Im Rahmen eines komplexen Blitzschutzprojekts wurde am Hauptbahnhof Nürnberg ein individuell gefertigter, hochspannungsfester Blitzschutzmast aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) mit Aluminiumbestandteilen installiert. Das Bauteil ersetzt den bestehenden Fahnenmast auf dem über 40 Meter hohen Kuppeldach des historischen Empfangsgebäudes und integriert ein vollständig isoliertes Blitzschutzsystem nach den Vorgaben der Blitzschutzklasse II.
Die technische Umsetzung musste mehrere zentrale Restriktionen erfüllen:
– Statisch bedingte Weiternutzung der originalen Mastaufnahme am denkmalgeschützten Bauwerk
– Verzicht auf innenliegende Ableitungen aufgrund einer unmittelbar unter dem Gebäude verlaufenden U-Bahn-Infrastruktur
– Erfüllung der Schutzanforderungen für kritische Bahninfrastruktur, insbesondere im Hinblick auf digitale Stellwerkstechnik und gebäudeseitige Elektronik
Zur Planung der Fangeinrichtung kam das dynamische Blitzkugelverfahren nach Enhanced Dynamic Ground Mapping (EDGM) zum Einsatz. Die Methode ermöglicht eine simulationsgestützte Analyse möglicher Einschlagpunkte unter Berücksichtigung variabler Blitzparameter (z. B. Steilheit, Stromstärke, Einfallwinkel) und komplexer Dachgeometrien. Daraus resultierte eine optimierte Anordnung der Fangeinrichtungen bei gleichzeitig reduzierter Systemkomplexität.
Der verbaute Mast verfügt über ein hochspannungsfest isoliertes Ableitsystem gemäß DIN EN 62305-3, welches auch bei direktem Einschlag eine sichere Führung der Blitzströme entlang der Maststruktur gewährleistet, ohne gefährdende Überschläge auf Gebäudeteile oder technische Infrastruktur. Die elektrotechnische Trennung zur bestehenden Dachhaut erfolgt durch ein abgestimmtes Abstandskonzept gemäß den Vorgaben für isolierten Blitzschutz.
Die Installation erfolgte bei laufendem Bahnbetrieb in Abstimmung mit Gebäudemanagement, Denkmalschutz und Bahninfrastrukturbetreibern.



