher geführt werden.


