Akzent schadet Bewerbern im Auswahlverfahren

April 26, 2024

Sprachliche Vielfalt: Nachteil im Job-Interview (Foto: pixabay.com, Tridindia)

Analyse deutscher Forscher fördert sprachbedingte Verzerrungen bei der Personalauswahl zutage

Wer regionalen Dialekt spricht oder einen Akzent hat, ist in Personalauswahlverfahren oft benachteiligt. Das zeigt eine Meta-Analyse von Forschern der Freien Universität Berlin (https://fu-berlin.de), der Universität Ulm (https://uni-ulm.de) und der Hochschule Neu-Ulm (https://hnu.de). Details der Studie (https://iaap-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apps.12528) sind in der Zeitschrift „Applied Psychology“ nachzulesen.

Abweichler „weniger kompetent“

Laut dem Team werden Bewerber, die eine Nicht-Standardsprache sprechen, wie etwa ethnische und migrationsbedingte Sprachvarietäten oder regionale Dialekte, in Vorstellungsgesprächen als weniger kompetent wahrgenommen und erhalten daher seltener ein Stellenangebot. Die Wissenschaftler haben Daten von 3.615 Teilnehmern aus 22 Einzelstudien analysiert, sodass ihre Ergebnisse einen umfassenden Überblick über die aktuelle internationale Forschung zu diesem Thema bieten.

Primärstudien für die Meta-Analyse basierten entweder auf dem US-amerikanischen/britischen Standard-Englisch oder auf Deutsch als Standardsprache. Verglichen wurde, wie Vorstellungsgespräche von Bewerbern, die die Standardsprache sprachen, mit solchen, die eine Nicht-Standardsprache sprachen, wahrgenommen und bewertet wurden – auch wenn die Antworten der Bewerber auf Fragen inhaltlich identisch waren.

„Einstellungsfähigkeit“ niedriger

Zentrale Ergebnisse des Team unter der Leitung von Niklas Schulte von der Freien Universität Berlin: Bewerber, die eine Nicht-Standardsprache sprechen, gelten als weniger kompetent als standardsprachige Bewerber mit den gleichen Qualifikationen. Zudem wird ihre wahrgenommene „Einstellungsfähigkeit“ niedriger eingeschätzt als bei sonst identischen standardsprachlichen Bewerbern. Die Forscher fanden keine Hinweise darauf, dass Personalleiter sich in ihren Einstellungsentscheidungen weniger von diesen Vorurteilen beeinflussen lassen als Nicht-Profis.

Aufgrund der Ergebnisse ihrer Meta-Analyse empfehlen die Forscher, strukturierte Interviews mit vordefinierten Fragen zu verwenden, die sich auf die Stelle konzentrieren. „Die Bewertung sollte sich auf die Qualifikation und die Eignung des Bewerbers für die Stelle beziehen – also auf den Inhalt seiner Antworten, nicht auf seinen Akzent oder seine Sprache. Dies könnte uns helfen, die negativen Auswirkungen von Voreingenommenheit oder Fehlurteilen zu verringern und ein faireres Auswahlverfahren zu gewährleisten“, so Schulte.

Related Articles

Künftige Kontaktlinse kontrolliert Computer

Künftige Kontaktlinse kontrolliert Computer

Auge: Neue Hightech-Kontaktlinse steuert künftig den Computer (Foto: Helmut Strasil, pixabay.com) Smartes Hightech-System der Universität Nanjing erfasst Augenbewegungen in hoher Auflösung Neuartige intelligente Kontaktlinsen eines Teams um Fei Xu vom College of...

Briten bauen Strahlenkanone gegen Drohnen

Briten bauen Strahlenkanone gegen Drohnen

So sieht die neue britische Anti-Drohnen-Strahlenkanone aus (Foto: Gabriele Molinelli, gov.uk) Elektromagnetisches Feld zerstört zum Bruchteil der üblichen Kosten wirkungsvoll die Elektronik Ein Team des Defence Science and Technology Laboratory...

15. Mai, Internationaler Familientag

15. Mai, Internationaler Familientag

Neue INSA-Studie belegt, Familie ist für die überwältigende Mehrheit nach wie vor unersetzlich und bleibt Grundlage für Lebensglück- Mehr Kinder sind gewünscht – Starke Kritik an Familienpolitik von Bundesministerin Pau Die überwältigende Mehrheit (87%) sagt, dass für...

Share This