Der globale Markt für Videoüberwachung steht vor einem weiteren Wachstumsschub. Laut einer aktuellen Analyse des Marktforschungsunternehmens Memoori erreichten die weltweiten Umsätze mit Videoüberwachungsgeräten und -software im Jahr 2024 rund 31,1 Milliarden Euro. Für 2025 prognostizieren die Analysten 32,7 Milliarden Euro, bevor das Marktvolumen bis 2030 auf nahezu 44,1 Milliarden Euro anwachsen dürfte. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von knapp 6 Prozent – und spiegelt den tiefgreifenden Wandel der Branche von reaktiven Sicherheitssystemen hin zu intelligenten, datengetriebenen Infrastrukturen wider.
Von der reaktiven zur strategischen Sicherheitsinfrastruktur
Die aktuelle Entwicklung der Videoüberwachungsindustrie zeigt einen klaren Trend: Aus einem klassischen Überwachungswerkzeug, das primär zur nachträglichen Ereignisanalyse diente, wird zunehmend ein strategisches Instrument für operative Intelligenz.
Moderne Systeme sind heute integraler Bestandteil von Sicherheits-, Verkehrs- und Stadtmanagementlösungen. Videoüberwachung dient nicht mehr nur der Dokumentation, sondern liefert wertvolle Daten zur Verhaltensanalyse, Risikobewertung und Entscheidungsunterstützung.
Laut Memoori ist diese Transformation vor allem softwaregetrieben. Analytik-, Cloud- und KI-Lösungen wachsen derzeit mehr als doppelt so schnell wie der klassische Hardwaremarkt.
Software und Analyse als Wachstumstreiber
Die Studie teilt den Markt in vier Kernsegmente auf:
- Video-Kamerahardware,
- Software und Analytik,
- Video-Speicherlösungen und
- unterstützende Infrastrukturkomponenten.
Während der Absatz physischer Kameras zwar weiterhin steigt, verlagert sich der Schwerpunkt zunehmend auf Softwarelösungen, künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-basierte Dienste. Diese Bereiche generieren nicht nur höhere Margen, sondern schaffen auch dauerhafte Einnahmequellen durch abonnementbasierte Geschäftsmodelle.
Für viele Anbieter bedeutet dies einen tiefgreifenden Strategiewechsel: weg von reinen Hardwarelieferungen, hin zu integrierten Plattformlösungen mit regelmäßigen Updates, datenbasierten Services und langfristigen Kundenbindungen.
Künstliche Intelligenz verändert das Marktprofil
Ein besonders starkes Wachstum verzeichnet das Segment der KI-fähigen Kameras mit Edge Processing. Laut Prognose werden diese Systeme bereits 2025 einen erheblichen Anteil an den weltweiten Kameraauslieferungen ausmachen.
Durch die Verlagerung der Rechenleistung an den Rand des Netzwerks (Edge) können Kameras Daten lokal verarbeiten und in Echtzeit Analysen durchführen – etwa zur Objekterkennung, Kennzeichenerfassung, Bewegungsanalyse oder zur datenschutzgerechten Verpixelung von Personen.
Damit entwickelt sich Videoüberwachung von einem passiven Aufzeichnungssystem zu einer aktiven, handlungsorientierten Informationsquelle, die sicherheitsrelevante Entscheidungen unmittelbar unterstützt.
Drohnen als neue Dimension der Überwachung
Eine weitere dynamische Entwicklung betrifft den Einsatz von Drohnen in der Videoüberwachung. Drohnensysteme erweitern den Aktionsradius stationärer Kameras erheblich. Sie ermöglichen:
- flexible Überwachung großer Flächen und kritischer Infrastrukturen,
- schnelle Reaktionszeiten im Ereignisfall,
- sowie eine dauerhafte Beobachtung weitläufiger oder schwer zugänglicher Areale.
In Kombination mit bodenbasierten Systemen und Leitstellen entstehen vernetzte, mobile Sensornetzwerke, die das Sicherheitsmanagement revolutionieren. Besonders in Bereichen wie Grenzschutz, Industrieanlagen oder Großveranstaltungen werden Drohnensysteme zunehmend als Standardkomponente betrachtet.
Geopolitische Faktoren verändern Marktstrukturen
Der Bericht weist außerdem auf die anhaltenden geopolitischen Spannungen zwischen China und westlichen Ländern hin, die die Marktlandschaft nachhaltig verändern.
US-amerikanische Import- und Beschaffungsbeschränkungen sowie FCC-Zulassungsverbote für bestimmte chinesische Anbieter haben den Markt de facto in zwei Lager geteilt. Diese Entwicklung eröffnet neue Chancen für Hersteller, die sich als NDAA-konforme und cyberresiliente Alternativen positionieren.
Unternehmen mit Fokus auf Datentransparenz, regulatorische Konformität und Sicherheitszertifizierungen profitieren derzeit besonders von dieser geopolitischen Umstrukturierung.
Investitionen, Fusionen und Übernahmen
Zwischen September 2023 und August 2025 registrierte Memoori 24 M&A-Transaktionen im globalen Videoüberwachungsmarkt. Das gesamte Investitionsvolumen belief sich auf ca. 3,5 Milliarden Euro bei insgesamt 38 abgeschlossenen Finanzierungsrunden.
Besonders aktiv zeigt sich der Bereich der Plattformkonsolidierungen, bei denen Hardware-, Software- und Cloud-Komponenten zu ganzheitlichen Systemlösungen verschmolzen werden. Private-Equity-Gesellschaften spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Marktzugänge neu strukturieren und strategische Allianzen fördern.
Zudem treiben Akquisitionen im KI- und Computer-Vision-Bereich die Integration von Machine-Learning- und Datenschutztechnologien voran. Damit positionieren sich Anbieter zunehmend als End-to-End-Lösungsanbieter entlang der gesamten Überwachungskette.
Ausblick: Von der Kamera zum kognitiven Sicherheitsnetz
Die globale Videoüberwachungsbranche befindet sich an einem Wendepunkt. Das Wachstum wird künftig weniger durch den reinen Hardwareabsatz, sondern durch datenbasierte Services, künstliche Intelligenz und Cloud-Analytik bestimmt.
Das klassische Überwachungsbild – Kamera, Aufnahme, Auswertung – weicht einem vernetzten Ökosystem intelligenter Sensoren, das präventiv agiert, Risiken antizipiert und Entscheidungen in Echtzeit unterstützt.
Mit einem prognostizierten Marktvolumen von knapp 44 Milliarden Euro bis 2030 entwickelt sich Videoüberwachung zu einem zentralen Bestandteil moderner, datengetriebener Sicherheits- und Stadtinfrastrukturen.
Die Branche steht damit exemplarisch für den Wandel von reaktiver Sicherheit zu proaktiver Intelligenz – und damit für den nächsten Schritt in der Evolution digitaler Sicherheitssysteme weltweit.


