Die Deutsche Bundesbank geht in einer aktuellen Studie der Frage nach, wie Bargeld in der Zukunft genutzt wird. Dazu skizziert die Studie drei unterschiedliche Szenarien für das Bezahlen mit Bargeld im Jahr 2037. Diese Szenarien sind keine Prognosen, es sind mögliche Zukunftsbilder. Wir wollten eine Vorstellung davon erhalten, in welchem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld Bargeld zukünftig eingebettet ist, um daraus Handlungsoptionen ableiten zu können, erklärte Burkhard Balz, Mitglied im Vorstand der Bundesbank. Die Zukunftsszenarien sollen einen Beitrag dazu leisten, dass die richtigen Weichenstellungen vorgenommen werden, damit Bargeld auch künftig ein attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel ist, ergänzte Balz. Die Bundesbank hat den gesetzlichen Auftrag, in Deutschland jederzeit ausreichend Euro-Bargeld in hoher Qualität bereitzustellen.
Das Szenario „Die hyperdigitale Bezahlwelt“ beschreibt eine sehr digitalisierte Welt, in der Bargeld aus dem Alltag der meisten Menschen beinahe verschwunden ist, es nur noch wenige Bankfilialen oder Geldautomaten gibt und auch das Geldabheben an der Ladenkasse nicht mehr möglich ist, da man im Handel kaum noch bar bezahlen kann. Das Szenario „Die Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance“ beschreibt eine teilweise Rückbesinnung auf das Bargeld und seine Vorzüge. Die Bargeldnutzung ist in diesem Szenario zunächst gesunken, stabilisiert sich aber in den 2030er Jahren. Das Szenario „Die verschwindende hybride Bezahlwelt“ spiegelt ein Umfeld wider, in dem die Nutzung von Bargeld sehr stark von den Lebensumständen der Menschen abhängt. Im Handel wird die Kundschaft zu bargeldloser Zahlung ermutigt. Der Zugang zu Bargeld verschlechtert sich stetig und die Bargeldnutzung schleicht sich aus.
In keinem Zukunftsszenario verschwindet das Bargeld komplett, erläuterte Burkhard Balz. Doch in zwei von drei Bezahlwelten wären der Zugang zu Bargeld und die Akzeptanz nicht voll gewährleistet. Damit wäre die Wahlfreiheit praktisch nicht gegeben und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten gefährdet.
Die von der Bundesbank in Auftrag gegebene Studie wurde vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus von Februar 2022 bis November 2023 erstellt. Sie identifiziert anhand von Interviews mit Wissenschaftlern, Bargeldakteuren, Notenbanken und Sozialverbänden sowie einer umfassenden Literaturrecherche und einer repräsentativen Online-Umfrage eine Reihe von Schlüsselfaktoren, die Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Bargelds haben könnten. Schlüsselfaktoren sind zum Beispiel die allgemeine Bargeldakzeptanz etwa im Handel oder im ÖPNV, der Zugang zu Bargeld zum Beispiel über Geldautomaten oder an der Ladenkasse, die Anforderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an Zahlungsmittel oder die Verbreitung verschiedener unbarer Zahlungsmittel.
Die Studie zeigt, dass der Erhalt und die breite Verwendung des Bargelds keine Selbstläufer sind, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Balz. In der repräsentativen Umfrage gaben 93 Prozent der Befragten an, dass sie auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen. Alle Akteure des Bargeldkreislaufs und die Politik müssten handeln, um diesem Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr gerecht zu werden, erklärte Balz.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, möchte die Bundesbank die Zusammenarbeit mit den Bargeldakteuren und den Dialog mit der Zivilgesellschaft verstärken. Um ihren gesetzlichen Auftrag auch zukünftig zu erfüllen und Bargeld als physisches Kernprodukt sicherzustellen, wird die Bundesbank in ihr effizientes und zukunftssicheres Filialnetz investieren und die Analysen zum Bargeld fortsetzen.
Die Studie finden Sie auf der Internetseite der Bundesbank unter: