Unfälle verhindern, bei kritischen Ereignissen richtig reagieren. Gewinnen Sie Einblicke in modernste Sicherheitskonzepte, mit denen Unternehmen sich effektiv vorbereiten und schützen können. Tauchen Sie ein in spannende Live-Demonstrationen. Auf einer riesigen Aktionsfläche zeigt der Werkfeuerwehrverband Deutschland (WFVD) neueste Entwicklungen und innovative Maßnahmen.
Denn: Systematische und gut organisierte Brandschutzordnung kann Leben retten und Schäden an Gebäuden und Ausrüstung minimieren. Daher müssen Unternehmen entsprechende Vorkehrungen treffen und regelmäßig überprüfen, ob ihre Brandschutzmaßnahmen auf dem neuesten Stand sind. Neben der Prävention von Bränden ist auch ein effektives Notfallmanagement von großer Bedeutung, um im Ernstfall schnell und effizient handeln zu können.
Wie kommt es typischerweise zu Unfällen?
Wie reagiert man, wenn ätzende Flüssigkeit aus einem Behälter austritt? Die Auswirkungen sind oft gravierend. Wie man im Einsatz handeln und wie man betroffene Personen versorgen muss, das zeigen Auszubildende der Werkfeuerwehren Rain Carbon in Castrop-Rauxel, BP in Gelsenkirchen, Evonik Witten und Wesseling, Axalta Wuppertal und Ineos Phenol in Gladbeck. Schon weit im Voraus üben sie für die WFVD-Aktionsfläche. Außerdem drehen sie – übrigens alle in der firmeneigenen Ausrüstung – einen Film für die Messe, der veranschaulicht, wie es typischerweise zu solchen Unfällen kommt.
Weiteres Highlight ist ein Flugfeld-Löschfahrzeug, das genutzt wird, um den Brandschutz auf Flugbetriebsflächen sicherzustellen. Im Simulator können Besucher*innen üben, wie sich das riesige Fahrzeug bewegen lässt und wie beispielsweise Wasserwerfer automatisch ausgefahren werden.
Richtig handeln im Notfall
Richtig handeln im Notfall: Ebenfalls über einen Simulator laufen Übungen mit einer Erste-Hilfe-Puppe. Sie hat einen Atemwegswiderstand wie ein richtiger Mensch und kann nur bei korrekter Kopfüberstreckung beatmet werden. Bei der Herzdruckmassage hat sie eine realistische Thoraxkompression und meldet, ob die eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich waren.
Verschiedene Unternehmen präsentieren Highlight-Produkte. Dräger gewährt Einblicke in die neueste Messtechnik für Drohnen. ForLife als Fitnesstrainer zeigt seine individuellen Tests und Programme für Feuerwehr und Rettungsdienst. Denn Fitness und psychische Gesundheit sind die Grundlage dafür, leistungsfähig für den herausfordernden Beruf zu bleiben. Das Unternehmen Northdocks lädt zu Gefahrenprävention-Trainings in virtuelle Welten ein. Dabei handelt es sich um eine mobile Trainingslösung, die Feuerwehren und Organisationen die Möglichkeit gibt, realistische Einsatzszenarien mit Feuerlöscher und Strahlrohr in virtueller Realität zu trainieren – schnell, sicher und ortsunabhängig. Ergänzt wird das System durch Module wie CPR-Trainings, Erste Hilfe und Planspiele.
Die Zukunft smarter PSA
Neueste Entwicklungen in der Bekleidungstechnik werden vorgestellt und es wird ein Ausblick in die Zukunft der smarten PSA gewährt. Im Verbund mit der Smart PSA GmbH zeigt die cubos Internet GmbH intelligente Indoor-Ortung mit Notfallbuttons zur Alarmierung in Gefahrenlagen. Die Buttons lassen sich auch mit weiteren IoT-Geräten verbinden.
Wichtiges Thema auf der Aktionsfläche ist außerdem Dekontamination nach dem Einsatz. Es wird von den Kollegen der Organisation Feuerkrebs organisiert. Dieses Jahr gibt es praktische Vorführungen, die zeigen, wie ein Feuerwehrmann – unterstützt von einem Hygieneassistenten – seine kontaminierte Schutzkleidung sicher ablegt, ohne sich selbst zu verunreinigen oder Gefahr zu laufen, krebserzeugende Stoffe aufzunehmen.
Live-Demonstrationen finden täglich von 10 bis 16 Uhr statt:
Besucher können hautnah erleben, wie effektive Brandschutzmaßnahmen in der Praxis funktionieren und können sich für die eigenen Sicherheitsvorkehrungen insperieren lassen. Außerdem sind Interessierten auf die WFVD-Standparty am Donnerstag, 6. November eingeladen.
Brandschutz zum Anfassen: Praxis, Innovation, Inspiration
Die kommunikationsprofis der A+A haben mit Christian Ronig von Werkfeuerwehr Evonik in Marl und dem stellvertretenden Vorsitzenden des WFVD, über aktuelle Trends, Chancen und Herausforderungen gesprochen.
A+A: Immer häufiger werden Drohnen im Feuerwehr-Dienst eingesetzt? Was funktioniert schon gut?
Christian Ronig: „Wir arbeiten schon viel mit Drohnen. Die Bilder lassen sich auf jedes Endgerät übertragen. Visuell ist das schon super mit den Drohnen.
Es gibt zwei Systeme. Das eine kann man aus der Einsatzzentrale fliegen. Ich sitze beispielsweise im Chemiepark Marl und kann mir eine weit entfernte Einsatzstelle ansehen. Unsere Drohnen können auch mit Dräger Messtechnik bestückt werden, so dass wir nicht nur Bilder erhalten, sondern auch Werte zur Gefahrenstoffkonzentration in der Umgebung bei Austritten. Die Daten werden auf verschiedene Endgeräte wie Tablets übertragen.
Das zweite System (Fesseldrohnen) nutzt beispielsweise die Currenta aus den Einsatzfahrzeugen heraus. Da sind die Drohnen an Kabel gebunden. Das zeigen wir beides auf der Messe.
Es gibt auch Flächenflügler, die deutlich weiterfliegen, aber nicht anhalten können. Sie müssen im Kreis geflogen werden und bieten sich deshalb für Werkfeuerwehren nicht an.
Einsätze mit frei fliegenden Drohnen sind nicht so einfach zu planen. Man braucht eine Genehmigung des Luftfahrtbundesamtes (LBA), es braucht im Vorfeld eine Gefährdungsbeurteilung und es muss alles dokumentiert werden. Das ist schon aufwendig. Da sind Fesseldrohnen unkomplizierter.“
A+A: Und was ist noch verbesserungswürdig?
Christian Ronig: „Die Sensorik wird durch die Leistungsfähigkeit der Drohne limitiert. Schnell wird sie zu schwer, zu groß und damit zu teuer. Wünschenswert ist, dass außerdem die Akkulaufzeit von 30-35 Minuten deutlich verbessert wird.“
A+A: Gibt es auch akustische Signale wie Durchsagen oder Hinweise über Drohnen?
Christian Ronig: „Das ist theoretisch vorstellbar und sicher auch sinnvoll, wird aber so von uns als Werkfeuerwehr noch nicht eingesetzt. In der Regel gibt es in den Werken auch eigene Systeme für Durchsagen.“
A+A: Wie steht es mit dem Einsatz von Smarter Bekleidung, die beispielsweise die Vitalparameter der Einsatzkräfte überwacht?
Christian Ronig: „Erste Versuche mit einer solchen Bekleidung gibt es schon. Und das ist sicher auch sinnvoll, denn Kollegen mit langjähriger Erfahrung werden weniger, es herrscht eine höhere Fluktuation als früher. Und junge Menschen sind sehr aufnahmebereit, was neue Techniken und Technologien angeht. Deswegen müssen wir versuchen, mehr Daten zu sammeln und sie dann zur Verfügung stellen.“
A+A: Wie steht es mit Digitalisierung, KI, Virtual und Augmented Reality in der Ausbildung?
Christian Ronig: „AR und VR werden immer häufiger eingesetzt. Auf unserer Aktionsfläche zeigen wir simuliertes Fahrtraining für ein Flughafen-Einsatzfahrzeug. Das lässt sich auf andere Fahrzeugtypen einfach übertragen. Auch Gefahreneinsätze wie das Löschen mit Feuerlöschern und Strahlrohren können über die VR-Brille simuliert werden.
Sinnvoll sind Softwarelösungen vor allem auch für die Stabsausbildung, weil Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft und dann genutzt bzw. eingesetzt werden können.
Darüber hinaus ist es nicht einfach, digital oder KI-gestützt zu arbeiten, weil die Sicherheitsanforderungen an den Datenschutz für die Feuerwehr sehr hoch sind. Open Source-Modelle können wir nicht nutzen. KI-gestütztes Arbeiten gehört also noch nicht zu unserer Alltagsrealität.“
A+A: Wie passen Sie die Einsatzstrategien an den Klimawandel bzw. an die Extremwetterereignisse an?
Christian Ronig: „Bei der Werkfeuerwehr entsteht die Wärme neben der Außentemperatur durch die Abwärme der Maschinen und Anlagen. Wir haben u.a. Klimawesten für besseren Schutz angeschafft. Bei Vegetationsbränden braucht man eine ganz andere Ausrüstung. Und solange die Einsatzkräfte die nicht haben, hilft nur viel trinken und schnellere Ablösung bei den häufig sehr lang andauernden Löscharbeiten.
Aber die drei Tage Ende Juni neulich mit Temperaturen bis zu 40 Grad waren auch für uns in Marl eine Herausforderung. Es gilt, vor allem im Vorfeld schon viel zu unternehmen, dass man im Extremfall gut gerüstet ist. Wir arbeiten mit Starkregenkarten, die kostenlos im Internet zur Verfügung stehen. Gut vorbereitet kann man das Wasser dann so lenken, dass nichts verstopft. Wir haben außerdem Hochwassermodule nachgerüstet (Tauchpumpen und Stromaggregate), so dass man auch unabhängig arbeiten und abpumpen kann. Klimagefahren mit Starkregen, Überflutungen, Bränden waren aber auch Thema unserer Jahresveranstaltung im Januar in Berlin.“
A+A: Wie gewinnen und binden Sie qualifizierte Einsatzfachkräfte?
Kann man manche Personallücke auch mit technologischen Tools kompensieren?
Christian Ronig: „Der Fachkräftemangel ist auch für uns ein großes Problem. Die Boomer gehen in Rente, es kommen wenig Interessierte nach und jungen Menschen fehlt es oft an der nötigen Fitness. Außerdem stellt der öffentliche Dienst eine starke Konkurrenz für uns dar. Die Ausbildung machen alle Feuerwehr-Azubis noch zusammen, danach verlieren wir die Leute. Der öffentliche Dienst lockt mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes und guter Bezahlung.
Der Vorteil der Werkfeuerwehren: Wir können mit spezieller Technik und größeren Fahrzeugen punkten. Außerdem gibt es keine Angriffe auf Einsatzkräfte und auch die vielen Fahrten vom Rettungsdienst fallen weg. Unser Schwerpunkt liegt auf Prävention, so dass es gar nicht erst zu Einsätzen kommen muss. In unserem Imagefilm, der auf der Messe zu sehen ist, berichten einzelne Werkfeuerwehr-Leute von ihrer Arbeit. Wir hoffen, ein großes Spektrum an Interessierten ansprechen zu können.
Verbesserte Sicherheitstechnik hat in den letzten Jahren zu einer Abnahme von Bränden und Umweltereignissen geführt, es kommen aber auch immer wieder neue Risiken hinzu. Neue Materialien im Baubereich (z.B. Fassadendämmungen), vermehrter Einbau von Gebäudetechnik und nicht zuletzt der Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus in allen Bereichen des täglichen Lebens. Es sind sogar ganze Feuerwehr-Wachen abgebrannt, weil die Akkus in den Gerätschaften auf den Fahrzeugen Feuer gefangen haben. Aber auch hier geht die Entwicklung weiter. Es bleibt wichtig, sich immer auf neue Gefahren einzustellen.
Feuerwehrarbeit ist und bleibt personalintensiv und daher auch weiterhin ein spannender Job mit Zukunft!“



